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Das französische Terrorkino - Die wichtigsten Filme und Regisseure

31.03.2018 - 10:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
New French ExtremityCapelight Pictures
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Zum Start von Ghostland blicken wir zurück auf die Welle des französischen Horrorkinos. Wir haben für euch die wichtigsten Filme und Regisseure zusammengefasst.

Am 05.04.2018 startet mit Ghostland der neue Horrorschocker des französischen Regisseurs Pascal Laugier in den deutschen Kinos. Dieser bot mit seinem Film Martyrs vor 10 Jahren seinem Publikum ein wahrhaft traumatisches Erlebnis. Durch die Härte und Schonungslosigkeit seiner Aufmachung und Thematik wird der französische Horrorfilm immer wieder mit der Welle des französischen Terrorkinos in Verbindung gebracht. Doch was ist eigentlich das französische Terrorkino, welches international auch als New French Extremity bezeichnet wird? Unser Lexikon des Horrors hat die Antwort parat.

Wir haben für euch ein kleines Einmaleins des französischen Terrorkinos zusammengestellt, in dem wir euch die wichtigsten Regisseure und Filme dieser Gattung, die jeder Horrorfan kennen sollte, präsentieren wollen. Aber zuerst wollen wir einmal die Frage beantworten, was diese ominöse Welle der Terrors eigentlich ist. Eigentlich kann man gar nicht von einem Trend oder einer Bewegung im Sinne eines Dogmas sprechen. Der Begriff wurde durch die Fachpresse und durch Kritiker geprägt, die einer aufkommenden Härte und Gewaltdarstellung im französischen Kino einen Namen gegeben hat. Die mit dem Phänomen der Terrorfilme populär gewordene Bezeichnung New French Extremity fand ihren Ursprung in einem Artikel von James Quandt in der Zeitschrift Artforum  im Jahr 2004.

Die wichtigster Vertreter der französischen Horrorwelle

Was ist die New Extremity?

Konkret bezieht sich diese Welle der New French Extremity auf den Zeitraum der frühen 2000er Jahre. In diesen Jahren erschienen einige Filme französischer Regisseure, die die Grenzen der Darstellung von Sex und Gewalt überschritten und neu definierten, nachdem sich bereits Ende der 1990er Jahre eine thematische Verlagerung im französischen Arthouse-Kino abzeichnete. Auch das Konzept des Happy Ends ließ sich in diesen Beiträgen des europäischen Horrorkinos selten finden. Angelehnt an das amerikanische Exploitation- und Grindhouse-Kino wurden Gewalt und Terror hier zum maßgeblichen Stilmittel. Da der Begriff der New French Extremity eine Vielzahl an Filmen verschiedener Genres umfasst, wollen wir uns in diesem Artikel vorrangig auf die Filme des Horrorgenres beziehen, die dieser neuen Filmgattung des Terrorkinos ein neues Gesicht gaben.

Die Filmtitel, die Teil der New Extremity sein sollen, variieren je nach Auffassung der verschiedenen Filmjournalisten, die sich mit dieser Thematik befasst haben. Ein gemeinsamer Nenner ist jedoch die Ähnlichkeit zum Subgenre des Torture-Porns aus den USA. Die Popularität der Filme des französischen Terrorkinos öffneten den meisten beteiligten Regisseuren die Türen nach Hollywood. Dies wirkt jedoch etwas konträr zu den Ursprüngen ihrer französischen Horrorbeiträge, die eigentlich Teil einer Gegenkultur zum Mainstream waren. Die Hintergründe eines jeden Films der Terrorwelle sind unterschiedliche und waren entweder Resultate der französischen Filmbranche, der Politik, der Gesellschaft oder einfach nur ein Liebesbrief an die Klassiker des Horrorgenres.

Ils/Trouble Every Day/Sheitan

Die Anfänge des Extremkinos

Ein entscheidender Faktor zur Entstehung und der Prägung des neuen Terrorkinos waren die soziopolitischen Veränderungen in Frankreich. Der aufkeimende Rechtsextremismus und ein hochkochender Unmut in der Gesellschaft gipfelten bei den brutalen und landesweiten Unruhen im Jahr 2005. Auch die Studentenunruhen aus dem Jahr 2006 können zu der gewalttätigen Grundstimmung gezählt werden, die die französischen Horrorthriller maßgeblich prägte. Wenn wir die Welle des französischen Terrorkinos einmal auf die wichtigsten Grundpfeiler herunterbrechen, besteht diese im Grunde aus fünf Horrorthrillern, die zwischen 2003 und 2008 erschienen sind. Hinsichtlich einer Einordnung als Antwort auf eine gesellschaftliche Grundstimmung sind es sogar nur drei herausstehende Titel, die in den Jahren 2007 und 2008 erschienen.

