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100 für die Ewigkeit

06.02.2020 - 21:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
City of God
Constantin Film
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Vor einer Woche habe ich mit meiner "100 für Ewigkeit" Blogreihe begonnen, in der ich 100 Filme aufliste die mich schon lange Zeit begleiten oder mich noch lange begleiten werden. Die Plätze 100-81 wurden also vergeben und somit kommen wir zu den nächsten zwanzig. Viel Spaß!

Hier geht es zum ersten Teil dieser Reihe.


Platz 80: Suspiria (1977)

Schon ein wenig amüsant, dass der beste Film von Giallo-Guru Dario Argento eben kein Giallo ist. Natürlich lassen sich einige prägnante Stilmittel eines Giallo finden, aber hier ist eher das Okkulte im Vordergrund, auch wenn es sehr ästhetisch inszenierte Tötungssequenzen gibt. In Suspiria ist es der kreative und artifizielle Geist Argentos und der Soundtrack der Band Goblin die uns das Blut in unseren Adern gefrieren lässt.


Platz 79: Brazil (1985)

Experimentell geht es hier weiter, mit Brazil von Terry Gilliam. Die Absurditäten eines Terry Gilliam polarisierten schon immer stark und schon lange muss Gilliam für seine Visionen kämpfen, wie Don Quichotte gegen die Windmühlen kämpft. Auch hier gibt es einen legendären Streit zwischen Studio und Gilliam, der mit folgender Anzeige im Branchenblatt Variety seinen Höhepunkt fand:

Sehr geehrter Sid Sheinberg,
Wann wollen Sie denn eigentlich meinen Film BRAZIL veröffentlichen? Terry Gilliam.

Natürlich hatte Gilliam recht und seine Fassung dieser orwellschen und kafkaesken Dystopie ist die einzig wahre und einer der visuell beeindruckendsten und inhaltlich-metaphorisch überzeugendsten Filme überhaupt.


Platz 78: Terminator 2 - Tag der Abrechnung (1991)

Terminator 2 ist die logische Entwicklung des Blockbusters gewesen. Erstmals verschlang die Produktion eines Filmes einen dreistelligen Millionenbetrag. Trotzdem ist Terminator 2 mehr als nur ein klassischer Hollywoodblockbuster, es ist die perfekte Mischung aus clevere Sci-Fi-Geschichte, Bombast, inszenatorischem Know-How und ein wenig Kitsch. Und wer sonst außer James Cameron hätte einen solch zeitlosen Film machen können?


Platz 77: Dieses obskure Objekt der Begierde (1977)

Der letzte Film des großen Surrealisten Luis Buñuel ist ein unerkenntliches Wechselbad der Gefühle. Gekonnt spielt der Regisseur mit verschiedensten narrativen Mitteln um den Snobismus der Bourgeoisie, den Kampf der Geschlechter und den politischen Klassenkampf zu demaskieren. Dazu weiß Bunuel auch noch zu unterhalten. Ist so ein Film der heute wohl so nicht mehr in die Kinos kommen würde.


Platz 76: Die Fliege (1986)

Ich wünsche mir, dass mehr Filmemacher die sich an Horrorfilmen versuchen, sich Die Fliege als Vorbild nehmen würden. Von David Cronenberg lässt sich doch so viel lernen, etwa wie man den schleichenden Prozess von Mensch zu Monster in Szene setzten kann, ohne dabei die Menschlichkeit zu verlieren und dabei sogar noch existenzielle Fragen anreißt. Die Kunst wirkliches Grauen zu entwickeln und ohne billige Jumpscares zu arbeiten, scheint ja fast abhanden gekommen zu sein. Untermalt und ergänzt wird das ganze mit fabelhaftem Kostüm/Make-Up-Design und tollen haptischen Spezialeffekten und natürlich der fesselnden Musik von Howard Shore.


Platz 75: There Will Be Blood (2007)

Paul Thomas Andersons Epos über Macht, Gier und Religion ist ein filmisches Manifest welches seinen Protagonisten, den Misanthropen Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) beobachtet, erforscht und analysiert. Dieser Daniel Plainview ist wie ein Spiegel für den amerikanischen Traum und dessen beiden Säulen, der Glaube und der Kapitalismus, die hier in 158 Minuten grundlegend zerschlagen werden. There will Be Blood ist anstrengend, rau und sperrig lässt den Zuschauer jedoch nicht nur zuschauen sondern sehen.


