Warum es kaum gute Science-Fiction-Western gibt

06.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Cowboys and Aliens
Paramount
Cowboys and Aliens
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Viele haben sich nach dem mäßigen Genre-Crossover Cowboys & Aliens gefragt, was ein Western & Science-Fiction-Mash-Up eigentlich bringen soll, denn es funktioniert ja doch fast nie. Aber warum eigentlich?

So unterschiedlich
Der klassische Western ist ein altes, beinahe ausgestorbenes Genre, das schon von weitem durch staubigen Wüstensand und dem Revolver an der Hüfte zu hören ist. Der Science Fiction hingegen äußert sich in Innovation und Wandel, beispielsweise einer veränderte Gesellschaft oder High-Tech-Spielereien. Während die kleinsten Elemente schon genügen, um etwas Science Fiction nennen zu dürfen, braucht der Western das volle Setting samt dem einsamen Cowboy und einem zweischneidigen Versprechen von Freiheit. Doch dieser Held, der aus dem System ausgebrochen zu sein scheint, wird in Machenschaften verwickelt, die seine eigentliche Identität offenbaren und ihn noch einmal in die Zivilisation zurückziehen. Der klassische Science-Fiction-Film verhält sich genau anders herum. Hier bricht der Held und manchmal auch die Heldin aus einem neuen System aus oder stellt seine alte Weltordnung wieder her. Etwas gefährdet seine Menschlichkeit oder die Menschheit an sich. Er ringt nach Freiheit. Der Westernheld hat die alte Ordnung bereits durchbrochen, der Science-Fiction-Held muss sie erst wieder herstellen. Wie lässt sich das vereinbaren?

Und doch so ähnlich
Beide Genres haben in den 1950ern und 1960ern ihr „Goldenes Zeitalter“ erlebt und unvergessliche Höhepunkte wie Zwei glorreiche Halunken und Der Tag, an dem die Erde stillstand beschert. Während die Western-Geschehnisse so gar nicht unserem Alltag entsprechen, ist dies für gewöhnlich auch in der Science Fiction der Fall. Dank zahlreicher Requisiten und Motive – der Colt wird zur Hightech-Waffe, das Pferd wird zum Alien und der Stadttyrann zum „Big Brother“ – sind sofort wiederzuerkennen. Auch der Steampunk ist ein Sci-Fi-Subgenre, dass sich an die Westernzeit anlehnt. Und seit die Grenzen des Westerns zu eng geworden sind, weichen die Freiheitskämpfer aus auf neue Planeten, neue fremde Wesen (Aliens statt Apachen) oder die Wildwest-Wüste wird zum postapokalyptischen Ödland. Es drehen sich beide Genres stets um den Ort und die Zeit, in denen sie spielen.

Doch wie lassen sich die Gesellschaft und die Gepflogenheiten einer Zukunftsvision mit jenen des 19. Jahrhunderts vereinbaren? Das existenzielle Setting eines Westerns braucht also die variablen Science-Fiction-Element, um beides in einem Film unterzubringen und es gibt gerade Mal zwei wirklich rundum gelungene Filme (Zurück in die Zukunft III, Westworld), welche diese Gratwanderung mit Bravour meistern.

Knapp daneben ist auch vorbei
Von der wirklich gelungenen Serien Firefly ‒ Aufbruch der Serenity dürfen sich die Western fürs Kino ruhig etwas abgucken. Denn auf der großen Leinwand sieht es trist aus mit den Science-Fiction-Helden im Wüstenambiente. Natürlich gibt es zahlreiche interessante Space Western wie Firefly-Folgefilm Serenity – Flucht in neue Welten, doch diese Weltraumgeschichten borgen sich bloß Elemente anderer Genre, ohne dem Revolverhelden-Standard zur Gänze nachzukommen. Krieg der Sterne, Cory McAbees Stinray Sam und The American Astronaut sowie John Carter – Zwischen zwei Welten schweben irgendwo zwischen den Welten von Science Fiction, Western und anderen Genres. Auch der rechtschaffende Ranger in Outland – Planet der Verdammten kommt dem Westernhelden ziemlich nahe. Zahlreiche erdgebundene Science-Fiction-Filme wie The Book of Eli, Resident Evil: Extinction oder die Mad Max – Reihe wissen ebenso vom Wilden Westen zu klauen. Doch um ein (Science-Fiction-)Western zu sein, kann der Film bloß im 19. Jahrhundert positioniert werden, oder er imitiert, beziehungsweise setzt das Setting in eine Zukunft mit zurückgeworfener Gesellschaft, bis es keine Unterschiede mehr gibt zum Original.

Was sind also die guten, die schlechten und die jenseitigen Mash-Ups, die den Titel Science-Fiction-Western auch verdient haben?

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