The Magicians - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

28.01.2016 - 10:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The MagiciansSyfy
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In The Magicians lernen melancholische Twentysomethings die Welt der Magie an einem New Yorker College kennen. Neben der Zauberei geht es ums Erwachsenwerden und das Gefühl, anders zu sein. Lest hier den Pilot-Check zur neuen Fantasy-Serie.

Ich setz das gleich mal an den Anfang, damit wir das auch direkt hinter uns gebracht haben: The Magicians, die neue Syfy-Serie, ist Harry Potter für Erwachsene. Das schrieb nämlich auch die New York Times  über Lev Grossmans Buchvorlage und dann dürfen wir das hier erst recht! Für die Mittdreißiger, die jetzt denken, Moment, Harry Potter war doch schon immer auch für Erwachsene, und nun beschämt auf ihre Narnia-, Eragon-, Harry Potter-Bücherwand blicken, denen sei gesagt: Es geht noch erwachsener. Nämlich dann, wenn so Dinge wie Depressionen, Drogenkonsum und Sex ins Spiel kommen. All das gab es wunderbar verschachtelt auch schon bei Harry Potter (Liebestrank, Felix Felicis, mal ehrlich), hier sehen wir es in der expliziten Form.

Abracadabra Angst (© New York Times)

Die kryptische Eingangsszene stiftet erstmal kultiviert Verwirrung und teast den staffelumspannenden Spannungsbogen an. Frau und Mann unterhalten sich im ernsten Ton über jemand Bedrohliches, der zurückkommt; Frau hat tote Motte mitgebracht. So richtig geht es mit Quentin (Jason Ralph) los, dem, wenn wir uns nun auf den Vergleich einlassen wollen, spät-adoleszenten Harry Potter der Serie. Der gibt in einer Therapie-Sitzung die üblichen Befindlichkeiten eines heranwachsenden Akademikers zu Protokoll: Er sucht nach einem Mehr in einer Welt, die mit dem Erwachsenwerden ihre Magie Stück für Stück einbüßt. Quentin sagt, das Gefühl, nirgendwo dazuzugehören, ist überwältigend. So richtig schwer hat er es aber nun wirklich nicht. Er lebt in einem Appartement in Brooklyn, in dem Partys gefeiert werden, wird von seinen unternehmungslustigen Freunden Q genannt, hat am nächsten Tag immerhin ein Vorstellungsgespräch für eine Ivy-League-Uni und ist im Großen und Ganzen auch ein recht schneidiger Typ ... eine gewisse Werthersche Neigung zum Schwermut kommt bei Hauptfiguren von Fantasyromanen eben gut an.

Befreundet ist Quentin innig aber platonisch mit Julia (Stella Maeve), mit der ihn weiterhin eine Leidenschaft für Fantastisches und Zauberei verbindet, die bei Julia aber mittlerweile am Abklingen ist. Beim Vorstellungsgespräch, zu dem ihn Julia begleitet, wird Q aus nicht weiter erklärten Gründen von einem Toten empfangen, der ihm einen Schlag Dokumente hinterlässt, die sich als indirekte Einladung zum Aufnahmetest an dem Magie-College Brakebill herausstellen.

Quentin ist irgenwie wichtig in der Magie-Welt

Wie von, nun ja, Zauberhand landen Julia und Quentin noch am selben Tag auf dem sonnendurchfluteten Campus der Magic-University irgendwo im endlosen New York, was beide zu Anfang so gar nicht glauben mögen. Es folgt eine Prüfung, die Julia nicht besteht, Quentin aber schon. Beim letzten, praktischen Test führt er einen sehr anspruchsvollen Kartentrick vor, der ihn endgültig zur Aufnahme an der Universität für Hexerei und Zauberei qualifiziert. Fortan hat Quentin, der melancholische Eigenbrötler mit all seinen Andersartigkeiten, einen Platz in der Welt, die er nicht versteht und die ihn nicht verstehen will, gefunden. Mehr noch: Sein Name und Ruf eilt ihm ganz offensichtlich voraus - der feuchte Traum aller Special Snowflakes da draußen. Quentin scheint in der magischen Welt irgendwie wichtig zu sein.

Quentins kniffliger Kartentrick

Julia indes hätte ihr unglückliches Magie-Erlebnis eigentlich vergessen sollen, hat aber dafür gesorgt, dass das nicht passiert und kann den Verlust der ihr vorenthaltenen Welt jetzt nicht mehr verwinden. Sie hat Blut geleckt und durchleidet nun quasi die gegenteilige Gefühlswelt ihres besten Freundes. Es dauert nicht lang, da sucht sie sich noch coolere, viel magischere Freunde. Wer einmal auf Brakebill war, der kann eben nicht mehr zurück nach Yale, rechtfertigt sie ihr impulsives Vorgehen. Denn ohne groß nachzudenken, schließt sie sich einem Profi-Magier an, der mit ihr auf dem Damenklo einer Bar ein Trocken-Bondage veranstaltet, um Magie-Credibility und Vetrauenswürdigkeit zu demonstrieren. Was soll schon passieren.

Ein bisschen Girls mit Zauberern

Für die Serie wurden die Buchfiguren aus Lev Grossmans Trilogie nun auch ein paar Jahre älter gemacht. So stehen der Geschichte interessante Charakterentwicklungen offen. Vielleicht ist es nur der schmutzige Jugendhort der Welt, Brooklyn, aber manchmal sieht The Magicians aus wie Girls mit Zauberern und hört sich auch so an . Quentin selbst hat zwar keinen Sex, bekommt jedoch genügend Verlockungen zu selbigem dargereicht. Außerdem macht er diesen Mangel mit einer gehörigen Portion Weltschmerz und Zukunftsangst bzw. Abracadabra Angst wett. Die Verknüpfung von magischer und nichtmagischer Welt funktioniert fließend, was allerdings auch daran liegt, dass sie kaum thematisiert wird. Die Charaktere nehmen die Existenz von Magie ziemlich stoisch hin, was wiederum gut in Einklang zu bringen ist mit dem Realismus der Serie und ihrer Figuren. Vielleicht waren die Autoren John McNamara (Trumbo) und Sera Gamble, die schon bei der kurzlebigen Serie Aquarius zusammen schrieben, auch einfach ein bisschen schludrig.

Dass ein Pilot seine Geschichte etwas gehetzt vorträgt, ist allerdings nicht unüblich, zumal Syfy die erste Magicians-Episode bereits im Dezember zeigte und diese damit quasi zum verlängerten Werbespot für die erste Staffel degradierte. Im Piloten sollten anscheinend möglichste viele Facetten, die die Serie für den Zuschauer bereithält, bereits angeteast werden, was eine schnelle Entwicklung des Settings erforderte. Fahrlässig ist das trotzdem, denn dem Piloten schadet die sprintende Erzählweise ungemein. Vieles bleibt unklar und die magisch-melancholische Atmosphäre entwindet sich dem Erzählsturm nur mühsam.

Trotzdem, wenn auch alle Erzählstricke reißen mögen, gibt The Magicians immer noch jenen verträumten Potterheads Hoffnung, die ihr elftes Lebensjahr verstreichen sahen, ohne eine Hogwarts-Einladung von einer Eule empfangen zu haben. Einfach noch bis zum 18. oder 19. Geburtstag warten, vielleicht kommt da ja noch was vom Brakebills College for Magicial Pedagogy in New York City.

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