Kategorie 1: Sendung TV/Internet
...and the winner is: die Oscars 2015
Was
war das nur wieder für ein Aufruhr! Jedes Jahr ist es immer und immer
wieder das gleiche, wenn es heißt "and the Oscar goes to...". Alles
stand ganz arg im Licht von erdrückenden Biopics, der Zelebration des
Konventionalismus und letztlich der Wende zur doch angenehmen
Überraschung. Aber der Reihe nach.
Als großer Favorit war Boyhood ins Rennen gegangen und quasi jeder - einschließlich mir - war davon überzeugt, dass zumindest Richard Linklater den Regie-Oscar erhalten würde, um diese außergewöhnliche Arbeit zu würdigen und zu ehren. Falsch gedacht!
Im
Moment der Verkündung selbst war ich nicht nur verwundert, sondern auch
ein wenig verärgert darüber, dass nicht die in meinen Augen besten
Filme (bzw. einer derer) ausgezeichnet wurden - aber mittlerweile kann
ich vollkommen damit leben, denn es hätte auf der einen Seite viel
schlimmer und konventioneller kommen können (Foxcatcher, Die Entdeckung der Unendlichkeit)
und auf der anderen Seite wäre es wohl noch vor wenigen Jahren nicht
dazu gekommen, dass man ein mutiges, nicht alltägliches Werk wie Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit mit den Hauptpreisen bewirft.
Aber
natürlich sind die Oscars letztlich auch bloß ein Event, was sich jeder
dann doch anschaut (außer man ist vernünftig und schläft in der Nacht),
weil es sich irgendwann als eine Art Happening etabliert hat,
was kaum mehr wegzudenken ist - so ganz unter uns Filmfreaks...äh -fans,
natürlich. Die besondere Anziehungskraft liegt dann nämlich in der
Diskussion über das Event selbst live und parallel - sei es auf Twitter
oder hier im Blog und Chat. (An dieser Stelle möchte ich alle aus dieser
Nacht grüßen...und meine Oma natürlich auch!) Eigentlich will ich zur
Moderation gar nicht viel sagen, nur das eine: hört auf, euch etwas
anzuschauen, nur um zu "haten"; bzw. wenn ihr das tut, dann seid ihr
ziemliche Idioten. Das Leben ist kurz, alles klar?
Kategorie 2: Kinofilme
...and the winner is: Whiplash
Schon
vor knapp einem halben Jahr schwirrte ein erster Trailer zum
betreffenden Film im Netz umher - beim ersten Anschauen war ich zwar
angetan, aber vergaß das alles ganz schnell wieder. Doch ein paar Monate
später kursierten immer mehr frühe Kommentare und Meldungen, wie
*absolut grandios* dieses Werk doch geworden sei. Der Beginn eines
grenzenlosen Hypes unter uns Filmfans. (Denn natürlich bekommt die
Außenwelt davon nichts mit, die schaut lieber verfilmte Twilight-Fanfiction.)
Schließlich wurde es so schlimm, dass ich meine persönlichen
Erwartungen so dermaßen herunterschrauben konnte, dass ich mir selbst
kein Wort mehr glaubte. Doch nun - vor gut einer Woche - war es dann
endlich so weit (und ich musste abermals für einen Film dieser Güte eine
weite Fahrt auf mich nehmen): ich erlebte (!) Whiplash im Kino.
Ich
habe wohl in meinem ganzen Leben noch kein vergleichbares Kinoerlebnis
gehabt und das sage ich hier wahrhaftig ganz ohne Übertreibung. Diese
unglaubliche Intensität, die dich in den Kinosessel drückt, dein Bein
abwechselnd mit wippen oder gegen den Vordersitz drücken lässt,
entfachte eine ganz neue Erlebensebene. Begeisterung pur, grenzenlose
Euphorie! Ein Film, der so sehr gehyped werden kann/darf, wie er will
und es dennoch nichts an der Rezeption ändert - ebenso nicht beim
zweiten Mal nur wenige Tage später. Wieder das gleiche, unbändige,
entfesselte Gefühl. Und auch wenn dieses Wort so unfassbar inflationär
gebraucht wird heutzutage: ein Meisterwerk allerhöchster Güte. Whiplash - anschauen gehen, solange es noch möglich ist!
Kategorie 3: Film allgemein
...and the winner is: no winner
Aus
Respekt vor der Genialität des in der vorherigen Kategorie genannten
Werkes (da will ich schlichtweg keine andere Lobhudelei verfassen)
möchte ich im Folgenden nur kurz drei Filme aufzählen, die mich im
letzten Monat außerdem begeistert haben und es verdient haben, hier
aufgeführt zu werden:
Inherent Vice - Natürliche Mängel (wieder Kino, ja), Reality Bites - Voll das Leben, Clerks - Die Ladenhüter (siehe Kategorie 7).
