Geisterkomödie – Wer hat Angst vorm weißen Mann?

09.10.2013 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Wer hat Angst vorm weißen Mann?
ARD
Wer hat Angst vorm weißen Mann?
17
6
Bayrischer Metzger, afrikanischer Asylbewerber. Der Filmmittwoch im Ersten, diesmal mit übernatürlicher Völkerverständigung und einer teutonischen Mischung aus Ziemlich beste Freunde und Ghost – Nachricht von Franz.

Nach einem Schlaganfall kehrt der mürrische Fleischer Franz Rissmeyer (Andreas Giebel) aus dem Krankenhaus in den Familienbetrieb zurück und muss entsetzt feststellen, dass Tochter Zita (Brigitte Hobmeier) während seiner Abwesenheit einen afrikanischen Asylbewerber eingestellt hat. „Ein Neger in meiner Metzgerei?“, pöbelt der bayrische Griesgram, während Alpha (Tony Mpoudja) trotz der fremdenfeindlichen Ressentiments um ein freundschaftliches Verhältnis zum lädierten Unternehmer bemüht ist. Zwei, drei Minuten Spielzeit braucht es lediglich, um das Thema zu setzen und alle Figuren zu versammeln. Wie es sich für öffentlich-rechtliche Fernsehfilme gehört, verzichtet Wer hat Angst vorm weißen Mann? auf eine Exposition, um kein unnötiges Bild für seine Erzählabsichten zu vergeuden. Was also folgt, will und muss absehbar sein, als gehe es eigentlich nur darum, Gras beim Wachsen zuzusehen. Oder eben der Annäherung von Franz, dem Sturkopf aus dem Lehrbuch, der gegen alles und jeden wettert, und Alpha, dem hilfsbereiten Asylbewerber.

Klar, Witz und Belehrung, die redaktionelle Topkombination, nicht nur für eine „rabenschwarze Komödie“ (sic), die im Auftrag des Bayerischen Rundfunks produziert und als Multikulti-Arznei verschrieben wird. Seine systematische Bekömmlichkeit (Relevanz plus Frohsinn, Themenfernsehen lockerleicht und fluffig) aber reichert Wer hat Angst vorm weißen Mann? mit einer Wendung an, die, zumindest im Rahmen vergleichbarer TV-Filme, beinahe wagemutig erscheint. Denn olle Nieselprim Franz verunglückt tödlich, als er gegenüber Alpha handgreiflich wird, und wandelt fortan als Geist auf Erden! Drehbuchautorin Dominique Lorenz und Regisseur Wolfgang Murnberger (Der Knochenmann) verstoßen hier tatsächlich gegen das ARD-Gebot der Genre-Klarheit, indem sie Kulturkomödie, Geisterfilm und Liebesgeschichte vermischen. Und das sogar mit einer halben Handvoll Spezialeffekten, die lediglich dann ihren Dienst verweigern, wenn der Geisterfleischer noch sichtbaren Atem produziert.

Der filmische Versöhnungsauftrag erteilt sich diesmal also aus übernatürlicher Warte, die einen phantastischen Filmmittwoch im Ersten verspricht. Nicht nur Ziemlich beste Freunde, sondern auch ein bisschen Ghost – Nachricht von Sam. Oder halt von Franz. Und weil der Film in einer Hokuspokusszene schon zu Beginn subtil auf die Spiritualität des Einwanderers verwies (exotische Mystik in München, versteht sich), muss Alpha in diesem sensationellen Versuch eines teutonischen Doppel-Remakes jetzt nicht nur den Omar Sy, sondern auch die Whoopi Goldberg geben. Nur er kann den verstorbenen Franz wahrnehmen („Siehst du mich, Bimbo?“), nur er kann die finanziell angeschlagene Fleischerei vor dem drohenden Aus bewahren. Wenn auch mitnichten autark: Die weiße Weisung aus dem Jenseits ist immer zur Stelle, um dem kongolesischen Studenten den rechten Weg aufzuzeigen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News