Freud bei Netflix: Die Horrorversion von Babylon Berlin ist keine Therapiestunde

26.03.2020 - 07:20 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Die Netflix-Serie Freud feierte auf der Berlinale 2020 ihre Premiere. Ab sofort könnt ihr die komplette 1. Staffel schauen und in die Welt des jungen Sigmund Freud eintauchen.

Netflix hat ein neues deutschsprachiges Original veröffentlicht. Die Rede ist von der geheimnisvollen Historienserie Freud, die als deutsch-österreichisch-tschechische Koproduktion entstanden ist. Im Mittelpunkt der Geschichte befindet sich ein junger Sigmund Freud, der noch weit davon entfernt ist, die Welt mit seinem Denken zu verändern.

Wir haben die ersten drei Folgen von Freud auf der Berlinale 2020 gesehen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Schöpfung von 4 Blocks-Mastermind Marvin Kren durchaus einen Blick wert ist. Nachfolgend haben wir euch die wichtigsten Eindrücke zur Serie noch einmal zusammengefasst.

Die wichtigsten Fakten zur Netflix-Serie Freud

  • Alle acht Episoden der 1. Staffel von Freud wurden von Marvin Kren inszeniert. Zudem schrieb er gemeinsam mit Stefan Brunner und Benjamin Hessler die Drehbücher.
  • Robert Finster verkörpert den jungen Sigmund Freud. Der wird von den meisten Menschen für einen Scharlatan gehalten und greift auf die ein oder andere Notlüge zurück, um seine Theorien zu behaupten.
  • Freud ist eine Koproduktion von Satel Film und Bavaria Fiction. Die Serie wurde für das ORF und Netflix in Auftrag gegeben. Es ist das erste Projekt dieser Art.

Obwohl Freud mit dem Wien der 1880er Jahre einen ziemlich unverbrauchten Schauplatz präsentiert, wirkt die Serie auf den ersten Blick gar nicht so eigenständig, im Gegenteil: Die Vorbilder sind deutlich zu erkennen, besonders mit einem Blick auf die Historienserien der vergangenen Jahre, allen voran das hiesige Prestige-Projekt Babylon Berlin.

Die Netflix-Serie Freud hat viele Serien-Vorbilder

Die Kulisse ist hier ein entscheidender Hauptdarsteller - und genauso bewusst (nur deutlich gruseliger) setzt Marvin Kren das alte Wien in Szene. Dazu kommt eine Prise The Alienist - Die Einkreisung und The Knick, immerhin haben wir es ebenfalls mit Verbrechen und dem Überschreiten medizinischer Grenzen zu tun, was mitunter verheerende Folgen nach sich zieht.

Und dann wäre da noch die schaurige Showtime-Serie Penny Dreadful. Besonders wenn der junge Sigmund Freud versucht, durch das Medium Fleur Salomé (Ella Rumpf) die versteckten Abgründe des Unterbewusstseins zu erforschen, werden Erinnerungen an die von Fantasy- und Mystery-Elementen getränkte Eva Green-Serie wach.

Freut tastet sich immer wieder an den Horror heran, was für einige richtig eklige, höchst unangenehme Szenen sorgt. Marvin Kren hat sichtlich Spaß, verschiedene Genre-Versatzstücke in seiner Netflix-Serie auszuprobieren. Am Ende steht jedoch neben der Hauptfigur die Gesellschaft im Wien des ausklingenden 19. Jahrhunderts im Vordergrund.

Während sich Sigmund Freud - vorzugsweise mit der Unterstützung von Kokain - damit beschäftigt, die Regeln zu brechen, erzählt Marvin Kren von einer Stadt, die in einem Nebel der Ungewissheit versinkt. Zuerst sorgen grausame Morde für Aufruhr. Es dauert aber nicht lange, bis sich die Kluft zwischen dem Fortschritt und der Tradition als größte Bedrohung in den gepflasterten Straßen entpuppt.

Freud sollte mehr das alte Wien sprechen lassen

Um die gesellschaftlichen und politischen Aspekte der Serie auszuleuchten, rückt Marvin Kren den Polizeiinspektor Alfred Kiss (Georg Friedrich) in den Vordergrund. Als tobende Persönlichkeit wird dieser eingeführt, fast wie ein Bösewicht. Nach und nach entpuppt er sich jedoch als tragische, verlorene Gestalt, die sich hinter kommandierenden Worten versteckt.

Alfred Kiss ist das Überbleibsel eines Krieges, der sein Gesicht gezeichnet hat und seine Seele selbst all die Jahre später weiterquält. Wo Sigmund Freud voller Neugier in das Unterbewusstsein von Fleur Salomé blickt, würde er nur erschrecken vor den düsteren Abgründen, die sich bei Alfred Kiss auftun. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie noch mehr davon erforscht.

Die 1. Staffel von Freud ist seit dem 23. März 2020 auf Netflix verfügbar.

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