The Good Place ist die beste Sitcom der letzten Dekade, aber niemand schaut es

18.01.2020 - 09:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Good PlaceNBC/Moviepilot
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Viel zu lange läuft das philosophische Serien-Bonbon The Good Place in Deutschland unter dem Radar. Für uns ist die Comedy mit Kristen Bell und Ted Danson eine der besten Serien der letzten Dekade.

In The Good Place sind alle tot. Trotzdem erfahren wir nirgends mehr über den Wert des Lebens als in dem philosophische Serien-Bonbon von Sitcom-Meister Michael Schur, das in Deutschland schon viel zu lange unter dem Radar läuft. Dabei landete die phantastische Komödie nicht nur auf Platz 5 der besten Serien des vergangenen Jahrzehnts, sie steht auch stellvertretend für eine der wichtigsten Fragen der Menschheit: Bin ich ein besserer Mensch, wenn ich meinen Müll trenne?

The Good Place ist eine Workplace Comedy, nur im Himmel

Michael Schur kreierte mit Parks and Recreation, Brooklyn Nine-Nine und The Good Place drei der besten Comedy-Serien des neuen Jahrtausends, wobei er sich immer wieder selbst übertrifft. The Good Place ist die nächste Evolutionsstufe seiner Sitcom-Ambitionen und der klassischen Workplace-Comedy, die von dramatisch angehauchten Krankenhausszenarien (Scrubs - Die Anfägern) bis zum Galgenhumor im tristen Bürojob (The Office bzw. Das Büro) reicht.

The Good Place

Auch The Good Place handelt von einem Arbeitsplatz: In The Good Place wird die tote Eleanor (Kristen Bell) vom "Architekten" Michael (Ted Danson) im paradiesischen Jenseits begrüßt, das er extra für sie designt hat. Auch wenn uns The Good Place spätestens in Staffel 3 einen halben Philosophiemaster untergebujelt hat, geht es im besten Sinne der Workplace-Comedy letztlich immer darum, wie gut Michael und seine Mitarbeiter ihre Arbeit als Erbauer des Jenseits verrichten.

The Good Place ist die nächste Evolutionsstufe der Sitcom

The Good Place mischt die Karten entgegen unserer Sitcom-Gewohnheit mit unnachgiebiger Härte in jeder Staffel neu. Serienschöpfer Michael Schur wollte die Fans mit dem Twist am Ende der 1. Staffel (keine Sorge, wir spoilern ihn nicht) belohnen.

Eine Geschichte mit Überraschung ist das größte Geschenk für Zuschauer."

Gleichzeitig ist die 180-Grad-Wendung aber nicht aus der Luft gegriffen, sondern Teil eines durchdachten Planes, der am 30. Januar 2020 im Staffel 4-Finale bei NBC seinen Höhe- und Endpunkt findet.

The Good Place

Schur macht gegenüber Newsweek  klar, dass wir an einem Punkt angekommen sind, in der die Sitcom-Geschichte 80 Jahre umfasst und jeder alles schon gesehen hat. In einer Welt, in der man jeden Satz mit "Das ist wie in der Simpsons-Folge, in der ..." anfangen kann, hat Schur es geschafft, uns mit Comedy den Boden unter den Füßen wegzureißen.

The Good Place ist das OK Boomer unter den Serien-Highlights

Ausgehend von der Sitcom-Grundstruktur, ist The Good Place angewandte Philosophie in einem Zeitalter, in dem sich jeder seine eigenen Gebote meißelt. Die Serie meistert das Kunststück, eine Erzählung über Schöpfung und das Jenseits zu sein, ohne jemals biblisch zu werden.

Gott spielt keine Rolle. Während sich der US-Präsident im echten Leben über Klimaktivistinnen lustig macht (was direkt aus einer Sitcom stammen könnte) und "Gutmensch" als Schimpfwort verwendet wird, sieht The Good Place unermüdlich das Gute im Menschen.

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Was ist ein guter Mensch, was ein schlechter, oder bewegen wir alle nur zwischen den Extremen? The Good Place versucht sich an einer Erklärung, warum es jeder Generation auf ihre gewisse Art und Weise schwerer hat als die vorherige, warum uns Globalisierung und Kapitalismus erdrücken können und warum wir uns mit Verständnis statt Standpauken und Besserwisserei begegnen müssen.

The Good Place fällt dem Peak TV zum Opfer

Die 1. Staffel von The Good Place ist sehr gut, aber die schwächste. Das gesamte Potenzial der Geschichte und Charaktere (Janet!), des visuellen Humors und der dimensionsübergreifenden Durchgeknalltheit entfalten sich erst in Staffel 2 und 3. So lange hat heutzutage keine Serie mit komplexer Handlung Zeit, ihre Zuschauerschaft zu gewinnen.

The Good Place

So gut The Good Place auch ist, es guckt fast niemand. Bei Moviepilot hat die Serie 166 Bewertungen. Zum Vergleich: 1595 Moviepiloten haben Brooklyn Nine-Nine bewertet. Letztere läuft auf Netflix uns genießt damit eine deutlich höhere Reichweite als The Good Place, das in Deutschland bei Maxdome und sixx zu sehen ist. Die 4. und letzte Staffel läuft aktuell in den USA und kann in Deutschland übrigens bei Amazon erworben werden.

Während im andauernden Peak TV eine inhaltliche Herausforderung wie The Good Place durchaus gewünscht ist, geht ein solches schon dann unter, wenn es auf keinem Startbildschirm angezeigt wird.

Gehört ihr zu den wenigen, die The Good Place gesehen haben?

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