Wenn die Oscars den besten Netflix-Moment des gesamten letzten Jahres nicht ehren, mache ich es eben

28.04.2021 - 15:05 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Will Ferrell und Rachel McAdams in Eurovision Song Contest: The Story Of Fire SagaNetflix
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Beim Oscar sträflich übergangen, von mir innig geliebt: Der beste Netflix-Moment des letzten Jahres ist eine Liebeserklärung an mordende Elfen und Selbstfindung.

Wenn Will Ferrells liebliche Stimme erklingt, wenn Pierce Brosnan die Arme hochreißt und Rachel McAdams die unsingbare Note singt, dann ist das der beste Netflix-Moment 2020. Eine Komödie, in der ein Boot voller Anwärter*innen auf den Eurovision Song Contest (ESC) explodiert, liefert einen emotionalen Höhepunkt, den niemand kommen sah.

Húsavík - My Home Town aus Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga war als Bestes Lied nominiert, aber die isländische Elfenmagie hat nicht für den letzten Schritt gereicht. Es ist derselbe Schmerz, wenn das falsche Lied beim Eurovision Song Contest gewinnt. Eine Liebeserklärung:

Die beste Netflix-Szene des ganzen Jahres verdient mehr ein Nicken der Oscars

Was haben Komödien und der ESC gemeinsam? Sie werden allzu oft belächelt und unterschätzt von Leuten, die Schwarzweiß für ein Qualitätsmerkmal hält. Dabei ist Humor beim Filmemachen die wahre Königsdisziplin und der Spagat zu einem Finale, in dem Tränen fließen, die Vollendung.

Überzeugt euch in diesem Video selbst davon, dass Will Ferrell tatsächlich singen kann und lasst die Magie des Filmfinales auf euch wirken:

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Manche würden sagen, alleine die Oscar-Nominierung einer Klamauk-Komödie mit messerwerfenden Elfen ist ein kleiner Gewinn, doch das wird vor allem den Elfen nicht gerecht.

Meine Kollegin Jenny Jecke schrieb um 4.36 Uhr entsetzt in ihrem Live-Blog zur Oscar-Verleihung:

Auffällig bisher: Kein Oscar für Eurovision Song Contest, was ein SKANDAL ist.

Diese Aussage hat umso Gewicht, wenn man es sich und dem eigenen Biorhythmus tatsächlich angetan hat, die Oscars zu schauen. Denn vor der eigentlichen Verleihung wurde eine fast genau so umwerfende Performance von Húsavík - My Home Town, in Island, mit Kinderchor und der originalen Sängerin Molly Sandén gezeigt:

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Inklusive Boot im Hintergrund, das so heißt wie meine gute Freundin Hildur aus Mosfellsbaer. Wer schonmal in Island war, der weiß übrigens, dass dort alles so magisch aussieht, wie Mosfellsbaer klingt.

Der eigentliche Skandal am Húsavík-Gate ist aber nicht, dass Eurovision nicht das Beste Lied gewonnen hat, sondern nicht einmal eine Nominierung als Bester Film bekam. Was das größtenteils dröge Nominierungs-Einerlei gut vertragen hätte. Denn ich hab noch nicht einmal angefangen, von dem Sing-A-Long in Eurovision zu erzählen.

ESC-Gewinnerin Conchita Wurst in Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga

Inklusive Conchita Wurst und einem bunten, queeren und schillernden Cameo-Fest, bei dem der ESC selbst vor Neid erblasst, feiert Eurovision die Vielfalt der Pop-Musik und -kultur.

Und vergesst nicht die Publikumslieblinge Jaja Ding Dong und Volcano Man. Eurovision hätte dieses Jahr eine eigene Kategorie nur für sich alleine bei den Oscars gebraucht, und Húsavík hätte gewonnen.

Netflix' epische Húsavík-Szene in Eurovision ist ein Wunderwerk der Komödienkunst

Es gibt Menschen, die müssen nur ihre Augenbraue bewegen und ich würde ihnen gerne einen oder auch alle Filmpreise hinterherwerfen. Will Ferrell ist so einer, allerdings geht es hier um etwas ganz anderes als seine Mimik. Es geht um sein Herz und darum, wie das Lied Húsavík Eurovision von einer guten Komödie zu einem herausragenden Film macht.

Rachel McAdams

Das Beste an Eurovision ist nämlich, dass es letztendlich gar nicht um den Protagonisten Will Ferrell geht, sondern um Rachel McAdams Figur Sigrit, ihre Selbstfindung und Emanzipation von ihrem Musik-Partner Lars. Und das alles dank Musik und einem ganz bestimmten Lied.

Weitere Gründe für die herausstechende Brillanz der Szene ist neben Rachel McAdams Überwältigung vor allem Will Ferrells Gesichtsausdruck beim Singen:

Will Ferrell

Sowie Dan Stevens unrasierte Brust und seine Reaktion darauf, wenn Sigrit die magisch hohe Note trifft:

Dan Stevens

Das Highlight könnten aber auch der jubelnde Pierce Brosnan als stolzer Papa Erick Erickssong (mit starker Betonung auf dem g!) sein:

Pierce Brosnan

Savan Kotcha, der neben Fat Max Gsus und Rickard Göransson für den Oscar nominiert war, erzählte in einem Interview mit ABC , dass in der echten Stadt Húsavík die Schulen am Tag nach der Oscarnominierung geschlossen haben. Die ganze Stadt schaut die Oscars, wie im Film die ganze Stadt den ESC schaut. Die perfekte letzte Pointe des Films.

Vielleicht hat meine Liebe für Húsavík auch etwas mit meiner überbordenden Sympathie für Island zu tun, aber ganz im Ernst, wer hat die denn nicht?

Es ist eine Filmszene, bei der du so laut lachst, dass dir die parallel fließenden Tränen zur Nase herauskommen, und das ist wahre Filmmagie.

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