Wie gut ist Marvels Serie Agents of S.H.I.E.L.D.?

19.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.
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Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.
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Vier Episoden der neuen Marvel-Serie Agents of S.H.I.E.L.D. wurden bereits ausgestrahlt. Wir haben sie uns angesehen und berichten euch von den guten und den schlechten Erfahrungen unseres ersten Monats bei S.H.I.E.L.D.

Marvel startete vor vier Wochen mit Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. von Joss Whedon eine große TV-Offensive. Neben dieser superheldenlosen Krimi-Serie plant die Comic-Schmiede vier weiteren Dramaserien und einer Miniserie. Während Agents of S.H.I.E.L.D. vor wenigen Tagen auf eine ganze Staffel verlängert wurde, erwarten uns in dem geplanten Serienbündel 60 weitere Episoden aus dem Marvel-Universum. Doch lohnt es sich für die Fans neben den Kinofilmen auch den Fernsehen anzumachen?

Strukturiert ist Agents of S.H.I.E.L.D. zum Bedauern aller Joss Whedon-Fans, die sich eine narrativ erfinderische Serie wie sein Firefly ‒ Aufbruch der Serenity erwartet haben, wie eine klassische Krimi-Serie. Gibt es davon nicht schon genug? In jeder Episode muss das bunt zusammengewürfelte, neue Team, das sich untereinander (noch) so gut wie nicht kennt, einen kniffligen Fall lösen. Der Pilot führt die etwas hohl geratenen Charaktere zusammen und erklärt ihre Stärken und Schwächen. Da haben wir beispielsweise nerdige Wissenschaftler, Kampfexperten und eine Hackerin. In der Marvel-Timeline dürfen wir den Spaß einige Monate nach den Geschehnissen von The Avengers einordnen.

Die ersten vier Folgen von Agents of S.H.I.E.L.D. sind zwar in Anbetracht starker Serienkonkurrenz und der Vorlage von Marvel’s Avengers enttäuschend, doch eine positive Tendenz ist sichtbar. Im folgenden aufgepasst vor SPOILERN.

Auferstehung von den Toten
Clark Gregg spielte sich als Agent Phil Coulson mit seinen zahlreichen Kurzauftritten in Marvels erster Kino-Phase schnell in die Herzen der Iron Man – und Thor -Fans, bevor ihn Joss Whedon in der Superhelden-Vereinigung The Avengers sterben ließ. Oder etwa doch nicht? Wie durch Zauberhand spaziert er frisch und munter durch den Piloten von Agents of S.H.I.E.L.D., bei dem wieder Joss Whedon, Schöpfer dieser Serie, am Drehbuch mitschrieb und die Regie übernahm. Bei dem kurzen Gastspiel von Cobie Smulders als Maria Hill in einer S.H.I.E.L.D.-Basis klärt sich jedoch schnell, dass diese Wunderheilung von Coulson unter strenger Geheimhaltung steht und nicht einmal Coulson selbst alles darüber wissen darf. Natürlich haben S.H.I.E.L.D.-Agenten auch ein höheres Informations-Level als die Superhelden, was kurz und knapp erklärt, warum Agent Coulson in Marvels Kinofilmen weiterhin für tot gehalten wird.

Um was geht es in den ersten 4 Folgen?
Nach chaotischer Zusammenführung des Teams im Piloten, reisen die Agenten in der zweiten Episode 0-8-4 mit ihrem S.H.I.E.L.D.-Flugzeug nach Peru, um ein unidentifiziertes Objekt zu untersuchen. Das letzte dieser Objekte war, wie Coulson gegenüber Newcomerin Skye (Chloe Bennet) erklärt, ein äußerst interessanter Hammer.

Die dritte Folge The Asset führt uns die Gefahren der Wissenschaft vor Augen, in dem sie den Marvel-Charakter Dr. Franklin Hall einführt, oder besser, entführt. Die Agenten sollen ihn retten, doch können ihn nicht vor seinem eventuellen Schicksal bewahren, später in der Serie als Graviton wiederzukehren. Er will nicht einer dieser Wissenschaftler sein, die Schuld sind an tausenden Toten, wie es bei der New Yorker Alien-Invasion in The Avengers der Fall war – so stirbt er mit seiner Erfindung. Oder doch nicht? Wiedergeburt scheint hier ein beliebtes Thema zu sein.

