Uma Thurman spricht über ihr Zerwürfnis mit Quentin Tarantino

05.02.2018 - 11:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Uma Thurman in Kill Bill 2Buena Vista
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Uma Thurman hat mit der New York Times über ihre Erfahrungen mit Harvey Weinstein geredet und darüber, wieso sie nicht mehr mit Quentin Tarantino arbeitet.

Update, 08.02.2018: Hier könnt ihr lesen, wie Quentin Tarantino auf Uma Thurmans Aussagen reagiert hat, und was sie weiterhin dazu gesagt hat.

Uma Thurman sorgte gleich in den ersten Wochen des Harvey Weinstein-Skandals für Aufsehen, als sie während eines Interviews auf dem roten Teppich  im Gegensatz zu vielen ihrer Schauspiel-Kolleginnen kein Statement zu dem Fall abgeben wollte. Sichtlich bewegt erklärte sie, vor lauter Wut nicht reden zu wollen, und dass sie ihren Beitrag zu der Debatte leisten werde, sobald sie bereit dafür sei. Nun ist der Zeitpunkt gekommen: In einem Gespräch mit der New York Times  erklärt sie ihre Wut nicht nur gegen Weinstein, sondern auch gegen Quentin Tarantino. Ihre Geschichte mit Weinstein liest sich traurigerweise so wie viele andere Geschichten, die wir in den letzten Monaten gehört haben. Anfangs sei Thurman von seinem Verhalten noch nicht eingeschüchtert gewesen; als er plötzlich im Bademantel vor ihr gestanden habe, habe sie ihn einfach für einen eigensinnigen Typen gehalten, "so wie ein verrückter, exzentrischer Onkel."

Als er jedoch aggressive sexuelle Handlungen vorgenommen habe, habe sie sich aus seinem Zimmer befreit und ihn ein paar Tage später in einem Gespräch im Hotel gewarnt: "Wenn du das, was du mit mir gemacht hast, mit anderen Leuten machst, wirst du deine Karriere, deinen Ruf und deine Familie verlieren. Das verspreche ich dir." Diese Episoden spielten sich im Nachleben des Pulp Fiction-Hypes ab, und Thurman habe mit Weinstein auf professioneller Ebene weitergearbeitet, da sie ihn in Umgebung mehrerer Leute ertragen konnte. Dennoch habe sie ihn als einen Feind angesehen, was letzten Endes auch ihre Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino vergiftet habe. Als sie ihm zum ersten Mal davon erzählte, habe er die sexuellen Übergriffe als Lappalie angesehen. Erst als sie ihn im Zuge der Vorbereitung zu Kill Bill nochmals darauf hinwies, wie schlimm ihre Erfahrungen mit Weinstein waren, habe er Verständnis gezeigt und den Produzenten konfrontiert - der sich daraufhin bei Uma Thurman zum ersten Mal entschuldigt habe.

Der Bruch mit Quentin Tarantino folgte nach den Dreharbeiten zu Kill Bill: Volume 2. Mit Tarantino zu arbeiten, sei schon immer anstrengend und kräftezehrend gewesen, sagt Uma Thurman, auch wenn sie bis zu einem gewissen Punkt die Arbeit in den Vordergrund rücken konnte:

Ich habe echt immer eine Verbindung zum übergeordneten Wohl gehabt, wenn ich mit Quentin gearbeitet habe, und das meiste, was ich mit mir hab machen lassen und wobei ich mitgemacht habe, war so wie eine schreckliche Schlammschlacht mit einem sehr wütenden Bruder. Aber wenigstens konnte ich mitreden.

Besagte Schlammschlacht mit Quentin Tarantino habe der Regisseur auch in Form von sadistischen Handlungen am Set ausgetragen: In einer Szene, in der Michael Madsen ihr ins Gesicht spuckt, habe Tarantino selbst das Spucken übernommen. In einer anderen habe er sie mit einer Kette gewürgt, was im Film die Teenagerin Gogo macht. Einen Schritt zu weit sei Tarantino jedoch in den letzten Tagen des neunmonatigen Drehs gegangen, als er Thurman für die ikonische Szene im blauen Cabrio selber fahren lassen wollte. Das Problem dabei war, dass andere Mitglieder aus der Crew sagten, es gäbe Probleme mit dem Auto, und dass die Straße, auf der sie fahren sollte, unbefestigt war. Tarantino habe sie außerdem mit über 60 km/h fahren lassen wollen. Als sie sich weigerte und nach einem Stunt-Double bat, sei Tarantino wütend geworden. Er habe sie angeschrien und ihr versichert, dass es völlig sicher sei, bis sie sich bereit erklärte, das Auto zu fahren.

Quentin Tarantino hatte allerdings Unrecht: Das Auto war eine unsichere Konstruktion, und Uma Thurman kam während des Takes von der Straße ab und fuhr gegen einen Baum. Sie musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auf einmal, so Thurman über das weitere Arbeitsverhältnis, sei sie keine "kreative Partnerin mehr, sondern ein kaputtes Werkzeug" gewesen. Sie zerstritt sich mit Tarantino nicht nur, weil er sie in Gefahr gebracht hat - er habe sich sichtlich Vorwürfe gemacht und sich entschuldigt -, sondern vor allem deswegen, wie der Unfall im Nachhinein behandelt wurde. Thurman wollte gegen Miramax klagen und verlangte, das Material ihres Unfalls zu sehen. Das Studio wollte es jedoch nur dann freigeben, wenn Thurman es im Gegenzug von jeglichen zukünftigen Konsequenzen loslösen würde. Auch Tarantino habe sich geweigert, ihr das Material des Takes zu geben, und so kehrten ihre kreativen Partner ihr den Rücken. Es habe heftige Streitereien gegeben, und erst jetzt, 15 Jahre später, habe Tarantino ihr den Zugriff auf die Aufnahmen ihres Unfalls gewährt.

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