Mit 2025 sind wir in einem besonderen Jubiläumsjahr angekommen. Denn vor einer Dekade erlebten wir den Beginn der bis heute anhaltenden Welle an Legacyquels. Terminator: Genisys, Jurassic World und Creed haben damals beliebte Filmreihen nach langer Pause mit einer Mischung aus neuen und alten Stars zurückgebracht. Der wohl namhafteste Titel in dieser Liste: Star Wars: Das Erwachen der Macht.
Im Dezember 2015 kehrte der Krieg der Sterne auf die Leinwand zurück und bewies sich erneut als dominierendes Franchise, wenn es um epische Science-Fantasy im Kino ging. Zehn Monate zuvor wagte dennoch eines der Major-Studios der Traumfabrik den Versuch, diesem überlebensgroßen Star Wars mit einer originären Geschichte und neuen Figuren Konkurrenz zu machen: Warner Bros. mit Jupiter Ascending.
Jupiter Ascending war nicht Hollywoods erster Versuch, das nächste Star Wars zu schaffen
Im Grunde versucht Hollywood seit dem durchschlagenden Erfolg von George Lucas' Sternenkrieg Ende der 1970er Jahre konkurrenzfähige Projekte in Stellung zu bringen. Die Flash Gordon-Verfilmung war etwa eine direkte Reaktion auf Star Wars. Sogar James Bond wagte sich mit Moonraker in den Weltraum. Gegriffen hat aber kaum eine der Alternativen, die in den nachfolgenden Jahrzehnten gelauncht wurden.
Der Hoffnungsschimmer: Jupiter Ascending. Mit Lana Wachowski und Lilly Wachowski sicherte sich Warner Bros. zwei der visionärsten Filmschaffenden unserer Zeit. Zuvor hatten die beiden Matrix ins Kino gebracht und selbst vor einer Adaption des über sechs (!) Zeitebenen hinweg erzählten Cloud Atlas sind sie nicht zurückgeschreckt. Wenn jemand ein neues Star Wars schaffen kann, dann die Wachowskis.
Und tatsächlich: Jupiter Ascending ist der einzige Blockbuster der vergangenen Jahre, der mit einer eigenen Idee um die Ecke kommt und gleichzeitig typische Star Wars-Elemente aufgreift – inklusive der Anlehnung an pulpige Geschichten, die in die Sphären einer Space Opera katapultiert werden. Nicht zuletzt geht es um eine Weltraumprinzessin (Mila Kunis), die von einem unerwarteten Helden (Channing Tatum) gerettet wird.
Die Wachowskis stellten sich Jupiter Ascending genauso wie Star Wars als große Space Opera vor
So klischeebeladen und altbacken die Prämisse klingt: In 127 Minuten entfaltet sich hier ein packendes Sci-Fi-Epos vor unseren Augen, das es gar nicht erwarten kann, die Schranken des irdischen San Francisco hinter sich zu lassen, um die entlegendsten Winkel des Universums zu erforschen, während ein unheimlicher Bösewicht (Eddie Redmayne) die Macht über diese unendlichen Weiten an sich reißen will.
Jupiter Ascending ist ein Abenteuerfilm, eine Liebesgeschichte und ein Action-Kracher auf der Suche nach gigantischen Bildern, die uns diese Space Opera in überbordenden Farben und Details präsentieren. Ein Weltraummärchen, in das man sich Hals über Kopf hineinstürzen und in dem man komplett versinken kann. Schlussendlich aber ein Film, dem ein langes Leben in den Annalen der Popkultur verwehrt blieb.
Bis zu 210 Millionen US-Dollar soll die Produktion der Star Wars-Alternative verschlungen haben. Bei einem weltweiten Einspielergebnis von 184 Millionen US-Dollar liegt der finanzielle Flop auf der Hand. Bei großen Teilen der Kritik fiel Jupiter Ascending durch und das Publikum wollte sich auch nicht von dem neuen Sternenkrieg fassen lassen. Nicht einmal zum Kultfilm hat es dieser gescheiterte Franchise-Starter geschafft.
Ein neues Star Wars konnte sich nie etablieren, sodass ein radikaler Gegenentwurf das Kino übernahm
Zehn Jahre später ist dafür umso deutlicher, was für ein Unikat Jupiter Ascending in der Blockbuster-Landschaft des 21. Jahrhunderts darstellt. Nie wieder hat sich Hollywood in so großem Stile an einen Star Wars 2.0 gewagt. Eine der wenigen Ausnahmen kommt aus dem internationalen Raum: die unabhängige Koproduktion Valerian von 2017. Aber auch die war ein massiver Flop, genauso wie Disneys John Carter von 2012.
Theoretisch könnte noch Guardians of the Galaxy mit seinen zwei Fortsetzungen als erfolgreiches Beispiels aufgeführt werden. Aufgrund der Verankerung im Marvel Cinematic Universe bewegen sich Star-Lord und Co. aber immer in den Schranken einer anderen Welt. Niemals existierte hier die Ambition, ein dermaßen umfassendes Worldbuilding zu betreiben, wie es in der weit entfernten Galaxis geschieht.
Die einzige Sci-Fi-Reihe, die Star Wars im Kino aktuell ernsthaft Konkurrenz macht, ist Dune, was durchaus ironisch ist, da David Lynchs Dune-Verfilmung aus den 1980er Jahren genau das nicht geschafft hat. Allerdings reden wir hier eher von einem radikalen Gegenentwurf, der das verträumte Weltraummärchen über den Kampf von Gut und Böse aus dem Hinterhalt mit einem unterkühlten Intrigenspiel überrascht.
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Die neuen Dune-Filme markieren eine der interessantesten Erfolgsgeschichten im jüngeren Blockbuster-Kino. Ein neues Star Wars, wie es voller Enthusiasmus in Jupiter Ascending sprudelte, sind sie allerdings nicht. Vielmehr stellt Dunes Triumph die Frage, ob die 2015 von Das Erwachen der Macht angestoßene Star Wars-Ära nicht schon wieder vorbei ist und sich das Publikum nach einer anderen Art von Weltraumsaga sehnt.