Platz 74: Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)

Es gibt wohl kaum einen Film dessen Thematik so an Aktualität gewonnen hat wie Wag the Dog. Der Film erweist sich im Nachhinein als weiser als zuerst gedacht, mit seiner Fake-News-Geschichte. Dazu kommt noch, dass Wag the Dog unglaublich unterhaltsam und witzig ist. Dustin Hoffman zeigt hier eine seiner besten Leistungen in seiner Karriere. Leider ist Hollywood heutzutage nur noch ganz selten so mutig.


Platz 73: Hard Boiled (1992)

Filme von John Woo sind eine Kunstform, wo sentimentale Männerfreundschaften auf opernhafte Gewalt trifft. Anmutig und akrobatisch lässt Woo seine Protagonisten hier durch Teehäuser und Krankenhäuser ballern. Diese werden dabei wirklich in ihre Einzelteile zerlegt. Die energetische Kraft die John Woo dabei entwickelt ist einzigartig und absolut fesselnd. Wenn man die zweckdienlich einfältige Geschichte ein wenig beiseite schiebt, kann man hier einen Meilenstein des Kinos erleben. Zerstörung war nie wieder so schön.


Platz 72: I Saw the Devil (2010)

Wenn man I saw the Devil schaut, dann ist das wirklich wie in den Schlund der Hölle zu gucken. So unfassbar brutal geht es in dem Film zu Gange und es ist keine ästhetisierte, überhöhte Gewalt, sondern eine tiefgehende und schmerzhafte. Immer wieder wird man durch diese Mühle getrieben und zum Schluss ausgespuckt aus dieser nie enden wollenden Pein. Und jegliche Rachegelüste sind erdrückt von der einzigen Aussicht, nur noch mehr Schmerz.


Platz 71: Außer Atem (1960)

Wohl kein Regisseur hat die Nouvelle Vague so sehr verkörpert wie Jean-Luc Godard. Ende der Fünfziger noch als Kritiker bei der Cahiers de Cinema und dann später als Regisseur. Die Experimentierfreudigkeit gepaart mit einer Sinnlichkeit, welche nur selten wieder erreicht wurde, ergeben eine Melange, die das Kino nie wieder gesehen hat. Außer Atem ist einfach perfekt in seiner Unperfektheit.


Platz 70: The Social Network (2010)

Aaron Sorkins rhetorische Finesse ist ja schon länger bekannt und konnte schon häufiger bestaunt werden. Zusammen jedoch mit den inszenatorischen Fähigkeiten eines David Fincher und dem bahnbrechenden Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, ist The Social Network zu einem großartigen Gesamtwerk geworden, welches besser in die 2010er-Jahre passt als wohl kaum ein anderes Werk.


Platz 69: Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Bei Horrorfilmen kann es ja häufig zu dem Problem kommen, dass sie nach einiger Zeit eher angestaubt wirken, da sich Sehgewohnheiten einfach verändern und etwas das früher Grusel verursacht hat, nach Jahren nur noch ein müdes Lächeln auslöst. Dann gibt es aber Horrorfilme, die einfach für die Ewigkeit sind. So z.B. Alien von Ridley Scott. Spätestens wenn im letzten Akt Ripley durch die Gänge der Nostromo wandelt, begleitet von ohrenbetörenden Lärm und dem Flackern der Notleuchten, besteht kein Zweifel mehr, das hier ist ein Meisterwerk... Mal ganz abgesehen vom ikonenhaften Design der Kreatur von H.R. Giger.


Platz 68: Memento (2000)

Die Filme von Christopher Nolan müssen sich häufig eines ganz bestimmten Kritikpunkts stellen - Sie seien nicht emotional. Nun ja, Emotionen sind ja schon etwas sehr Subjektives aber ich habe Memento immer als hochemotionalen Film wahrgenommen dessen erzählerischer Aufbau eigentlich auch nicht mehr als ein interessantes Gedankenspiel ist. Nichtsdestotrotz ist Memento ein wunderbar erzähltes Drama über Identität und Ohnmacht, welches auch ohne den Taschenspielertrick funktioniert.


Platz 67: Z - Anatomie eines politischen Mordes (1968)

Dass es sich bei Z nicht nur um einen genrebildenden Klassiker, des Politthriller, handelt, sondern auch um ganz offenes und politisches Kino geht oft ein bisschen unter. Dieser Film spielt mit ganz offenen Karten vor der 1967 eingesetzten Militärdiktatur in Griechenland und klagt an. Aus Angst vor Repressalien wollte zuerst niemand aus Griechenland Costa-Gavras unterstützen, erst mit der Hilfe von etlichen Größen des französischen Kinos konnte dieser Film fertiggestellt werden. Ein packendes Mahnmal für Demokratie und Meinungsfreiheit.


