Drei Jahre nach seinem oscarprämierten Drama The Whale ist Darren Aronofsky mit seinem neuesten Film auf der großen Leinwand zurück. In Caught Stealing lässt er eine Reihe von Gangstern auf Dune 2-Star Austin Butler los, der sich in einer ebenso atemlosen wie amüsanten Fahrt durch die Unterwelt von New York City kämpft.
Kurz vor Kinostart hatte Moviepilot die Möglichkeit, mit Aronofsky über den Film in Berlin zu sprechen. Dabei verriet uns der Regisseur, warum er Charlie Hustons Roman verfilmen wollte, wie die Arbeit mit Butler und einer überaus begabten Katze ablief, und wie verschiedene Kulturen das New York der 90er Jahre geprägt haben.Moviepilot: Caught Stealing ist eine Crime-Thriller-Comedy, die auf dem Roman von Charlie Huston basiert. Was hat dich zu dem Buch und dem Film hingezogen?
Darren Aronofsky: Das Buch war natürlich der Anfang. Ich habe es gelesen und ich fand es sehr aufregend, sehr energetisch und sehr unerwartet. Ich habe vor langer Zeit versucht, die Rechte zu bekommen und es hat nicht geklappt. Zeit ist vergangen und plötzlich ist es wieder aufgetaucht. Und als es wieder aufgetaucht ist, habe ich es nochmal gelesen und hatte immer noch viel Spaß damit. Dann haben wir angefangen, es zu entwickeln.
Ich habe das Gefühl, dass der Ton anders als bei vielen deiner vorherigen Filme wie etwa Requiem for a Dream oder The Whale ist, die mit sehr schweren Themen umgehen. War das erfrischend für dich, mit etwas leichterem Material zu arbeiten?
Auf jeden Fall. Der Prozess, einen Film zu machen, ist zwar immer ähnlich. Leute glauben manchmal, dass es super intensiv ist, einen Film wie Requiem for a Dream zu machen, und wie bei jedem Film ist es auch zeitweise sehr intensiv. Aber wir haben immer viel Spaß dabei, ihn zu machen. Also weiß ich nicht, ob der Prozess anders gewesen ist. Ich wollte aber definitiv eine andere Form der Unterhaltung schaffen. So wie ich mich selbst in der Welt gefühlt habe, war ich in der Stimmung für einen Film wie diesen. Also bin ich meinem Instinkt gefolgt.
Der Film fühlt sich wie ein Liebesbrief an New York an. Wie war der Drehprozess für dich als jemand, der selbst in New York aufgewachsen ist?
Es war toll. Aber in New York zu drehen, ist nie einfach. New Yorker:innen sind nie einfach. Sie haben immer etwas zu sagen. Aber es ist so ein wundervoller Ort und viele der Drehorte sind für mich ikonisch. Und mir macht es großen Spaß, sie mit dem Publikum zu teilen. Denn ich liebe die Stadt einfach. Schon als ich jünger war und Gäste von außerhalb zu Besuch hatte, war es immer schön, ihnen die verschiedenen Gegenden der Stadt zu zeigen.
Austin Butler gibt in dem Film eine großartige Performance ab. Hattest du ihn von Anfang an für die Rolle im Kopf oder wie lief der Casting-Prozess ab?
Ich war vorher nicht sonderlich mit ihm vertraut. Ich habe ihn zufällig bei einer Preisverleihung getroffen, als er Elvis gemacht hat und ich an The Whale gearbeitet habe. Er war einfach ein totaler Gentleman und natürlich wunderschön. Aber es war auch klar, dass er jemand ist, der hart arbeitet. Und ich habe ihm einen Vertrauensvorschuss gegeben. Und ich denke, er hat das toll gemacht. Das Publikum kann ihm gut folgen und er steckt so viel von sich selbst in seine Performance.
Noch eine großartige Performance liefert die Katze ab.
Auf jeden Fall, der Daniel Day-Lewis der Katzen.
Stimmt es, dass sie von mehreren Katzen dargestellt wurde? Wie war es, mit einer Katze am Set zu drehen?