Doch auch schon zuvor entstandene Filme greifen die Identität dieses filmischen Trends auf. So ist der von Claire Denis inszenierte Erotik-Horrorfilm Trouble Every Day von 2001 ein Vorreiter des Terrorkinos und verband bereits die Thematiken von Sex, Gewalt und Weiblichkeit in Verbindung mit Leid, die die spätere Terrorwelle formten. Hier spielte Béatrice Dalle eine zentrale Rolle ehe sie wenige Jahre später eines der größten Monster der New Extremity verkörpern sollte. Für Denis war Trouble Every Day jedoch bis heute der letzte Horrorfilm in ihrer Filmographie. Ein weiterer Vertreter der wichtigen Terrorfilme ist der Home-Invasion-Film Them - Spiel oder stirb, dessen Thematik in ähnlicher Form auch in dem britischen Film Eden Lake zu finden ist. Nach dem Erfolg ihres Films wurden die zwei Regisseure David Moreau und Xavier Palud mit der Inszenierung des US-Remakes The Eye beauftragt. Das Vorgehen, Regisseure französischer Horrorfilme nach Hollywood zu holen, lässt sich bei allen folgenden Filmen der New Extremity finden.

High Tension

Alexandre Aja - Haute Tension (High Tension)

Der Beginn der Erfolgswelle des französischen Terrorkinos datiert sich auf das Jahr 2003, in dem Regisseur Alexandre Aja seinen extrem brutalen Splatterfilm High Tension veröffentlichte. Nach seiner nordamerikanischen Premiere auf dem Toronto International Film Festival startete High Tension einen erfolgreichen Festivalzyklus und wurde zu einem Geheimtipp für Hardcore-Horrorfans, der von der Kritik eher weniger wohlwollend aufgenommen wurde. Dennoch machte sich High Tension für Aja mehr als bezahlt und schon wenig später durfte er sein nächstes Filmwerk in Hollywood umsetzen.

In Deutschland ist die ungekürzte Version von High Tension aufgrund der extremen Gewaltdarstellung indiziert. Von allen Vertretern des französischen Terrorkinos kann Alexandre Aja bis heute auf die erfolgreichste Karriere in Hollywood zurückblicken. Nach dem Remake von Wes Cravens Exploitation-Horror The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen blieb er auch bei seinen folgenden Projekten Mirrors, Piranha 3D und Horns dem Horrorgenre treu.

Inside

Alexandre Bustillo und Julien Maury - À l'intérieur (Inside)

Für Fans des französischen Extrem-Horrorkinos erschienen 2007 gleich zwei überaus brutale Vertreter. Der erste war das Regiedebüt der beiden Filmemacher Alexandre Bustillo und Julien Maury. In ihrem Film Inside - Was sie will ist in dir versucht eine psychotische Frau, gespielt von Béatrice Dalle, einer hochschwangeren Frau ihr Kind wortwörtlich aus dem Leib zu reißen. Das extrem gewalttätige und spannende Katz-und-Maus-Spiel der zwei Protagonistinnen begeisterte viele Hardcore-Horrorfans und gilt als einer des besten Vertreten der französischen Horrorwelle. Wegen seiner überaus drastischen Gewalt ist die ungekürzte Fassung von Inside in Deutschland nicht nur indiziert, sondern auch beschlagnahmt, womit der Verkauf des Film strafbar ist.

Wie bei fast allen Vertretern des französischen Horrorkults wurde Hollywood auch auf Maury und Bustillo aufmerksam. Jedoch schlugen die Versuche, sie für amerikanische Remakes wie Hellraiser und Halloween 2 zu gewinnen, fehl. Stattdessen blieben die beiden Regisseure vorerst ihrem Genre und ihrer Heimat treu und inszenierten die zwei Horrorfilme Livid - Das Blut der Ballerinas und Among the Living - Das Böse ist hier. Für ihren gemeinsamen vierten Spielfilm gelang schließlich der Sprung nach Amerika und das Horrorduo verfilmte das Texas Chainsaw-Prequel Leatherface - The Source of Evil, welches im Februar 2018 auch in Deutschland erschien.

Frontière(s)

Xavier Gens - Frontière(s)

2007 feierte mit Frontier(s) ein weiterer französischer Horrorfilm seine Premiere, der von alle Vertretern den wohl stärksten Bezug auf die Aufstände in Frankreich im Jahr 2005 und die Bedrohung des Rechtsextremismus nimmt. Als eine Art Texas Chainsaw Massacre mit Nazis statt Kannibalen erschuf Xavier Gens ein nihilistisches Gewaltspektakel, das blutrünstig und schockierend sämtliche Tabus zu brechen versucht. In Deutschland ist Frontier(s) nur in einer gekürzten Version im Handel erhältlich. Die Uncut-Fassung ist seit 2009 indiziert.