Episode Nummer 4 namens Eye Spy ist die spannendste bisher und führt das Team auf die Spur einer alten Bekannten von Coulson, die per Kamera und Tötungschip im Auge seit Jahren von einem unsichtbaren Befehlsgeber kontrolliert wird. Und sie erkennt etwas seltsames an (oder mit ihrem Rötgenblick etwa in?) Coulson, von dem sonst jedoch niemand zu wissen scheint.

Und der größere Handlungsbogen?
Das große, von Anfang an bestehende Geheimnis ist die mysteriöse Wiedergeburt des charmanten leading man Phil Coulson. Speziell in der vierten Episode wird das Rätsel von Coulsons ehemaligem Schützling wieder aufgeworfen. Doch deren Ansprechpartnerin Melinda May (Ming-Na Wen) scheint Coulson zu wenig zu kennen, um diesen unbekannten Unterschied bei Coulson von früher und heute ebenfalls zu bemerken.

Ebenso rätselhaft ist die SMS, welche die frisch rekrutierte Hackerin Skye an einen Unbekannten schreibt, und ihr ganz klar eine dunkle Seite verleiht. Diese kann ihren Charaktere jedoch auch nicht mehr retten und er bleibt mitunter einer der langweiligsten und austauschbarsten, der ebenso ohne Ecken und Kanten ist wie die perfekt sitzenden Haare und das Make-Up der Darstellerin. Umso ärgerlicher ist es deshalb, dass der romantische Storybogen, beziehungsweise die sexuelle Spannung, ausgerechnet auf sie und den äußerst ausdruckslosen Agent Ward (Brett Dalton) fällt.

Wie hoch ist der Nerd-Faktor?
Das Nerd-Potenzial bleibt auf gemäßigter Ebene stecken, wobei eine höhere Dosis davon nicht Schaden könnte. Agent Coulson scheint der verantwortliche Mann zu sein, hin und wieder Anspielungen auf andere Filme und Begebenheiten das Marvel-Universum einzustreuen. Das Repertoire dieser Comic-Welt ist riesig und würde genügend Stoff für viel mehr witzige Zwischenkommentare bieten. Auch die Zünd-Rate der Witze varriiert sehr stark. Während die beiden jungen und brillanten Wissenschaftler Leo Fitz (Iain De Caestecker) und Gemma Simmons (Elizabeth Henstridge) gerne viel öfter in ihre überfordernden Nerd-Streitereien oder überdrehten Jubel-Einlagen ausbrechen dürfen, nehmen steife Charaktere wie Ward das Tempo. Spannend und lustig wird es dann, wenn die Charaktere ihre kleinen Macken bekommen, wie Coulsons Pingeligkeit in ihrem Reise-Flugzeug (bitte Untersetzer verwenden) oder die Erwartungen der Zuseher über den Haufen geworfen werden, wenn sich beispielsweise ein Hinterwälder-Trucker zu einem S.H.I.E.L.D.-Agent mit High-Tech-Ausrüstung wandelt.

Gibt es also Hoffnung?
Auf jeden Fall. Agents of S.H.I.E.L.D. startete mit einem soliden Auftakt, schraubte mit Episode 2 und 3 einen kräftigen Gang an Originalität zurück, ließ jedoch mit dem vierten Kapitel die Fans und Kritiker aufhorchen. Hier werden Hände abgehackt, Augen herausgenommen und Storylines fortgeführt, während zum ersten Mal auch der Fall, an dem Coulson und sein Team arbeiten, interessant ist. Agents of S.H.I.E.L.D. leidet aber am C.S.I.-Syndrom. Wir können nur hoffen, dass sich die folgenden Agents of S.H.I.E.L.D.-Episoden mehr auf spannende Charaktere wie Melinda May und die absolut liebenswerten Wissenschaftler Fitz und Simmons konzentrieren und nicht mehr so übermäßig viel Zeit für das Abarbeiten von langweiligen Fällen verschwenden. Dann kommt vielleicht doch noch etwas mehr Bewegung in die Serie. Zudem punktet Joss Whedon, wie wir es von ihm aus Buffy – Im Bann der Dämonen und Alias – Die Agentin gewohnt sind, mit starken Frauenrollen, die ja vor allem bei Disney keine Selbstverständlichkeit sind.

Bestes Zitat so far: “With great power comes … tons of weird crap!“ (Pilot)

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