90 Prozent der Performance war von einer bestimmten Katze, Tonic. Ein unglaubliches Wesen, das in einen Raum laufen kann, auf einem Marker sitzen oder da hinschauen kann, wo man möchte, und das immer wieder. Das war wundervoll. Aber Tonic mag es nicht angefasst oder gehalten zu werden. Also hatten wir eine andere Katze, die da eingesprungen ist. Und wir hatten ein paar weitere Katzen für ein paar andere Szenen. Aber letztendlich hat Tonic das meiste gemacht. Es ist sonst oft sehr, sehr schmerzhaft [mit Tieren am Set zu arbeiten]. Aber Tonic hat es uns nicht zu schwer gemacht, das war ziemlich toll.
Musik spielt in deinen Filmen immer eine große Rolle. Diesmal hast du für den Soundtrack mit der Band Idles zusammengearbeitet. Wie kam das zustande?
Ich bin ein großer Fan von ihnen und als ich sie getroffen habe, habe ich ihnen gesagt, dass ich großer Fan bin und sie waren auch Fans von mir. Dann sind wir in Kontakt geblieben. Als ich angefangen habe, den Film zu entwickeln, hatte ich die Idee, dass es cool wäre, wenn der Film so etwas wie eine Hausband hätte. Und sie waren sofort dabei.
Ich habe ihnen das Drehbuch geschickt. Sie haben fünf Songs geschrieben, ohne überhaupt eine Einstellung aus dem Film gesehen zu haben. Dann habe ich realisiert, dass ich auch einen Score brauche, aber das ist nicht wirklich das Steckenpferd der Band. Also bin ich zum Komponisten Rob Simonsen gegangen und meinte: “Lass uns einen Score schreiben, den Idles spielen kann”. Also ist alles, was man im Film hört und kein Needle-Drop ist, von Idles eingespielt.
Gab es bestimmte Szenen, die du am liebsten gedreht hast?
Die ganzen Action-Szenen haben viel Spaß gemacht. Das ist nichts, was ich schon oft in meinen Filmen gemacht habe. Mit den ganzen Teams und Expert:innen dafür zusammenzuarbeiten und sich neue Wege auszudenken, Verfolgungsjagden zu drehen, hat viel Spaß gemacht.
Auf dem Filmposter ist der Satz zu lesen: “2 Russen, 2 Juden und 1 Puertoricaner kommen in eine Bar”. War es Absicht, hier fast schon mit kulturellen Karikaturen zu spielen?
Ich würde sie nicht Karikaturen nennen. Ich denke schon, dass sie auf echten Menschen basieren. Auch in einem Klischee findet man oft etwas Wahres. Eine tolle Sache an New York ist die Diversität. Wir haben so viele Menschen aus aller Welt, die ihre eigene Sprache sprechen, oder ihre Sprache gemischt mit etwas Englisch, die ihre eigene Musik hören, die gemischt ist mit Musik, die aus New York kommt. Das spielt alles in dieses große Sammelbecken hinein.
Aber ich denke, dass sie dennoch alle unterschiedlich sind. Ich glaube nicht, dass wir schon mal chassidische Juden mit Maschinengewehren gesehen haben. Das spielt gegen das Stereotyp. Wahrscheinlich hat man schon mal russische Schwergewichte gesehen, aber wir haben zwei tolle russische Schauspieler besetzt, um dem etwas Wahrheit zu geben. Ich denke, es ist ziemlich realistisch. So war das East Village in den 90er Jahren. Die puerto-ricanische Kultur war ein so großer Teil davon und wir haben Colorado, Bad Bunnys Figur, an echte Menschen angelehnt, die sich damals dort herumtrieben.
Den Witz, der es auch auf das Poster geschafft hat, finde ich einfach ziemlich lustig. Ich hoffe, er spielt etwas mit den Erwartungen, die man hat, und dass der Film unerwartet mit diesen bricht.
Eine letzte Frage: Charlie Huston hat zwei Fortsetzungen zu Caught Stealing geschrieben. Könntest du dir vorstellen, diese auch zu verfilmen?
Diese Entscheidung treffe nicht ich, sondern das Publikum. Wir müssen sehen, ob das Publikum das möchte. Dann wird es zu meiner und Austins Entscheidung. Aber im Moment haben wir keine Wahl. Wir werden sehen, was passiert.
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Caught Stealing läuft seit dem 28. August 2025 in den deutschen Kinos.