Das Tolle an einem Erfolg wie Wednesday ist auch immer: Man kann ihn nicht planen. Die Netflix-Serie hat sich nach ihrem Start im November relativ überraschend zu einem Popkultur-Phänomen entwickelt. Verantwortlich dafür ist vor allem die Hauptfigur. Jenna Ortega verkörpert Wednesday mit einer fesselnden Mischung aus schlechter Laune, felsenfestem Selbstvertrauen – und viel schwarzem Humor.
Etwas zu schwarz, wenn es nach Netflix gegangen wäre. Verantwortliche des Streamingdienstes hätten die Figur und ihre fiesen Sprüche gerne entschärft.
Netflix hatte Angst, dass Wednesday zu düster wird
Die Serie beginnt mit einem Piranha-Anschlag auf die Mobber von Wednesdays Bruder, der mit mindestens einem abgebissenen Hoden endet. Der Humor der restlichen Serie fügt sich in diese morbide Schiene ein. Regelmäßig serviert Jenna Ortega mit minimalistischer Mimik fiese Oneliner. Sie spielt mit ihrer Todessehnsucht, wenn sie es sich in einer Leichenhalle gemütlich macht. Und sie gesteht immer mal wieder ihre Mordlust ein.
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Als Netflix die vielen düsteren Dialogzeilen sichtete, brach den Verantwortlichen wohl der kalte Angstschweiß aus. Die Showrunner Alfred Gough und Miles Millar beschrieben in einem Interview den kreativen Abstimmungsprozess mit dem Streamingdienst. Netflix sei zwar immer unterstützend gewesen. Als es um die etlichen makabren Stellen ging, habe die Gegenseite aber gezögert.
Es hätte bei Netflix das Verlangen gegeben, kleine Änderungen vorzunehmen. "Die Verantwortlichen wollten einige Dialogzeilen streichen." Dabei sei es unter anderem um den Schlagabtausch zwischen Wednesday unter ihrer Mitbewohnerin Enid (Emma Myers) gegangen, in dem die Hauptfigur angibt, Messerstechereien nicht abgeneigt zu sein.
Warum die Wednesday-Änderungen keinen Sinn ergeben hätten
Die Macher wehrten sich jedoch gegen die Eingriffe, die sich stark auf den Ton der Serie ausgewirkt hätten. Denn: "Das ist der ganze Sinn des Charakters". Den düsteren Humor zu "verdünnen, wäre Betrug an dem Charakter", so Millar. Das ist keine Übertreibung.
Fiese Sprüche gehören zu Wednesday wie lebensgefährliche Stunts zu Tom Cruise. Oder Hogwarts zu Harry Potter. Schon Christina Riccis Version aus den Neunzigern stand auf "Mord und Totschlag" und verhöhnte auf makabre Weise amerikanische Thanksgiving-Bräuche. Denn nicht zuletzt ist Wednesdays giftige Schlagfertigkeit ein wichtiges Werkzeug für ihre Kritik an der verhassten Gesellschaft. Wer der Figur die ruppigen Kanten abhobelt, nimmt ihr die Magie – jene Magie, die den durchschlagenden Erfolg der erst Serie ermöglichte.
Dass es Unstimmigkeiten über den Ton der Serie gab, überrascht wiederum nicht: Diesen Punkt hatte Jenna Ortega bereits angemahnt.Podcast: Die 23 größten Serien-Highlights 2023
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