1962 - Der erste James Bond jagt Dr. No

21.11.2011 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Sean Connery spielte 1962 den ersten 007 in James Bond jagt Dr. No
United Artists / moviepilot
Sean Connery spielte 1962 den ersten 007 in James Bond jagt Dr. No
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Markante Momente heißt unsere Rubrik, in der wir uns von der spannenden Gegenwart für einen Moment abwenden, um in die Vergangenheit des Films zu schauen. Diesmal wenden wir uns dem Jahr 1962 zu. Sean Connery spielte damals erstmalig den Agenten 007.

„Underneath the mango tree“, sang mit engelsgleicher Stimme die blonde Honey Ryder und entstieg, zwei riesige Muscheln in den Händen, in einem knappen Bikini dem glasklaren Wasser der fiktiven Insel Crab Key. Mit diesem gelungenen ersten Auftritt beeinflusste sie nicht nur entscheidend die Bademode der nächsten Saison, sondern setzte auch Maßstäbe, was die Besetzung einer der populärsten Nebenfiguren in einem Franchise betraf, das sich über die folgenden Jahrzehnte bis in die heutige Zeit stetig wachsender Beliebtheit erfreut. Honey Ryder, dargestellt von der Schweizer Schauspielerin Ursula Andress, war das erste Bond-Girl und für manche Fans sollte sie auch das einzig wahre Bond-Girl bleiben.

Die Qual der Wahl
Anfänglich stand die Produktion eines Films oder gar einer ganzen Filmreihe über den eleganten Agenten namens James Bond unter keinem besonders guten Stern. Der ehemalige Spion und Journalist Ian Fleming hatte bereits diverse Kurzgeschichten und Romane über einen britischen Geheimagenten verfasst, als die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli entschieden, den Roman namens James Bond 007 – Feuerball als ersten Teil einer möglichen Serie zu verfilmen. Unter dem gleichen Titel veröffentlichte aber der Erfinder des Bond-Charakters 1961 einen Roman, der aufgrund rechtlicher Auseinandersetzungen dazu führte, dass letztlich das sechste Buch der Reihe als Vorlage für den ersten Streifen diente: James Bond 007 jagt Dr. No.

Mit dem feststehenden Script sollten die Probleme aber noch lange nicht beseitigt sein. Schließlich musste nun ein adäquater Darsteller für die Rolle des 007 gefunden werden. Als Gewinner aus einem Casting ging das 28-jährige Model Peter Anthony hervor, der den optischen Ansprüchen zwar perfekt entsprach, schauspielerisch jedoch von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte.

So überzeugte letztlich der bis dahin weitgehend unbekannte Sean Connery die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli mit seinem „katzenartigen“ Gang. Ian Fleming ließ sich nicht ganz so schnell rumkriegen: Zu haarig und grobschlächtig war ihm der Schauspieler, und überhaupt war er als Schotte nicht britisch genug. Doch in Ermangelung besserer Alternativen gab der perfektionistische Autor schließlich sein OK, und die Dreharbeiten mit Sean Connery konnten beginnen.

Seit Jahrzehnten der selbe Drink
Seit diesen ersten Dreharbeiten hat sich viel getan. Zweiundzwanzig Bondfilme gibt es bereits, Nummer 23 namens James Bond 007 – Skyfall ist in der Mache. Dreizehn Regisseure haben sich während eines Zeitraums von immerhin einem halben Jahrhundert an dem Stoff abgearbeitet, sechs verschiedene Darsteller, zuletzt Daniel Craig, sind in die Haut des James Bond geschlüpft und haben den berühmtesten Drink der Filmgeschichte bestellt: Martini, geschüttelt natürlich, nicht gerührt. Besonders geheim ist der Geheimagent schon lange nicht mehr, jedes Kind kennt seinen Namen. Woher aber kommt die Faszination, die James Bond zum bisher am längsten laufenden Franchise der Kinogeschichte machte?

So very British
In jedem gut sortierten DVD-Regal finden wir sie: Superhelden, Bösewichte, Wahnsinnssportler, Superhirne, Agenten, die ganz harten Typen eben. James Bond hebt sich von ihnen deutlich ab. Einerseits allein durch die Optik: weder braucht er einen bunten Ganzkörperanzug aus Hightech-Kohlefasern, noch rennt er uramerikanisch im Feinripp-Unterhemd durch die Gegend und lässt die Muskeln spielen. Nein, Brite, der er ist, steckt er im perfekt sitzenden Anzug, schlicht, elegant, ein Bild von einem Mann.

Tatsächlich ist Bond aber mehr als eine geleckte Oberfläche. Zur Faszination trägt ganz sicher auch ein wesentlicher Charakterzug des Agenten mit der Lizenz zum Töten bei: sein Pragmatismus. Ein persönliches Interesse verfolgt er bei seinen Aufträgen genauso wenig wie er menschliche Schwächen zeigt oder moralische Bedenken hegt. Einen Wachmann massakriert er während seines ersten Leinwandabenteuers schon mal „weil es sein musste“. Im Grunde ist James Bond nichts als ein Arbeiter – auf einem Niveau allerdings, für das ihn der Ottonormalverbraucher vor der Flimmerkiste gern beneidet. Dazu noch exotische Schauplätze, ungewöhnliche Gadgets, britischer Charme, mitreißende Action, schnelle Inszenierung und ansehnliche Frauen – fertig ist das zeitlose Komplettpaket.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1962 bewegte:

Drei Filmleute, die geboren sind
03. Juli 1962 – Tom Cruise, der Typ aus Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel
17. September 1962 – Baz Luhrmann, Regisseur von Moulin Rouge
19. November 1962 – Jodie Foster, die kleine Iris aus Taxi Driver

Drei Filmleute, die gestorben sind
10. April 1962 – Michael Curtiz, Regisseur von Casablanca
20. Juli 1962 – Erna Morena, Schauspielerin aus Jud Süß
05. August 1962 – Marilyn Monroe, Objekt der Begierde in Manche mögen’s heiß

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscar – Lawrence von Arabien von David Lean (Bester Film, Bester Regisseur)
Étoile de Cristal – Jules und Jim von François Truffaut
Goldener Bär – Nur ein Hauch Glückseligkeit von John Schlesinger

Drei Ereignisse der deutschen Filmwelt
15. Januar 1962 – Spoiler-Skandal um das sechsteilige Fernsehspiel Das Halstuch von Francis Durbridge
28. Februar 1962 – Das Oberhausener Manifest markiert die Geburtsstunde des „Neuen Deutschen Films“
12. Dezember 1962 – Der Schatz im Silbersee, erster Film der erfolgreichen Karl May-Serie feiert Premiere

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
12. Juli 1962 – Brian Jones, Mick Jagger und Keith Richards gründen die Rolling Stones
14.-28. Oktober 1962 – Kubakrise
22. Oktober 1962 – Beginn der Spiegel-Affäre

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