Star Wars wird endlich queer: The Acolyte korrigiert den nervigsten Fehler der Skywalker-Saga (und macht trotzdem eine Sache falsch)

12.06.2024 - 08:17 UhrVor 3 Monaten aktualisiert
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Star Wars und LGBTQ+ Repräsentation haben eine komplizierte Vergangenheit. Die neue Disney+ Serie The Acolyte will das wiedergutmachen und bringt endlich ordentlich Queerness in die Sternensaga.

Das Star Wars-Universum hat uns in der Vergangenheit schon einige spannende queere Figuren und Geschichten präsentiert. Moment, was!? Ja, tatsächlich gibt es LGBTQ+ Repräsentation in der weit entfernten Galaxis. Aber sie findet fast ausschließlich außerhalb der Mainstream-Live-Action-Unterhaltung statt.

Abseits der queeren Sci-Fi-Geschichten in Comics, Büchern, Videospielen und Animation hat Star Wars noch einiges aufzuholen. Und das ändert sich gerade auf Disney+ mit der neuen Serie The Acolyte, die sicherlich nicht zufällig pünktlich im Pride Month gestartet ist.

Star Wars hat queere Repräsentation in Filmen und Serien 45 Jahre lang vergeigt

LGBTQ+ Charaktere und Geschichten kommen in riesigen Mainstream-Franchises leider immer noch viel zu kurz. Da bleibt auch Star Wars keine Ausnahme. Fan-Theorien zur Queerness bekannter Figuren gibt es en masse. Aber die Realität sieht anders aus.

Die LGBTQ+ Repräsentation in den insgesamt 11 bisherigen Kinofilmen lässt sich auf einen einsekündigen Moment in Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers herunterbrechen. Für eine Erzählwelt, die eine ganze Galaxis voller vielfältiger Zivilisationen abbildet, ist das echt traurig. Und zugleich peinlich, wenn wir uns vor Augen halten, wie spektakulär revolutionär dieser lesbische Leinwand-Kuss – der erste der Sternensaga – im Vorfeld angekündigt wurde.

Der lesbische Alibi-Kuss oder auch die lediglich in Interviews behauptete Pansexualität eines Lando Calrissian aus dem Film Solo: A Star Wars Story sind Beispiele, wie Repräsentation besser nicht ablaufen sollte. Ganze 45 Jahre sollte es dauern, bis Star Wars das erste Mal offen queere Charaktere in einem Live-Action-Projekt unterbringt, ohne dass diese Inklusion wie ein erzwungenes Abhaken von Diversität anfühlt.

Diese Rede ist natürlich von den zwei Rebellinnen Vel Sartha und Cinta Kaz aus der gelobten Serie Andor, deren Beziehung inmitten lebensgefährlicher Missionen auch kurze Momente der Zuneigung eingeräumt wurde. Es war das erste Mal, dass Queerness nicht im Hintergrund verbannt bliebt. Stattdessen durften queere Charaktere wichtiger Teil der Handlung sein und die Gefühle sichtbar ausleben.

Was mit Andor seinen Anfang nahm, wird jetzt in The Acolyte fortgeführt. Auch wenn es die düstere Mystery-Thriller-Serie über eine Reihe von Jedi-Morden zur Zeit der Hohen Republik auf den ersten Blick nicht vermuten lässt: Ein queereres Star Wars-Projekt hat es bisher nicht gegeben.

The Acolyte ist das queerste Star Wars-Projekt bisher

The Acolyte ist nicht nur eine verdammt gute Star Wars-Serie. Sie ist auch das wohl wichtigste Projekt aus der weit entfernten Galaxis, wenn es um die Sichtbarkeit von LGBTQ+ Persönlichkeiten sowohl vor als auch hinter der Kamera geht.

Das fängt schon bei Serienschöpferin Leslye Headland an, die als erste offen queere Frau im Star Wars-Franchise ein Live-Action-Projekt auf die Beine stellen darf. Noch mehr Vielfalt findet sich vor der Kamera. Drei offen queere Darstellende gehören zur Hauptbesetzung der Serie.

Der homosexuelle Schauspieler Charlie Barnett verkörpert den (bügelnden!) Jedi-Ritter Yord, während Leslye Headlands Ehepartnerin Rebecca Henderson als Vernestra Rwoh zu sehen ist, die – zumindest in den Star Wars-Büchern – kanonisch queer ist. Zudem belegt die nicht-binäre Schauspieler:in Amandla Stenberg als Zwillingspaar Mae und Osha gleich zwei Rollen in der Serie.

Lesbische Hexen und genderneutrale Pronomen: The Acolyte traut sich was

Die queere Repräsentation findet glücklicherweise nicht nur hinter den Kulissen, sondern auch in der Serienhandlung selbst statt. In Folge 3 lernen wir die Hexen Mutter Aniseya (Jodie Turner-Smith) und Mutter Korill (Margarita Levieva) als lesbisches Elternpaar kennen.

Nur eine Folge danach folgt ein weiterer wundervoll inklusiver Moment, wenn Hauptfigur Osha ganz selbstverständlich genderneutrale Pronomen in einer Frage unterbringt: "Gehört er oder dey zu uns? / Is he or they with us?" Damit bestätigt jetzt auch Live Action-Star Wars erstmals, dass in den Weiten der Galaxis unterschiedliche Geschlechteridentitäten etwas ganz Normales sind.

Was die Einbindung der Repräsentation betrifft, wählt The Acolyte einen erfrischend unaufgeregten und authentischen Ansatz. Wir lernen eine Hexen-Gemeinschaft auf Brendok kennen, die komplett aus weiblichen Mitgliedern besteht. Dass diese auch untereinander lieben, ist dabei wenig überraschend und thematisch passend.

Aniseya und Korill sind nicht einfach nur mächtige Machtnutzerinnen, die sich mit den Jedi anlegen. Sie sind auch Eltern von zwei Töchtern, die sich zwischen Kampftrainings und Hexen-Zeremonien ganz normal über die Erziehung ihrer Kinder streiten. The Acolyte gelingt damit ein berührendes Positiv-Beispiel. Oder etwa doch nicht?

The Acolyte begeht trotzdem einen nervigen Fehler

Achtung, Spoiler: So sehr die Inklusion queerer Charaktere in The Acolyte zelebriert werden kann, ist dabei aber mal Kritik angebracht. Denn die Star Wars-Serie tappt direkt in eine viel diskutierte und vor allem kritisierte Tropen-Falle. Denn Folge 3 stellt uns nicht nur das lesbische Hexen-Paar vor, sondern entledigt sich diesem direkt auch wieder.

The Acolyte bedient damit ein problematisches und verletzendes Klischee aus der Film- und Seriengeschichte namens Bury Your Gays. Das bedeutet: Geschichten queerer Figuren enden auffällig oft mit Leid und Tod. Bei all der Freude über die queere Repräsentation bleibt – mal wieder – ein fader Beigeschmack.

Zugegeben: Wir wissen bereits seit Folge 1, dass Osha und Mae ihre Mütter in jungen Jahren verloren haben. Und auch sonst lassen im Verlauf der Handlung einige Charaktere ihr Leben. Dass die queeren Hexen aber in der gleichen Folge vorgestellt und getötet werden, ist trotzdem unnötig und nervig. Hoffentlich dürfen sie in einer weiteren Episode, zum Beispiel in Flashbacks, noch einmal zurückkehren.

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