Coupling - Britischer Humor & absurde Situationen

03.09.2012 - 08:00 Uhr
Coupling
moviepilot / BBC
Coupling
2
11
Dieser moviepilot-User ist von einem Original mehr begeistert, als vom Abklatsch. Lest, warum ihm die britische Serie Coupling besser gefällt als die angesagte US-Serie How I met your Mother.

Eine der angesagtesten Serien der letzten Zeit ist die Sitcom How I Met Your Mother. Elementare Bestandteile sind das Privatleben einiger Mittdreißiger und deren Beziehungen, originelle Storyideen sowie Witze im Minutentakt. Doch neu ist das alles natürlich nicht, auch meine Lieblingsserie (die bereits in den Jahren 2000-2004 gedreht wurde) basiert auf diesem Konzept: Coupling – Wer mit wem? – Eine Sitcom aus Großbritannien.

Autor Steven Moffat (Doctor Who, Sherlock) schuf aus der Beziehung mit seiner Frau Sue Vertue die Charaktere Steve und Susan, die gleich in der ersten Episode ein Paar werden. Beide bringen jeweils noch ihren engsten Kumpel bzw. Freundin sowie den Ex-Partner mit in die Clique, und schon haben wir den Cast aus sechs gnadenlos überzogenen Figuren. Dies sind u.a. Sally, Besitzerin eines Kosmetiksalons mit panischer Angst vor dem Altern sowie Frauenheld Patrick, der beim weiblichen Geschlecht an nichts anderes als Sex denkt und damit Erfolg hat. Neben Beziehungen und Konflikten zwischen den Geschlechtern sind sexuelle Themen also ein eindeutiger Schwerpunkt von Coupling, doch im Gegensatz zu manch anderer Serie sind hier keine Schauwerte wie explizite Nacktheit vonnöten, dafür wird allerdings kein Blatt vor den Mund genommen. Kein Wunder, dass eine wortgetreue amerikanische Neuauflage in den prüden USA zum Flop wurde.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sondern über britischen Humor und absurde Situationen lachen kann, sollte bei Coupling seinen Spaß haben. Ein weiteres Highlight sind die ungewöhnlichen Stilmittel: Neben nichtlinearen Handlungssträngen läuft auch mal fast eine komplette Episode im Splitscreen oder man sieht die gleichen Nine and a Half Minutes (so der Titel der Folge) aus drei verschiedenen Blickwinkeln. Auch mit cineastischen Referenzen wird übrigens nicht gegeizt. Doch wie wurde Coupling zu meiner Lieblingsserie? Während bei HIMYM wohl Barney Stinson die meisten Sympathien bekommt, besitzt Coupling mit dem bereits erwähnten Patrick einen ähnlichen Charakter, aber mein absoluter Lieblings-Serienheld ist Jeff Murdock (Richard Coyle) – eine Art Anti-Barney! Gleich die erste zufällige Begegnung beim Durchzappen irgendwann auf Comedy Central hat sich in mein Gedächtnis gebrannt:

Die drei Männer der Clique sitzen in ihrer Stammkneipe und beobachten eine attraktive Frau, die alleine dort ist. Nach ein paar scheinbar auffordernden Gesten ihrerseits versucht der schüchterne Jeff, sie anzusprechen. Dabei tritt er von einem Fettnäpfchen ins nächste, während die Frau einfach nur aufmerksam zuhört, ohne zu antworten. Als dann auch noch ihre Freundin auftaucht, zieht Jeff sich enttäuscht zurück.
- Und, wie ist es gelaufen?
- Sie verlässt das Land, sie spricht unsere Sprache nicht, und sie denkt, ich sammele Frauenohren in ’nem Eimer!
- Naja, du warst schon schlimmer dran!

Zur Erklärung sei gesagt, dass die attraktive Frau eine israelische Urlauberin ist, die bald wieder abreist, was erst ihre Freundin durch Dolmetschen aufklären konnte. Immerhin verbringt sie am nächsten Tag ihren letzten Abend in London wieder in der gleichen Bar, wo sie erneut auf Jeff trifft. Ihm wird plötzlich klar, dass es ein großer Vorteil für ihn ist, sich nicht mit peinlichen Aussagen blamieren zu können. Sogar Wörter wie „Höschen“ lassen sich so ohne Scheu aussprechen. Man verfolgt also ein merkwürdiges Gespräch, in dem die Frau israelisch und Jeff in englischer Sprache spricht (bzw. deutsch in der Synchronisation), dennoch habe ich dabei geglaubt der Konversation gut folgen zu können. Doch dann kam ein unerwarteter Clou – die Szene wurde zurückgespult mit der Einblendung: „Nun stelle dir vor, du wärst Israeli!“

Das ganze Gespräch wird nun mit vertauschten Rollen wiederholt, diesmal versteht man also, was die Israelin wirklich gesagt hat. Es ist leicht zu erahnen, dass dabei einige Missverständnisse für komische Momente sorgen. Während die Frau letztlich sogar zu einem kleinen Abenteuer mit Jeff bereit wäre, ist diesem sein Glück nicht gegönnt. Die Folge endet schließlich damit, dass Jeff am Flughafen verzweifelt nach seiner bereits abgereisten Bekanntschaft schreit, doch was er für ihren Namen hält, ist aufgrund der vorausgegangenen Verständnisprobleme eigentlich das israelische Wort für „Brüste“…

Natürlich steht Jeff nur selten so sehr im Mittelpunkt einer Folge, trotzdem sind seine Auftritte für mich immer der Höhepunkt der Serie. Wenn er von einem Missgeschick ins nächste stolpert oder eigene Wortschöpfungen wie Kicherschleife und Sockenlücke erläutert (Fans werden wissen was gemeint ist), schlägt mein Serienherz einfach höher. Allerdings wäre auch Jeff ohne seine Freunde nur halb so lustig, denn nur gemeinsam machen sie Coupling zu der Serie, die mir so ans Herz gewachsen ist. In der vierten und letzten Staffel wird Jeff zwar durch einen mittelmäßige Kopie ersetzt, aber dies tut dem Unterhaltungswert keinen großen Abbruch. Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich selten vor dem Fernseher so viel gelacht habe, ohne dass es dabei peinlich wurde – außer für die Charaktere selbst. Humor und Genialität der Serie sind für mich bis heute unübertroffen, es bleibt nur eine Schwäche: die überschaubare Anzahl von leider nur 28 Episoden.


Wenn dir dieser Text gefällt, dann vergebe dein moviepilot-Herz unter dem Artikel. Wir zählen am Ende der Aktion Lieblingsserie die Likes zusammen. Wir veröffentlichen den Text anonym, um die Chancengleichheit zu gewährleisten.

Das könnt ihr bei der Aktion Lieblingsserie gewinnen.
Gewinne der Aktion Lieblingsserie

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News