The Batman braucht eine radikale Neuausrichtung: Das Vorbild gibt es schon

29.02.2020 - 09:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Batmans RückkehrWarner Bros.
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Mit The Batman erwartet uns 2021 eine spannende Neuausrichtung des dunklen Ritters. Batmans Rückkehr von Tim Burton könnte dafür ein entscheidender Wegweiser werden.

Mit The Batman darf Robert Pattinson unter der Regie von Planet der Affen: Survival-Macher Matt Reeves in die Fußstapfen von Ben Affleck, Christian Bale und Michael Keaton treten. Vor allem Letzterer könnte ein entscheidender Faktor für das Gelingen des neuen dunklen Ritters werden.

Wie wir inzwischen wissen, versteht sich der im Sommer nächsten Jahres anlaufende The Batman als Neuausrichtung des ikonischen Comic-Helden. Bereits dieser Umstand, etwas Frisches wagen zu wollen, lässt auf die entfesselte Exzentrik eines Batmans Rückkehr hoffen, mit dem Tim Burton seine ganz eigene Version von Batman auf die Leinwand bannte.

Die Parallelen zwischen The Batman und Batmans Rückkehr sind unverkennbar

Auch das namhaft besetzte Aufgebot einer ganzen Flut populärer DC-Schurken evoziert unweigerlich Assoziationen mit Tim Burtons Meisterwerk, in dem es Michael Keaton im verschneiten Gotham auch mit Catwoman (Michelle Pfeiffer) und dem Pinguin (Danny DeVito) zu tun bekommen hat.

The Batman

Die Parallelen zwischen Tim Burtons Klassiker und The Batman verhärten sich, wenn wir uns auf die Bekanntgabe von Matt Reeves verlassen, dass sich dieser auf keine explizite Comic-Vorlage festlegen möchte, sondern eine ganz eigene Vision umsetzt. Nach Justice League jedenfalls muss sich Batman nicht nochmal um das Gesamtwohl der Menschheit kümmern.

Stattdessen erwartet uns das komprimierte Handlungsgeflecht einer klassischen, dem Noir-Kino entlehnten Detektiv-Geschichte, in der Batman die Nächte damit verbringt, einen mysteriösen Serienkiller dingfest zu machen, der in Gotham sein blutiges Unwesen treibt.

Der schmale Grat zwischen Fan-Befriedigung und mutigen Ambitionen

Nachdem sich Tim Burton mit Batman noch den strengen Restriktionen von Warner Bros. beugen musste und dennoch ein echtes Zeitgeist-Phänomen erschuf, schöpfte er erst mit der Fortsetzung die ihm gestattete künstlerische Freiheit vollends aus. Erfolg gewährt Freiheit, wenn man so möchte.

Ähnlich könnte es auch mit The Batman laufen, der den Startschuss für eine Trilogie geben soll. Auch Matt Reeves sieht sich natürlich ein Stück weit gezwungen, sich den Anforderungen einer derart hochbudgertierten, prestigeträchtigen und zukunftsweisenden wie -orientierten Produktion zu beugen.

Im besten Fall aber gelingt es ihm, schöpferischen Ambitionen eine Stimme zu verleihen, die auch den Mut inne tragen, anzuecken, anstatt sich nur den Comic-Puristen anzubiedern. Batmans Rückkehr hat es unter diesem Blickwinkel gemeistert, sich ungemein individuell zu formulieren, ohne den Geist der Vorlage zu verleugnen, weil er Herz, Seele und Verstand besaß.

Beeindruckend – daran wird sich Matt Reeves messen lassen – ist, wie selbstverständlich es Tim Burton gelang, dem komplexen Ensemble um Batman, Catwoman (Michelle Pfeiffer), dem Pinguin (Danny DeVito) und dem verschlagenen Industriebaron Max Shreck (Christopher Walken) im Zuge einer Laufzeit von zwei Stunden gerecht zu werden. Ihre sich verstrebenden Konflikte werden kunstfertig zu einem zärtlich-homogenen Diskurs über Außenseitertum, Identität und die wahre Natur des Monströsen verwoben.

Batmans Rückkehr

Tim Burton aber hat sich nicht nur umsichtig in die von inneren Erschütterungen gezeichnete Psychologie seiner verdrängten (Anti-)Helden eingefühlt. Ihm ist es auch auf ungemein stimmungsträchtige Weise geglückt, Gotham als einen von architektonischen Widersprüchen und Absurdität gezeichneten Moloch zu visualisieren, dessen urbane Dynamik vom fingerfertigen Spiel auf der allseits gegenwärtigen Teufelsharfe dirigiert wird.

Dark & Gritty war gestern: Matt Reeves muss sich zum phantastischen Kino bekennen

Batmans Rückkehr war Charakter-Porträt, schwarzromantische Oper und sich durchweg seinen Comic-Wurzeln bewusst. Es bleibt zu hoffen, dass Matt Reeves einen ähnlichen Weg einschlägt und Batman auf der Leinwand endlich vom Dark & Gritty-Zwang befreit.

The Batman muss sich wieder als phantastisches Kino begreifen und erkennen, dass das Gefühl von gestalterisch-innovativer Kulissenhaftigkeit kein Nachteil sein muss. Gotham darf nicht länger wie New York, Chicago oder San Francisco aussehen. Es muss nicht länger von 9/11-Traumata durchzogen sein. Glasgow, wo The Batman gedreht wird, könnte eine spannende Entscheidung dafür werden.

Wahrscheinlich ist es daher unausweichlich, dass Matt Reeves sich nicht sklavisch an die Vorlagen (oder heutigen Sehgewohnheiten) bindet, sondern eine klare Eigendynamik sucht. The Batman muss nicht nur zur Reflexion über Licht und Schatten in einer moralisch verkommenen Welt werden. Er muss auch aus dem Schatten seiner Vorgänger treten.

Dass Robert Pattinson heute ähnlich belächelt wird wie es einst Michael Keaton wurde, ist da nur das Sahnehäubchen auf einer Torte, die nach purer Vorfreude schmeckt.

US-Start von The Batman ist der 25. Juni 2021, in Deutschland soll es am 24. Juni 2021 soweit sein.

Freut ihr euch auf The Batman?

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