Rutger Hauer - Zwischen Blade Runner & B-Movies

23.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Blade Runner / Hobo with a Shotgun
Universum Film / Warner Bros.
Blade Runner / Hobo with a Shotgun
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Für viele sind der Titel Blade Runner und sein Name untrennbar miteinander verbunden. B-Movies werden durch ihn versüßt. Seit ein paar Jahren hat er ein Leinwand-Revival. Am 23. Januar feiert er Geburtstag: herzlichen Glückwunsch, Mr. Rutger Hauer!

Er spielte den Replikanten in Blade Runner, einen verzauberten Werwolf in Der Tag des Falken, den grausamen Priester in Sin City und einen obdachlosen Vigilanten in Hobo with a Shotgun. Doch zwischen all diesen Erfolgen gab es mehr als nur eine Handvoll Ladenhüter, Kassenflops und ungerühmte Werke. Das hier ist keine Biographie, keine Filmographie – dafür ein ernstgemeintes Portrait und eine Verbeugung vor Rutger Hauer.

Rutger aus Amsterdam
Geboren am 23. Januar 1944 in Breukelen, Niederlande. Aufgewachsen in Amsterdam.
Blond. Eisblaue Augen. Markantes Kinn. Rutger Hauer hat rein optisch die gleichen Merkmale, welche Frauen wohl bei Daniel Craig schwach werden lässt. Skandale um Frauengeschichten gab es dennoch keine. Zwei Ehen, eine Tochter. Unspektakulär. Bodenständig. Viel Wirbel um sein Privatleben hat er noch nie gemacht. Durchforsten wir das Internet, finden wir alles über Blade Runner und ein paar Auszüge aus seiner Biographie All Those Moments: Stories of Heroes, Villains, Replicants, and Blade Runners. Aber selbst seine Biographie ist eher eine Fan-Bibel – mit 266 Seiten auch nicht allzu dick – als ein tiefer Einblick.

Hauer ist 15, als er beschließt, auf eigene Faust die Welt zu erkunden. Es verschlägt ihn auf ein Schiff. Um das Deck zu schrubben, muss er nicht volljährig sein. Nach einem Jahr kehrt er zurück und wagt immer noch keine Luftsprünge. Drei Jahre lang arbeitet er als Zimmermann/Elektriker und nimmt abends Schauspielunterricht. Als er 1969 für die Fernsehserie Floris entdeckt wird, beginnt seine Karriere.

Karriereleiter und kaputte Sprossen
Türkische Früchte war in vielerlei Hinsicht das erste Mal für den blonden Recken. Der erste Kinofilm. Die erste Zusammenarbeit mit Regisseur Paul Verhoeven. Der Film läuft gut, bekommt sogar eine Oscarnominierung als Bester Ausländischer Film und Rutger Hauer bekommt regelmäßige Engagements. Darunter zwei weitere unter Paul Verhoeven (Spetters – knallhart und romantisch, Der Soldat von Oranien), bevor es 1981 soweit ist.

Mit dem Sylvester Stallone-Film Nachtfalken liefert er sein englischsprachiges Debüt ab. Mit der Rolle des abgebrühten Schurken Reinhardt Heymar Wulfgar wird man in Hollywood auf ihn aufmerksam. Die meisten denken zwar ab diesem Moment, auch er sei Deutscher, doch das wird in Kauf genommen. Ein Jahr später übernimmt er eine Rolle, welche ihm einen ewigen Ehrenplatz im Genre Cyberpunk, unvergänglichen Ruhm in den meisten Nerd-Kinderzimmern und eine Nominierung zum Besten Nebendarsteller bescheren wird: der Replicant Roy Batty in Blade Runner. Zuschauer bekommen feuchte Augen, weil er stirbt, Kritiker feuchte Hosen, weil sie darüber schreiben dürfen. Es ist quasi sein “Kommissar”, seine “99 Luftballons”, die er da abliefert und in den kommenden Jahren wird er sich an diesem Erfolg immer wieder messen lassen müssen.

Rückblickend fällt auf, dass er nach Eureka – welcher nicht sonderlich erfolgreich war – eher in körperbetonten Genres zu finden ist. Der Tag des Falken und Hitcher, der Highway Killer bleiben einem aus dieser Zeit noch im Gedächtnis. Aber auch wenn er an den Erfolg von Blade Runner nicht anknüpfen kann, bleibt er umtriebig und verschwindet nie ganz von der Bildfläche. Filme wie Buffy, der Vampirkiller sind zwar keine Kritikererfolge, werden aber durch Rutger Hauers Anwesenheit aufgehübscht. Durch sein markantes Gesicht und seine filmische Vorgeschichte bald auf die Rolle des Gangsters und/oder sinistren Widerlings festgelegt, spielt er sich so durch die 1990er. Von ‘91 bis ’00 tritt er in 26 Filmen auf. Hauptrollen sind es selten. Auch dem deutschen "Knockin’ on Heaven’s Door (Knockin’ on Heaven’s Door)":/movies/knockin-on-heaven-s-door stattet er 1997 einen Besuch ab und verleiht dem Streifen damit einen leicht internationalen Touch.

Das Comeback des Mr. Hauer
Mit dem Film Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind zieht George Clooney Rutger Hauer wieder auf die große Leinwand. Er bekommt wieder mehr Beachtung für sein Spiel, anstelle für seines Aussehens. In der Erfolgsserie Smallville hat er einen Auftritt, spielt erneut einen klassischen Vampir in Salem’s Lot – Brennen muss Salem und ist 2005 zweimal als Schurke auf der Leinwand zu sehen: Sin City & Batman Begins. In dem Neo-Grindhouse-Film Hobo with a Shotgun glänzt er dann wieder in einer Hauptrolle. Als Obdachloser & Vigilant brilliert er hier und lässt kurz die Zeit wieder aufleben, in der er selbst angefangen hat. Nach wie vor ist er noch in Filmen zu finden, darunter Werke wie Il Futuro – Eine Lumpengeschichte in Rom, Die Mühle und das Kreuz, Dario Argentos Dracula oder – und wir möchten es eigentlich gar nicht erwähnen – Agent Ranjid rettet die Welt. Aber nun, zu seinem 70. Geburtstag dürfen wir uns für so viel Ausdauer und filmische Präsenz bedanken. Rutger Hauer wird mittlerweile erkannt, wenn man ihn in irgendeinem B-Filmchen erspäht. Der junge Filmfan sagt dann vielleicht so etwas wie: “Den kenne ich doch. Das ist der Typ aus Sin City!” und vielleicht tätschelt ihm dann der Vater den Kopf und antwortet:

Sag mal, hast Du eigentlich schon Blade Runner gesehen?

Was sind eure Lieblingsfilme von Rutger Hauer?
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Schon gewusst? Bisher haben insgesamt 26 Sprecher Rutger Hauer im Deutschen ihre Stimme geliehen. Durchgesetzt hat sich Thomas Danneberg – der Sprecher von John Travolta, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger.

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