Das Volk gegen ... Michael Cera

23.11.2011 - 08:50 Uhr
Michael Cera vor dem Filmgericht
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Michael Cera vor dem Filmgericht
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Vor dem Gericht hat sich heute Michael Cera zu verantworten. Sein unlustiges Ulkfest Year One war nicht nur eine sträfliche Beleidung für Freunde des Humors, sondern auch peinlich, im Sinne von schmerzvoll. Das ist Körperverletzung, aber gehört sie bestraft?

Michael Cera konnte mit seiner Art als unsicherer Teenager bereits viel Freude schenken. Aus seinem Lebenslauf streichen wird er aber vermutlich das Machwerk Year One – Aller Anfang ist schwer. Zusammen mit Jack Black wurde bewiesen, dass einer in jedem Film dieselbe Rolle spielen kann, ohne dass das etwas über die Qualität aussagt. Anscheinend funktionieren Michael Cera und Jack Black in der Vorzeit nicht. Ob das vor Strafe schützt, wird das Filmgericht klären.

Auf der Anklagebank: Michael Cera
Die Tat: Year One – Aller Anfang ist schwer

Ankläger: quadzar
Verteidigerin: freakingmuse

Führungszeugnis
Es hat eigentlich ganz gut angefangen mit dem Angeklagten. Nach diversen Nebenrollen in Serien und Filmen wie Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind tat sich Herr Cera als George Michael Bluth in Arrested Development hervor und festigte dort sein heutiges Image als sozial unfähiger Teenager. Dieses schauspielerische Verhalten legt er seitdem in verschiedenen Abstufungen immer wieder an den Tag. Das sollte niemanden stören, passt seine Standardrolle doch hervorragend in Superbad, Juno oder Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Von unsicheren Teenagern bekommt das Publikum nie genug, was auch anfängliche Trittbrettfahrer wie Jesse Eisenberg beweisen. Umso schwerer wiegt die Anklage für sein größtes Vergehen, Year One.

Anklageverlesung
Steinzeitmenschen sind lustig, das hat sich der Regisseur Harold Ramis wohl gedacht, als er sein Verbrechen an allen denkenden Menschen beging. Steinzeitmenschen können auch lustig sein, wenn es dem Zuschauer nicht überdeutlich und immer wieder gesagt wird. Infantiler Fäkalhumor und Keulen, mehr bekommen wir in Year One – Aller Anfang ist schwer nicht geboten. Hier zeigt sich, dass der Film nichts weiter ist, als eine Ausbeutung der Erwartungen an die Charakterköpfe Herrn Black und Herrn Cera. Beide können in diesem Skript nicht gedeihen und verschlimmern die Gesamtsituation mit ihren ewig gleichen Manierismen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, besonders wenn der zum Zeitpunkt des Drehs schon etablierte Herr Cera es besser wissen müsste. Somit hat er sich auf das geldmacherische Spiel eingelassen und gehört bestraft.

Verteidigung
Die Schwächen von Year One sind eindeutig: das Script ist nicht lustig und die Aufmachung ist lächerlich. Das jedoch, verehrte Jury, sind Dinge, die wir dem Angeklagten kaum vorwerfen können, denn er macht das Beste aus seiner Rolle. Gewohnt souverän spielt er sein darstellerisches Markenzeichen, den unsicheren Außenseiter. Es sollte ihm sogar Zugute gehalten werden, dass er sich nicht von Mimik- und Gestikausnahmetalent Jack Black an die Wand spielen lässt. Viele andere Darsteller in seinem Alter hätten sich von einem Kollegen wie Jack Black und einem schlechten Skript entmutigen lassen, doch nicht Michael Cera. Er schafft es, sich in diesem desaströsen Film zu beweisen und ihn mit so viel Würde, wie ein Mann im Fellrock nur haben kann, durchzustehen. Das sollte ihm hoch angerechnet werden.

Schlussplädoyer der Anklage
Herr Cera ist nach Meinung der Anklage für Year One zu verurteilen. Seine zum Tatzeitpunkt bereits gefestigte Rolle einfach in ein überulktes Steinzeitszenario zu werfen, ist berechnend und moralisch nicht zu rechtfertigen. Nichtmal mit dem Argument, die Performance von Herrn Cera hätte sich gegen diejenige von Herrn Black behauptet. Das ist kein Problem, denn der Großteil der mitleiderregenden Fäkel- und Sexwitze wurde auf Herrn Black abgeladen, während Herr Cera unmotivierte Protestbemerkungen machen durfte. Das unpassende Szenario von Year One hat erstmals die Eindimensionalität der Charakterrolle Herrn Ceras freigelegt. Fehlende Wandelbarkeit ist an sich nicht strafbar, aber in diesem Fall ist sie so auffallend, dass die Linie zur Illegalität klar überschritten wurde. Herr Cera hätte sich nicht in den falschen Film verirren sollen.

Schlussplädoyer der Verteidigung
Year One wurde nur kurze Zeit nach seinen Erfolgsfilmen Superbad und Juno, sein Durchbruch war noch ganz frisch. Wir können also kaum davon reden, dass er sich bereits als Darsteller etabliert hat. Vielmehr befand er sich zum Zeitpunkt dieses Films in jenem Schwebezustand, in dem es sich entscheidet, ob ein Schauspieler in Hollywood weitere Rollen angeboten bekommt oder nicht. Wir können Herrn Ceras Angst wohl verstehen, schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden. Wer würde also an seiner Stelle zu einem Rollenangebot in einem Jack-Black-Film, egal wie schlecht, nein sagen? Mein Mandant beging eindeutig eine Verzweiflungstat und hierfür, verehrte Jury, sollte er nicht verurteilt werden.

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