Wie das Finale von HIMYM mein Herz zurückgewann

11.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
How I Met Your Mother
20th Century Fox Television
How I Met Your Mother
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Die treuen Leser dieser Rubrik werden es vermuten: How I Met Your Mother hat bereits eine Lobpreisung erhalten. Doch aus aktuellem Anlass sehe ich mich gezwungen, Stellung zu beziehen. In den Worten des Captains bedeudet das: Spoilergefahr voraus!

Ja, ich bin noch bei Verstand und ja, ich werde in diesem Text trotzdem eine Lanze für das Finale der letzten Staffel How I Met Your Mother brechen. Ich bin mir außerdem darüber im Klaren, dass ich mit der hier vorgetragenen Meinung und Analyse ein Minenfeld betrete. Doch meiner Einschätzung nach löst das Finale die widersprüchlichen Figurenkonstellationen auf, während ein alternatives Ende der Serie im Ganzen und den Figuren im Einzelnen einen Bärendienst erwiesen hätte.

Ted und Robin
Nachdem Ted (Josh Radnor) und Robin (Cobie Smulders) es miteinander versucht haben, sich trennen, es wieder versuchen und sich wieder trennen, wird – zumindest dachte ich das zunächst – dem ganzen vermeintlich sinnlosen Drama endlich ein Ende bereitet: Wir erfahren schließlich, dass Robin keine Kinder kriegen kann. Neben der Tatsache, dass Teds Kinder sie des Öfteren Tante Robin nennen, war der Beweis endgültig erbracht, dass sie nicht die gesuchte Mutter ist. Unerträglich wurde es daher, als sogar die neunte Staffel es anscheinend immer noch nicht begriffen hatte und weiterhin die Beziehung zwischen den beiden thematisierte. Dieser rote Faden war stets präsent. Und im Nachhinein offenbart die letzte Episode, warum dieses Hin und Her zwischen den beiden betrieben wurde.

Robin und Barney
Barney (Neil Patrick Harris), der nicht zu einer Beziehung fähig ist, weil er sein Selbstvertrauen aus One Night Stands zieht und dessen Lebenswerk das Playbook darstellt, verliebt sich in Robin. Es ist durchaus erlaubt, eine Figur weiterzuentwickeln, doch das Problem bei Barney ist, dass ihm in den späteren Staffeln so sein komödiantisches Fundament entzogen wird. Statt Frauen auf möglichst kreative Art und Weise von sich zu überzeugen und sich deswegen selbst zu feiern, ist er folglich nur noch ein orientierungsloser Schatten seiner selbst und “glänzt” in vielen Episoden vor allem durch übertriebene, aufgesetzt wirkende Slapstick-Einlagen. Dieser Verlust spiegelt sich in der Ehe zwischen Robin und Barney wider. Sie scheitert, weil er zu ihrem Anhängsel verkommt.

Ted und Tracy
Bis zur letzten Folge der achten Staffel hatte es, das entnehme ich dem Erfolg der Serie, nur wenige ernsthaft gestört, dass die Mutter keine gewichtige Rolle in der Serie spielt und Ted eigentlich von der Beziehung zwischen ihm und Robin erzählt. Doch dann war es endlich so weit. Mit einer Parrallelmontage, einem häufig verwendeten formalen Mittel in HIMYM, um einen dramaturgischen Höhepunkt zu vermitteln, erfahren wir endlich, wer sie ist. Tatsächlich treffen aber zunächst Teds Freunde auf Tracy (Cristin Milioti) und wir erfahren einige Details aus ihrem Leben. Doch die letzten Episoden halten uns trotz einiger Vor- und Rückblenden vor, warum Ted sich in sie und sie sich in ihn verliebt. Mit den vielen Momenten und Erlebnissen, die Robin und er teilen, kann eine Staffel mit Tracy nicht mithalten.

Wie hätte das Fazit von How I Met Your Mother mit dem alternativen Ende gelautet? Dass Ted, der den Prototypen des hoffnungslos romantischen und kitschigen Mannes verkörpert, seine große Liebe nach etlichen Jahren und Rückschlägen in einer Frau findet, die auf absurde Art und Weise seinem Ebenbild entspricht? Dass Ted sich also in die weibliche Version seiner selbst verliebt? Die spiegelbildlichen Parallelen reichen von den Erinnerungen an die Kindheit (beide haben gerne als Detektiv/in Fälle gelöst) bis hin zu den Initialien (T.M.). Den Höhepunkt findet diese Figurenzeichnung, als Tracy stirbt. Ted verliert, wie sie zuvor, eine/n Lebenspartner/in. Eine Serie, die den Anspruch hat zu zeigen (das betont Ted auch häufig), wie ihr Protagonist die große Liebe findet, müsste diesem Anspruch in der Veranschaulichung ebenfalls gerecht werden. Dem Traum, jemanden zu finden, der das perfekte Gegenstück darstellt, geht die Serie kurze Zeit nach, um dann wieder in der Realität zu landen, welche neun Staffeln lang konstruiert wurde.

Das finale Zusammenkommen von Ted und Robin bringt die erzählte Geschichte somit in ein Gleichgewicht, löst die zuvor beschriebenen Widersprüche und den neunjährigen Spannungsbogen auf. Trotzdem waren viele Zuschauer unzufrieden. Alles andere aber hätte die über zweihundert Folgen aufgebaute Liebesgeschichte zwischen Ted und Robin ausgeklammert oder vielmehr kommentarlos vom Tisch gefegt. Auch Barneys Abkehr von seinem manischen Sexualleben konnte richtigerweise nicht von Robin, sondern nur von seiner Tochter erwirkt werden. Das Fazit der Kinder erklärt, was eigentlich offensichtlich ist: Die Geschichte handelt von den Ereignissen, die Ted erlebt, bevor er Tracy trifft. Die Erzählung weist einen roten Faden beziehungsweise eine Konstante auf, die Robin heißt. Damit ist How I Met Your Mother im Ganzen konsequent und hat für einen aufmerksamen Zuschauer ein befriedigendes und sinnvolles Ende gefunden.

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