The Brink - Unser erster Eindruck

23.06.2015 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Jack Black als DiplomatHBO
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Jack Black reitet Dr. Seltsams Bombe und Tim Robbins erweist sich als größter Horst im War-Room. Wenn jedoch ein pakistanischer Diktator mit der Neuauflage des Kalten Krieges droht, spielen diplomatische Softskills ohnehin keine Rolle mehr. Der Pilot-Check zu The Brink.

Wirklich ernst wird es in der Polit-Satire The Brink wahrscheinlich nicht mehr werden. Da fliegt dem US-Außenminister (Tim Robbins) gerade die Weltpolitik um die Ohren, und worum schert der sich? Nicht um die Sicherheit der US-Bürger. Nein, Walter Hollander interessiert sich mehr für die Handy-Nummer der Regierungsangestellten, die soeben die wirre Droh-Rede des frischgebackenen, aber gemeingefährlichen Militär-Diktators (Iqbal Theba) simultan übersetzt hat.

Der Titel The Brink deutet im Deutschen etwa auf den Rand eines Abgrunds hin. An jenem fristet die Welt von der ersten Episode an. Mittendrin im pakistanischen Höllenschlund dilettiert der Diplomat Alex Coppins, dem Jack Black seinen kumpelhaften Kalauer-Quälgeist leiht. Deutsche Botschaft gleich Holocaust-Witz. Muss so. Darf er. Hat ja Diplomatenstatus. Ein Jack Black-Charakter mit Diplomatenstatus. Can you imagine that?

Die Hauptcharaktere aus The Brink


Als gelassener Gegenpol fungiert Alex Coppins Chauffeur Rafiq (ja tatsächlich, Daily Show-Korrespondent Aasif Mandvi). Fun Fact: Der Vater des Chauffeurs wird von How it your mother-Chauffeur Ranjit gespielt. Netter Einfall. Hier gibt er einen Schriftsteller. Abeds Vater aus Community ist übrigens auch dabei. Er spielt den pakistanischen Despoten, der fleißig Atomwaffen gebunkert hat und den globalen Krieg provoziert. Als würde The Brink alle englischsprachigen Schauspieler mit Nahost-Hintergrund versammeln.

Flüchtend vor einem tobenden Arabischen Frühling in Islamabad-City, kehrt Coppins in Rafiqs Elternhaus ein. Dort stellt sich schnell heraus, dass Rafiqs Onkel ein Vertrauter des Diktators ist. Und noch bevor Coppins Rafiqs hübscher Schwester nachstellt, hat er erfolgreich in den geheimen Aktenschränken des Onkels (Erick Avari) gewühlt und ein vertrauliches Dokument direkt in den Situation-Room, Washington D.C., gefaxt.

Im dritten Schauplatz, einem Flugzeugträger der US-Navy, dealt der Number One-Jetpilot Zeke Tilson mit Pillen, die er von seiner geschiedenen Festland-Frau bezieht. Eine ähnlich lukrative Geschäftsidee hatte Pablo Schreiber schon als Pornstache in Orange Is the New Black. Hier trägt er leider keine Rotzbremse, weshalb er für die, die ihn kennen, aussieht wie andere Menschen ohne Augenbrauen. Kurz nachdem Tilson von seiner sich anbahnenden unfreiwilligen Vaterschaft erfährt, wird er zu einem Spezialauftrag abgezogen, der natürlich eng verknüpft ist mit der äußerst prekären Situation in Pakistan.


Die szenischen Sprünge zwischen den drei doch recht verschiedenen Schauplätzen klappen wunderbar, engere Verbindungen zwischen den sich darin zum Affen machenden Charakteren werden im Piloten schon angedeutet. Kurzweilig ist das, was Jay Roach hier in der ersten Episode von The Brink vorlegt, sowieso. Im Regelfall wechseln sich Gag-Tiefflieger mit knackigen Handlungssprints ab. Hinzu kommt dann noch eine feurige Kuba-Krisen-Atmosphäre. Wer also findet, dass Thirteen Days und House of Cards in witzig, sich witzig anhört, wird wahrscheinlich bestens unterhalten.

Denn ernst wird es in The Brink wirklich nie. Aber das ist ja im Grunde die Haltung, bei der zeitgenössische Satire mittlerweile angekommen ist: die Alles-ist-ein-Witz-Ebene. Zumindest ist alles, was Die-Da-Oben fabrizieren, einen Gag wert. Der eigentlich so seriöse Tim Robbins (inzwischen grauhaarig) fügt sich in dieses Konzept optimal ein. Als komödienklassischer wollüstiger Bill Clinton-Verschnitt, lässt er sich in seiner Initiationsszene von einer Gespielin mit Zeichentrickstimme den Atem abschneiden – aus intensitätssteigernden Gründen, versteht sich. Schließlich enden die sexuellen Fantasien Walter Hollanders nicht mit dem üblichen Höhepunkt, sondern damit, ermordet zu werden. Vielleicht die ironischste Reminiszenz eines nicht unbedingt feingeistigen Piloten.

The Brink umfasst bislang zehn Episoden, die seit Sonntag auf HBO ausgestrahlt werden. Hier in Deutschland könnt ihr die Serie bei Sky Go (in der Originalversion) abrufen.

Wie hat euch der Pilot von The Brink gefallen? Werdet ihr die Serie weiterschauen?

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