Noch bevor Gens seinen Erstlingsfilm in die französischen Kinos bringen konnte, erschien bereits sein erster Hollywoodfilm, die Adaption des Videospiels Hitman - Jeder stirbt alleine. Anschließend wurde es erstmal ruhig um Xavier Gens, ehe er 2011 seinen nächsten englischsprachigen Film The Divide veröffentlichte. Nach einer längeren Pause kehrte Gens im Jahr 2017 mit gleich zwei Genrefilmen, dem Exorzistenhorror The Crucifixion und dem Horrordrama Cold Skin, zurück.

Martyrs

Pascal Laugier - Martyrs

Kaum ein französischer Film ist umstrittener und wurde mehr diskutiert und analysiert als Pascal Laugiers transzendentales Folterepos Martyrs aus dem Jahr 2008. Gleichzeitig stellt dieser Horrortrip auch den Zenit des französischen Extrem-Horrors dar. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 7.0 habt ihr Martyrs als besten Film des französischen Terrorkinos bewertet. Martyrs ist ein roher und bildgewordener Albtraum, der das Gefühl von Leid und Schmerz direkt auf seine Zuschauer überträgt. Wie bei fast allen der genannten Filmbeiträge steht hier eine weibliche Protagonistin im Vordergrund, deren Psyche und Physis auf unbeschreiblich grausame Art demontiert wird. Somit reiht sich Martyrs auch in die vorherrschende Thematik der Terrorkinos ein, die sich dem Zerfall des menschlichen Körpers als größten Angstfaktor annimmt. Somit lässt sich auch das Genre des Body-Horrors als Vorbild dieser Filme bezeichnen.

In Deutschland ist die unzensierte Version von Martyrs auf Liste A indiziert worden. Nach dem Erfolg von Martyrs, besonders im Ausland, erhielt auch Pascal Laugier die Chance, mit The Tall Man seine erste US-Produktion zu realisieren. Anschließend hatte Laugier jedoch Schwierigkeiten ein weiteres Projekt zu finden. Sechs Jahre nach The Tall Man veröffentlichte Laugier schließlich seinen vierten Spielfilm und kehrte mit dem französisch-kanadischen Schocker Ghostland zu seinen Wurzeln des Terrorfilms zurück.

Pascal Laugier selbst ist jedoch ein Gegner  einer Einordnung französischer Horrorfilme als eine Art Trend oder Bewegung, da seiner Meinung nach diese Filme in Frankreich kaum bzw. nur schlecht wahrgenommen wurden und im Verhältnis zu der Masse an produzierten Filmen in Frankreich die Anzahl der Horrorfilme zu geringfügig ist, um von einem Trend sprechen zu können.

Weitere Bekannte des Terrorkinos

Natürlich kann die französische Terrorwelle als noch viel umfangreicher betrachtet werden. Wir haben uns in diesem Artikel jedoch den Regisseuren zugewandt, die in der Folge ihrer Terrorbeiträge dem Horrorgenre treu geblieben sind. So ist auch Gaspar Noé ein Teil der New Extremity, der mit kontroversen Filmen wie Irreversibel und dessen extremer sexueller Gewalt die Grenzen der Erträglichkeit für viele Zuschauer überschritten hat. Weitere Vertreter dieses filmischen Trends sind auch Olivier Assayas (Demonlover) und Marina de Van (In My Skin).

Die Nachwirkungen der New Extremity

In den folgenden Jahren der großen Popularität extrem gewalttätiger Filme aus Frankreich wurden noch weitere Horrorfilme produziert, die jedoch eher weniger der Bewegung zuzuordnen sind. Zu diesen Filmen gehören unter anderem die Horrortitel Die Horde, Die Meute, Caged und Mutants - Du wirst sie töten müssen!. Doch auch 10 Jahre nach dem Ende der französischen Horrorwelle lassen sich die Nachwirkungen dieses kurzlebigen aber Eindruck hinterlassenden Genres finden. So könnte das Horrordrama Raw der französischen Regisseurin Julia Ducournau eben dieser Bewegung entsprungen sein. Auch dem Rachethriller Revenge aus dem Jahr 2017 von Coraline Fargeat ist eine Verwandschaft zum Extrem-Horror und modernen Grand Guignol nicht abzusprechen. Dennoch hat es im Horrorgenre seit der Erfolgswelle des Terrorkinos, welche Hand in Hand mit dem Erfolg der Torture-Filme in den USA einherging, kaum derartige Gewaltspitzen mehr gegeben.

Aufgrund ihrer Beliebtheit entstanden im Nachgang der Welle des Horrorkinos englischsprachige Remakes zu den Filmen Inside und Martyrs. Die Regisseure der Originale waren an den Neufassungen nicht beteiligt. Da bei diesen Remakes auf eine Darstellung der extremen Gewalt verzichtet wurde, wurden Inside und Martyrs von Horrorfans und Kritikern mehrheitlich negativ aufgenommen.

Welche französischen Horrorfilme konnten euch am meisten schockieren?

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