Sledge Hammer - der Mann, der weiß, was er tut

25.09.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Sledge Hammer!
Laser Paradise
Sledge Hammer!
Mal ganz ehrlich, knallharte Actionhelden gibt es schon lange. Damals wie heute existierten Parodien, die die gängigen Klischees auf die Schippe nahmen. Eine sehr kultige Version davon ist Sledge Hammer, der ich heute Mein Herz für Serie schenke.

Die 1980er Jahre waren die Zeit der überlebensgroßen Actionhelden und aus heutiger Sicht doch häufiger sehr stümperhaft und klischeehaft umgesetzten Krawallorgien. Mittlerweile parodiert sich das Kino in dieser Hinsicht oft genug selbst, siehe als aktuelles Beispiel The Expendables 2. Doch in der damaligen Medienlandschaft waren ironische Auseinandersetzungen mit der Thematik noch etwas rarer gesät. Gott sei Dank gab es bereits vor einem Vierteljahrhundert die leider viel zu kurzlebige Sendung Sledge Hammer. Die Comedyserie mit David Rasche als schießwütigem Cop nimmt kein Blatt vor dem Mund und treibt die (weiterhin aktuelle) Gewaltdiskussion auf ganz abgedrehte und gleichzeitig urkomische Weise auf die Spitze. Ich möchte die Show in ganz besonderem Maße eben genau jenen Fans des Actionkinos der 1970er und 1980er Jahre ans Herz legen, denn manche Verweise und Anleihen sind geradezu offensichtlich.

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‘Vertrauen Sie mir – ich weiß, was ich tue’
Sledge Hammer (David Rasche) ist Polizist, und zwar nicht irgendein gewöhnlicher Polizist. Er arbeitet in San Francisco bei der Mordkommission und liebt genau drei Dinge – Gewalt, große Wummen und eine ordentliche Portion Selbstjustiz. Deshalb hat der Cop auch eine total innige Beziehung zu seiner Dienstwaffe, die er liebevoll ‘Susi’ getauft hat und die ihm immer wieder als Adressat seiner zahlreichen Selbstgespräche zur Verfügung steht. Auch wenn seine Pistole einen weiblichen Namen trägt, ist der geschiedene Hammer auf Frauen nicht gerade besonders gut zu sprechen. Ganz im Gegenteil, der Macho hält sie für schwach und wenig intelligent. Wegen seiner vielen Verstöße gegen die Dienstvorschriften gerät der hitzköpfige Sledge in Schwierigkeiten mit der Behörde und seinem ebenso jährzornigen Chef Captain Trunk (Harrison Page). Als ob das nicht genug wäre, wird ihm irgendwann auch noch ein neuer Partner zugeteilt – oder vielmehr eine Partnerin. Die schöne Dori Doreau (Anne-Marie Martin) ist kompetent, freundlich, sensibel, intelligent und gebildet, also das glatte Gegenteil von Hammer. Sie muss sich immer wieder mit den abstrusen Marotten des Revolverhelden auseinandersetzen, der in der Regel direkt nach seinem Standardspruch ‘Vertrauen Sie mir – ich weiß, was ich tue’ mehr Chaos anrichtet als er Gutes bewirkt.

‘Ich frage mich, wie Sie Inspektor geworden sind!’ – ‘Ich wurde degradiert.’
Die Serie lief im Herbst 1986 an und griff sich den von Clint Eastwood gespielten knallharten Cop Dirty Harry und seinem Faible für Gewalt und Selbstjustiz als Vorbild. Die Parallelen sind stellenweise schon beinahe zu offensichtlich, und Sledge Hammer! machte daraus auch niemals einen Hehl. Obwohl unser ‘Held’ ein absoluter Sadist ist, erscheint er doch irgendwie als Sympathieträger. Denn genau wie die gesamte Sendung können wir ihn kaum ernst nehmen. Dafür sind sowohl die Figur als auch die gesamte Show zu übertrieben – und übertrieben komisch. Die Performance von David Rasche besonders im Zusammenspiel mit seinen beiden Hauptpartnern Anne-Marie Martin und Harrison Page leistet ihr Übriges. Während viele der alten Sendungen aus dieser Zeit heute viel zu altbacken wirken, funktionieren der Humor und das Timing der Pointen in Sledge Hammer! immer noch. Ein kleines Beispiel meint Doreau in einer Folge: ‘Sie können nicht alle Probleme mit der Waffe lösen.’ Daraufhin antwortet ihr der Cop ganz trocken: ‘Aber meine Bazooka liegt im Auto…’.

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‘Ich sehe mir keine Nachrichten an. Ich mache sie!’
Die Serie griff sich jedoch nicht nur ‘Dirty’ Harry Callahan, sondern gleich eine ganze Latte an Filmen und Serien, um sie tierisch aufs Korn zu nehmen. Ganz explizite Beispiele für Werke, die parodiert wurden, sind damals aktuelle Streifen wie RoboCop, in den sich Sledge Hammer in einer Folge verwandelt, oder Klassiker wie Casablanca. Außerdem beziehen sich die Episoden und Figuren immer wieder zu Fernsehshows aus der Zeit, beispielsweise dem visionären Cyberpunk Max Headroom. Besonders der TV-Butler Mr. Belvedere wird vom Titelhelden immer wieder aufs Übelste verspottet, während er sich ebenso despektierlich über T.J. Hooker auslässt. Im Grunde genommen bekommt alles, was in den 1980ern in der Film- und Fernsehlandschaft Rang und Namen hatte, in Sledge Hammer! sein Fett weg. Doch die Serie beließ es nicht dabei. Sie ist nämlich gleichermaßen ein (sehr kritischer) Kommentar auf die Epoche, in der sie spielt. Wenn unser ‘Held’ zum Beispiel in der zweiten Episode auf das Klischee des donutmampfenden amerikanischen Polizisten angesprochen wird, gibt er sofort die passende Antwort. Sledge isst nämlich nur Müsliriegel – behauptet er zumindest. Donuts verstopfen seiner Meinung nach die Arterien und das Gehirn und machen einen dadurch liberal.

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