Am Freitag feierte The Irishman von Martin Scorsese seine Weltpremiere auf dem New York Film Festival. Inzwischen sind die ersten Kritiken zum Netflix-Mafiafilm erschienen, die sich zum Teil begeistert vom neusten Streifen der Regie-Legende zeigen. Von aktuell 46 bei Rotten Tomatoes gesammelten Besprechungen stehen dem Titel allesamt positiv gegenüber.
Zuvor aufgeflammte Sorgen wegen der digitalen Verjüngungskuren für Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci seien unbegründet. Zwar sei das so genannte De-Aging in The Irishman zunächst ungewohnt, doch das Eingewöhnen verlaufe rasch und so erwarte uns "Scorseses bester Kriminalfilm seit Goodfellas".
Begeisterte Kritiken: The Irishman sei neu und wagemutig
Dies meint jedenfalls Eric Kohn in seiner Besprechung für IndieWire , der Scorseses The Irishman als "pure, ungezügelte Illustration" dessen bezeichnet, "was seine Stimme als Filmemacher so eigenständig seit fast 50 Jahren" macht. Der Film sei ein wenig zu lang und die Verjüngung einiger seiner Darsteller nicht immer perfekt, doch seine Ungereimtheiten seien lediglich "sanfte Bremshügel" in einer "überzeugenden" Filmerfahrung.
Variety -Autor Owen Gleiberman bezeichnet The Irishman als "majestätisches Mafiaepos mit Eis in seinen Adern." Es sei der Film, den wohl viele von Scorsese hätten sehen wollen:
Eine imposante, unheilvolle, zum tiefen Einatmen verleitende Zusammenfassung, nicht nur ein Drama, sondern eine Abrechnung, eine Vision der kriminellen Unterwelt, in der vorige Mafiafilme des Regisseurs widerhallen, aber uns gleichsam zu etwas Wagemutigem und Neuem hinführt.
Stephanie Zacharek vom Time Magazine meint, Zuschauer könnten überrascht werden von The Irishman. Man könnte morgens aufwachen und denken: "Das Letzte, worauf ich Lust habe, sind Geschichten über Männer die männliche Dinge tun." Doch der Film könne gut dazu führen, am Ende des Tages anders zu empfinden. Hierbei zog sie auch einen interessanten Vergleich zu Scorseses Gangsterklassiker Goodfellas heran:
Ein Film über Verrat und Reue und Verlust und er ist bewegend auf eine Art, die Goodfellas nicht ist. Ein alter Mann hätte jenen Film nicht machen können, ebenso wie ein jüngerer diesen nicht hätte machen können.
Ferner bezeichnete die Autorin The Irishman als "meisterhaft".
The Irishman entzaubert den Mythos der kriminellen Unterwelt auf bewegende Weise
Auch BBCs Caryn James stellte The Irishman in ihrer Kritik Goodfellas gegenüber. Scorseses neuster Film sei eine Art Gegenentwurf, ein von Beginn an gewissermaßen entromantisierendes Werk über das Leben als Krimineller:
The Irishman ist nicht Goodfellas Light oder Goodfellas 2, er ist mehr ein entgegengesetzter Goodfellas. Die Hauptfigur aus dem Film von 1990 weidete sich an dem Geld und der Kameradschaft des Mafialebens bis es ihn schließlich einholte. Aber der tiefe, nachhallende und sogar geistreiche Irishman zeigt das soziopathische Unterfangen und den Schaden dieses Lebens von Beginn an.
Unterdessen sah A.O. Scott von der New York Times in The Irishman einen "langen und dunklen" Film, der wie ein Roman von Fjodor Dostojewski oder Theodore Dreiser oder ein düsteres Gemälde von Rembrandt erscheine. Er sei Scorseses "am wenigsten sentimentaler Film über das Mafialeben und aus diesem Grund sein ergreifendster."
In der Verjüngung von Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci zeigten sich zwar Unzulänglichkeiten. Doch insgesamt sei das De-Aging "ziemlich gut" und für Mike Ryan von Uproxx "das beste, das ich bisher gesehen habe." Für Netflix habe sich die Investition in den "grandiosen" The Irishman gelohnt.
The Irishman erscheint weltweit am 27.11.2019 auf Netflix.
Freut ihr euch schon auf Martin Scorseses Netflix-Mafiafilm The Irishman?