Kategorie 4: Schauspieler/in
...and the winner is: J.K. Simmons
Ich möchte diesen Eintrag nicht mit mehr Whiplash
bemalen, als es ihm gut tut, aber eigentlich kann man nicht genug davon
auftragen. Der werte Herr hat seinen Oscar bekommen (und das hab ich
dann zufällig in der Wiederholung auch gesehen, obwohl Pro7 bei der
Live-Übertragung sich nicht genötigt fühlte, das dem Publikum zu
zeigen!) und ich möchte hier nicht den Nebensatz "und das völlig
zurecht" anfügen, weil es so klischeehaft ist, aber Simmons spielt hier
die Rolle seines Lebens, sich die Seele aus dem Leib, ist bei einem
solchen Charakter so vielseitig und -schichtig - schlussendlich einfach
großartig und phänomenal. Viel mehr Worte brauch es da schon nicht.
Kategorie 5: (Film)musik
...and the winner is: The Boxer von Mumford & Sons
Ich
habe mich dazu entschieden, diese Kategorie etwas offener zu gestalten.
Schon lange bin ich ein großer Fan des Folk-Ensembles aus
Großbritannien und auch (natürlich!) ein Anhänger des Duos Simon &
Garfunkel. Als ich letztens endlich mal wirklich dazu kam, auch mal die
Deluxe Version des Albums "Babel" zu hören, entdeckte ich den genannten
Song wieder ganz neu für mich. Ich finde das Original ja schon wirklich
stark, aber die Schönheit und Poesie des Covers kann es dann doch nicht
bieten (die Mitarbeit von Paul Simon beim Cover ist übrigens auch zu
erwähnen!) - die wundervolle Stimme Marcus Mumfords ist weltweit wohl
kaum zu überbieten und dieser Song transportiert auf beeindruckende
Weise wie die besten - ach, was sage ich, wie alle Songs von Mumford
& Sons - die ganze Sehnsucht und Melancholie, die diese Art von Song
nun mal haben sollte (aus meiner bescheidenen Sicht). Ich möchte
unaufhörlich klatschen und jubeln, wenn ich die Großartigkeit (ist das
ein Wort?) dieser Musik erfahre.
Kategorie 6: Moviepilot Artikel/Kommentar
...and the winner is: Friedsas Alles nur geträumt? (blog
me if you can: Traumdarstellungen)
Einfach, weil er
dort über Ted Mosbys Traum schreibt, in dem er sich vorstellt, etwas zu
erleben, was er nicht tut, weil er der Einsamkeit erlegen ist und der
Sehnsucht fröhnt. Etwas, was so viele schon (womöglich so oft) erlebt
haben. Selber anschauen! Und nicht vergessen: morgen, am 1. März, ist
wieder blog me if you can-Tag! wohohoho, for the longest time...
Kategorie 7: Zitat oder Spruch des Monats
...and the winner is: Clerks - Die Ladenhüter
Da verweise ich mal hierdrauf.
Kategorie 8: Stil
...um
nochmal auf die Oscars zu kommen: gefühlte zehn Stunden funktioniert
die Übertragung, während man nichts als den Red Carpet sieht, aber wenn
es dann richtig losgeht, versagt es?! Was soll uns das eigentlich sagen?
Style Over Substance? Woha - that's deep!
Kategorie 9: Szene des Monats
...and the winner is: Scrubs - Die Anfänger
Ich
wurde schon mehrere Male vorgewarnt, dass eine ganz bestimmte Folge aus
der fünften Staffel der Arzt/Krankenhaus-Tragikomödie mit dem Gespür
für Absurdes, Trauriges, Schönes, Weises und Wahres den eng verbundenen
Zuschauer aus den Schuhen kicken wird. Fälschlicherweise wurde mir hier
immer Nummer 19 genannt, während es doch Nummer 20 war. Sie beschreibt - vor allem zum Ende, unterlegt vom fantastischen How to Save a Life
von The Fray - wie das Krankenhaus nun mal ein Ort ist, an dem auf
einmal alles schief gehen, in dem alles zerstört werden, in dem sich
alles, was man zuvor geglaubt hatte, in Luft auflösen kann. Und wie
immer zeichnen diese Situationen und Momente ein allgemein gültiges Bild
des Lebens ab, weshalb wir ohne Frage in Gänze mitgenommen werden
können.
Kategorie 10: Sonstiges, Erwähnenswertes
WHO ARE YOU WEARING?
Den Link zu Mr. English Ovation möchte ich euch natürlich auch nicht vorenthalten.
Wenn jemand sich da draußen berufen fühlt, uns in unseren Ovationen beizustehen und zu folgen, dann schickt er doch bitte an mich oder Mr. English eine Nachricht und wir geben euch alle nötigen (voll wichtigen!) Infos für den nächsten Monat. Würde uns sehr freuen und vielleicht wird das ja The Next Big Thing hier. (Haha).