Takashi Miike schickt 3D-Samurai in ein schweres Rennen

20.05.2011 - 15:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Takashi Miikes Hara-Kiri: Death of a Samurai
Recorded Picture Company
Takashi Miikes Hara-Kiri: Death of a Samurai
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Der erste 3D-Film von Takashi Miike ist auch der erste dieser Art, der im Wettbewerb von Cannes läuft. Bei den deutschen wie den internationalen Kritikern ist Hara-Kiri: Death of a Samurai allerdings nicht sehr gut angekommen.

Wenn es in Gestalt eines Samurai-Epos vom Meisterregisseur Takashi Miike daherkommt, kann auch das Festival Cannes nicht mehr die Augen vor dem Phänomen 3D-Kino verschließen. Hara-Kiri – Tod eines Samurai ist das Remake von Harakiri aus dem Jahre 1962 und der erste Wettbewerbsfilm überhaupt, bei dem die Kinogänger in Cannes ein paar schicke Brillen aufsetzen mussten. Fast alle Filmkritiker ziehen in ihren Rezensionen das Original zum Vergleich heran und betrachten Takashi Miikes neueste Arbeit nicht eigenständig.

Daniel Kothenschulte vergleicht Hara-Kiri – Tod eines Samurai nach der ersten Sichtung mit dessen Vorgänger von Masaki Kobayashi und sieht die Vorteile beim Original: “Das Geheimnis des Klassikers von Kobayashi liegt in der Schichtung der Erzählungen – ähnlich Kurosawas „Rashomon“. Ebene um Ebene offenbart die grausige Geschichte ihre ganze Dimension. Miike hat ihr nur eine recht äußerliche dazu erschlossen: Er drehte in 3D. Wenn sein Film überhaupt einen Eigenwert besitzt, so im Umgang mit dieser Technik. Doch bleibt der Raum vor der Leinwand ungenutzt: Kein Samuraischwert stochert vor unseren Augen. Lediglich die Sphäre hinter der Bildwand wird genutzt. Was aber ist damit gewonnen?”

Joachim Kurz findet andere Kritikpunkte an Hara-Kiri – Tod eines Samurai. Die 3D-Effekte tragen in seinen Augen nichts zur Erzählung bei. “Passend zur getragenen, ja behäbigen Entwicklung des Plots ist auch die (im Übrigen ganz wundervolle) Filmmusik von na eher dazu angetan, den spätabendlichen Kinobesucher ins Reich der Träume zu schicken als in ein grandioses Filmerlebnis. Gerade nach dem letzten furiosen Samurai-Drama 13 Assassins hatte man sich von Miike deutlich mehr erwartet – eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllt hat. Da hilft dann auch das gewohnt souveräne Ende des Films nichts mehr. Schade irgendwie.”

Mit Blick auf die bisherigen Arbeiten von Takashi Miike kann auch Eric Kohn dem 3D-Epos Hara-Kiri – Tod eines Samurai nur wenig Gutes abgewinnen. Allerdings löst er sich in seiner Kritik vom Vergleich mit Kobayashis Film. Miike hat einen Ruf für seine gewalttätigen Übertreibungen, die er mit gekonnten filmischen Einstellungen verknüfpt. Ironischerweise ist gerade sein erster Film in 3d-Projektion viel weniger sensationalistisch als üblich. “Hara-Kiri” ist im Wesentlichen ein melodramatisches Kostümdrama mit gelegentlichen Blutspritzern.“ Die finale Szene lobt Kohn jedoch ausdrücklich, da sie durch ein ”willkommenes Überraschungsmoment" hervorsticht.

Glenn Heath Jr. schreibt den härtesten Verriss von Hara-Kiri – Tod eines Samurai: “Nachdem man dieses unfähige und skurrile Remake gesehen hat, ist es klar, dass Takashi Miike wenig bis gar nichts von dem verstanden hat, was das Original so elegant gemacht hat. Seine texturierte, aber hohle 3D-Adaptation verändert minimale Plotelemente, missachtet die druckvolle Geschwindigkeit des Originals und eliminiert die mystischen Qualitäten der Story. Miike scheint sich in einem Wald der Ikonografien verlaufen zu haben, ohne dass er sich den komplexen Ideen widmen will, die ihnen zugrunde liegen.”

Einen täglichen Pressespiegel zu Filmfestival Cannes findest du auf film-zeit.de.

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