Wer heute den Satz "Sie fragen sich, ob die Geschichte wahr ist?" hört und direkt schaurige Musik und noch schaurigere Bilder im Kopf hat, ist wahrscheinlich genauso wie ich mit X-Factor: Das Unfassbare aufgewachsen. Die Mystery-Serie, die seit Ende der 90er auf RTL II ausgestrahlt wird und bis heute bei dem Sender läuft, ist längst Kult.
In unserem Themenschwerpunkt zu Halloween schreiben wir unter anderem über Horrorfilme, die uns geprägt haben. Dieser Artikel ist Teil der Reihe. Genau wie dieser über eine jahrelange Angststörung durch Ring.
Heutzutage ist X-Factor: Das Unfassbare eher der Stoff für Memes oder Parodie-Clips. Aus heutiger Sicht scheint es wortwörtlich unfassbar, dass die übernatürlichen Geschichten zwischen "Wahrheit" und Fiktion auf irgendjemanden tatsächlich gruselig wirken könnten. Für mich waren die gab es in meiner Jugend aber keinen vergleichbaren Horrorfilm, der mich jahrelang so sehr traumatisiert hat wie die Show mit Jonathan Frakes.
X-Factor: Das Unfassbare war für mich der Beweis, welche Horror-Szenarien sich in der Realität verbergen
Was für die einen die gruseligen Lagerfeuergeschichten waren, war für mich X-Factor: Das Unfassbare. Horror, Monster und übernatürliche Ereignisse haben mich schon von frühester Kindheit an fasziniert, doch vor meinen ersten Horrorfilmen bin ich mit 8 oder 9 Jahren zuerst im TV auf X-Factor gestoßen.
Schwelgt mit dem X-Factor-Intro mal wieder in Nostalgie:
Jahrelang habe ich die Serie rauf und runter geschaut, wobei ich die einzelnen Geschichten meistens schon auswendig kannte. Die Serie mit den ikonischen Moderationen von Jonathan Frakes und James Brolin hat mich jedes Mal wieder in eine andere Welt entführt.
Begeistert war ich vor allem von den vielen unterschiedlichen Themen und der durchgängig schaurigen Atmosphäre. Dazu kam meine damalige Überzeugung, dass viele der unglaublichen Geschichten tatsächlich so oder so ähnlich passiert sind.
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Momente wie das liebe Kindermädchen, das am Ende einer Geschichte plötzlich knallrote Augen bekommt oder ein schlafwandelnder Familienvater, der spurlos verschwindet und als kleine Puppe im Puppenhaus der Tochter auftaucht – alles nach einer wahren Begebenheit. Behauptete zumindest die Show. Für mich war X-Factor: Das Unfassbare damals der Beweis, dass die für mich noch so junge Welt auf jeden Fall finstere Abgründe und unglaublichen Horror bereithalten kann.
Durch X-Factor: Das Unfassbare war der Blick in den Spiegel jahrelang purer Horror
Am Anfang war die Show noch ein angenehmer Grusel zum Mitraten. War diese Geschichte wirklich so passiert? Angespannt wartete ich vor dem Fernsehbildschirm auf die Auflösung von Jonathan Frakes. Schließlich gab es allerdings einen Moment, an dem sich meine Faszination drehte und in echtes Trauma kippte: die X-Factor-Folge "Die Frau im Spiegel".
In der Geschichte geht es um Mona, die beim Blick in den Spiegel immer eine blutverschmierte Frau hinter sich stehen sieht. Am Ende entpuppt sich die Erscheinung als Mordopfer eines Einbrechers, das Mona schließlich das Leben rettet, nachdem der Täter die Tote ebenfalls im Spiegel sieht und rückwärts die Treppe herunterstürzt.
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Auch wenn die Geschichte damit eigentlich ein positives Ende nimmt, war es für mich ab diesem Zeitpunkt schon zu spät. Der Gedanke, dass im Spiegel plötzlich eine schmutzige Leiche oder blutverschmierte Person hinter mir zu sehen ist, hat mich durch mein komplette frühes Teenager-Alter hinweg verfolgt.
Das Horror-Trauma durch X-Factor: Das Unfassbare war so stark, dass ich mich lange Zeit nicht traute, alleine in das obere Stockwerk unseres Hauses zu gehen. Hier stand damals unsere Tiefkühltruhe, aus der ich für meine Eltern ab und zu Lebensmittel zum Kochen holen sollte. Das Problem: Im Gang hing ein großer Spiegel.
Beide wussten irgendwann von meiner Angst und schickten mich trotzdem nach oben. Um mich mit meiner Panik zu konfrontieren. Jeder Gang vorbei am Spiegel war für mich nur mit einem beklemmenden Gefühl möglich. Jedes Mal gab es diese ein bis zwei Sekunden, in denen ich kurz dachte: Jetzt kommt die Leichenfrau. Passiert ist natürlich nie etwas. Das Gefühl blieb trotzdem viel zu lange.
Heute ist X-Factor ein Trashfest – aber die schaurigen Erinnerungen bleiben für immer
Nach vielen Jahren Abstand ist X-Factor: Das Unfassbare mit der verstaubten TV-Optik aus den 90ern, altbackenen Effekten und der unterdurchschnittlichen deutschen Synchronisation praktisch nur noch ein Trash-Fest.
Ganz losgelassen hat mich mein Kindheitstrauma trotzdem noch nicht. Wenn ich mir die oben verlinkte Folge mit der Frau im Spiegel heute anschaue, stellt sich immer noch dieses unangenehme Kribbeln von früher bei mir ein. Manche Dinge vergisst man wohl nie. Auch wenn ich heute weiß: "Wahr" war wahrscheinlich keine einzige der Geschichten, die bei X-Factor: Das Unfassbare zwischen falschen Spinnweben und schlecht ausgeleuchteten Fake-Mumien erzählt wurden.
Wurdet ihr von X-Factor: Das Unfassbare früher auch traumatisiert?