Platz 66: Die Unbestechlichen (1976)

Es geht politisch weiter mit einem Film über vielleicht DEN politischen Skandal des 20.Jahrhunderts - Watergate. Anders als Z, ist Die Unbestechlichen ein ganz klassischer Politthriller, der auf Fakten basiert und den Komplott langsam und diskret abarbeitet. Dustin Hoffman und Robert Redford können hier nur brillieren, so wird ihnen der ganze Film überlassen. Solche investigativen Journalistenfilme (welche ich einfach liebe), bieten natürlich immer genügend Anhaltspunkte, um zu sehr zu dramatisieren. Regisseur Alan J. Pakula schafft es jedoch die Geschichte sachlich auszuerzählen und dabei trotzdem noch einen spannenden Film zu schaffen.


Platz 65: Frühling, Sommer, Herbst, Winter und ... Frühling (2003)

Ki-duk Kim schickt uns auf eine philosophische Reise in tiefe fernösliche Welten. Meditativ und lyrisch bricht er den Buddhismus auf zentrale Motive herunter und erzählt eine Geschichte des Lebens, das genauso ewig wie endlich ist. Ohne jeglichen Kitsch werden die einzelnen Figuren zu Symbolen, die Geschichte auf eine transzendentale Ebene reduziert und somit werden Jahreszeiten des Lebenszyklus in zauberhafter Schwebestellung wiedergegeben.


Platz 64: Adaption (2002)

Charlie Kaufman kann nicht mehr schreiben, irgendetwas in seinem Kopf blockiert ihn, was soll er also machen, das schreiben von Drehbüchern ist doch sein Beruf, seine Leidenschaft, seine innerste Passion. Also schreibt er über seine Blockade, er wühlt sich in seine Probleme hinein, so tief, dass Realität und Fiktion irgendwann miteinander verschmelzen, so schreibt er die Geschichte in seiner Geschichte neu. Und somit ensteht ein kurioses wie auch herzliches Drama zwischen Selbstzweifel, Selbstzitat und Selbstfindung.


Platz 63: Infernal Affairs - Die achte Hölle (2002)

Zwei Individuen die in ihrer ganz eigenen Hölle gefangen sind. Zwei perfekte Maulwürfe, eingeschleust bei der Polizei und den Triaden. Zwei Leben die nur nur dafür leben ihren Job auszuführen. Doch wie lange kann man mit der wachsenden Paranoia leben? Wer bin ich eigentlich und wer könnte ich sein? Aber nur einer kann der achten Hölle entfliehen und die Fesseln der Vergangenheit hinter sich lassen.


Platz 62: Mission (1986)

Filmkritiker Roger Ebert hat mal gesagt, dass es in diesem Film keine Szene gibt die nicht schön anzusehen sei. Das ist der große Gewinn dieses Filmes, er ist unfassbar schön gefilmt und dabei mit einer der besten Arbeiten von Ennio Morricone hinterlegt. Dabei ist die dramatische Geschichte des Jesuitenpriesters der mit Hilfe seiner Oboe versucht, das Volk der Guarani zu missionieren schon sehr langsam und schwerfällig. Wenn man sich jedoch durch das Dickicht kämpft, wartet eine hoch komplexe Geschichte um Macht, Glaube, Sühne und auch die dubiose Kirchendiplomatie. Was man auf jedenfall bekommt, ist eine der besten Darstellerleistungen aller Zeiten von Jeremy Irons.


Platz 61: City of God (2002)

Die City of God ist ein Ort der Armut, Verbrechens und der Verzweifelung. Drogen, Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung, es ist die Hölle. Doch inmitten dieser unmenschlichen Hölle keimt die Hoffnung, die Kamera fungiert als Symbol der Freiheit und der Hoffnung nach einem besseren Leben. Fernando Meirelles hat das Wunder geschafft aus einem solchen Film keinen Elendsfilm zu machen, der sich nur an den widerlichen Taten suhlt, sondern einen Film der den schmalen Grat perfekt entlang schreitet. Die Geschichten dieser jungen Männer und Frauen aus den Favelas wird erzählt, unverblümt und direkt aber der Blick in ein besseres Leben ist nie getrübt. Der Film ist bedrückend und hart aber in seiner Konsequenz doch sehr lebensbejahend, auch wenn die Chancen gering sind in der City of God und der Weg bis dahin lang und schwer.


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