Shia LaBeoufs Karriere endete dramatisch – und Indiana Jones 5 macht das Beste aus dem Scherbenhaufen, den der gefallene Star hinterlassen hat

08.07.2023 - 09:30 Uhr
Shia LaBeouf als Mutt Williams in Indiana Jones
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Shia LaBeouf als Mutt Williams in Indiana Jones
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Nach Transformers wurde Shia LaBeouf nun auch offiziell aus der Indiana Jones-Reihe geschrieben – und das mit einer unerwartet berührenden Szenen, die das neue Indy-Abenteuer noch besser macht.

In den 2000er Jahren eroberte Shia LaBeouf Hollywood im Sturm. Auf kleine Nebenrollen in Filmen wie I, Robot und Constantine folgte der Aufstieg zum Leading Man. Mit Transformers wurde er 2007 zum Star seines eigenen Franchise. Ein Jahr später positionierte er sich in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels als Nachfolger eines der ikonischsten Kinohelden überhaupt.

Jetzt spielt er in keiner der beiden Filmreihen eine Rolle mehr.

Was ist passiert? Nach einer Dekade des ungebremsten Erfolgs hat LaBeouf eine Dekade voller Kontroversen hinter sich, angefangen bei einer Verhaftung wegen öffentlicher Trunkenheit bis hin zu Vorwürfen sexueller Übergriffe. In Hollywood-Produktionen taucht er nicht mehr auf. Transformers und Indiana Jones haben zwei sehr unterschiedliche Wege gefunden, um damit umzugehen.

Achtung, es folgen Spoiler zu Transformers und Indiana Jones!

Transformers hat Shia LaBeoufs Sam Witwicky unkommentiert ins Jenseits befördert

Drei Filme lang war LaBeouf in der Transformers-Reihe als Sam Witwicky zu sehen, ehe Mark Wahlberg als Hauptdarsteller übernahm. Das ereignete bereits, bevor LeBeouf zum unerwünschten Namen wurde. Dennoch hat Transformers im Zuge des fünften Teils beschlossen, sämtliche Verbindungen zu seiner Figur zu kappen. Sam Witwicky ist Off-Screen gestorben. Wer nicht aufpasst, kriegt es gar nicht mit.

Shia LaBeouf als Sam Witwicky in Transformers

Ein beiläufiger Satz suggeriert zwischen den Zeilen Sam Witwickys Ableben. Konkrete Infos bleiben aus. Transformers war zu keiner Sekunde daran interessiert, die Sache erzählerisch zu adressieren. Rückblickend verwundert es geradezu, warum sich die Sci-Fi-Reihe mit ihrer brüchigen Mythologie überhaupt die Mühe gemacht hat, darauf einzugehen. Die Robo-Action erfindet sich derzeit sowieso mit jeder Fortsetzung neu.

Indiana Jones gibt sich deutlich mehr Mühe, um LaBeoufs – zumindest einen Film lang – zentrale Figur aus der Handlung zu schreiben. Im Grunde passierte das Gleiche wie bei Transformers: Der von LaBeouf gespielte Mutt Williams stirbt Off-Screen und zwar als Soldat im Vietnamkrieg. Die Art und Weise, wie Indiana Jones und das Rad des Schicksals diese Information übermittelt, ist jedoch zutiefst berührend.

Indiana Jones 5 flechtet Shia LaBeoufs Abwesenheit geschickt in die Geschichte ein

Unabhängig vom Krisenmanagement hinter den Kulissen findet Indiana Jones 5 einen überraschend eleganten Weg, um die unausweichliche Frage nach dem Verbleib von Mutt Williams, Indys Sohn, zu beantworten. Sie wird zum Teil der Geschichte. Da in dem Film Zeitreisen möglich sind, wird Harrison Fords geknicktem Archäologen die Frage gestellt, an welchen Punkt in der Vergangenheit er zurückreisen würde.

Shia LaBeouf als Mutt Williams in Indiana Jones

Er würde seinen Sohn vom Militärdienst abhalten, erklärt Indy, ehe er enthüllt, dass der Tod seines Sohns sein persönliches Happy End (Familienvereinigung und Hochzeit am Ende von Königreich des Kristallschädels) zerstört hat. Aufgrund dessen machte sich Indy schwere Vorwürfe und seine Ehe zerbrach. Selbst Jahre später ist er nicht über den Schmerz hinweggekommen. Kein Wunder, dass er sich 1969 fehl am Platz fühlt.

Mutt Williams wird nicht einfach nur aus der Reihe geschrieben, um eine kanonische Erklärung für die Abwesenheit der Figur zu liefern. Wenige geschickt formulierte Sätze im Drehbuch genügen, um das Fehlen sowohl mit der übergeordneten Erzählung als auch Indys Charakterentwicklung zu verflechten. Den Rest erledigt Ford, wenn er mit reuevoller Stimme andeutet, was zwischen Teil 4 und 5 passiert ist.

Bis zum emotionalen Finale, in dem er sich wortwörtlich in der Vergangenheit festkrallt, klingen seine gebrochenen Worte nach.

Am Ende geht es weder um Shia LeBeouf noch um Mutt Williams, sondern um Indiana Jones

Auf den ersten Blick wirkt es unglaublich kompliziert, eine dermaßen in der Biografie des Helden verankerte Figur aus einem Franchise zu schreiben. Der neue Film lässt sich davon jedoch nicht verunsichern. Ohne Aufregung und aufgesetzte Exposition tritt er einen Schritt zurück und findet eine schlichte, effektive Lösung.

Besonders geschickt ist der Fokus in der entscheidenden Szene gewählt. Egal, ob man sich für Mutts' Verbleib interessiert oder nicht: Am Ende geht es um Indys Gefühle. Ford muss nicht im Detail erklären, wie sein Filmsohn gefallen ist. Stichpunkte genügen. Er nutzt den Moment, um seinen sonst eher abgeklärten Abenteurer um eine verletzliche Facette zu bereichern. Das Beben und Zittern in Indys Brust sind spürbar.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals läuft seit dem 29. Juni 2023 im Kino.

Podcast: Ist Indiana Jones 5 ein würdiger Abschluss?

Wie gut ist Indiana Jones und das Rad des Schicksals nach all den Jahren des Wartens geworden? Darüber sprechen unsere Kollegen von FILMSTARTS im Podcast.

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In dieser Ausgabe von Leinwandliebe geht es um Harrison Fords letztes Indy-Abenteuer. Hat Regisseur James Mangold einen würdigen Abschluss der Reihe geschaffen? Oder ist es eine bittere Enttäuschung geworden? Im Podcast erfahrt ihr es.

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