Remnick: Der neuen Serie des The Blacklist-Machers fehlt die wichtigste Zutat aus The Blacklist

10.10.2025 - 03:00 UhrVor 3 Stunden aktualisiert
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Nach zehn Jahren The Blacklist meldet sich Schöpfer Jon Bokenkamp mit einem neuen Thriller über Agentinnen und Schwerverbrecher zurück. Ob er sich lohnt, erfahrt ihr in unserem Serien-Check.

Ein kurzer Blick auf Jon Bokenkamps Filmografie zeigt, worauf der Mann Bock hat: Geheimdienste, Agentinnen und Superschurken. Das zeigte seine erste namhafte Drehbucharbeit Taking Lives über eine FBI-Profilerin und einen Serienkiller. Das zeigte auch neun Jahre später der Start seiner bisher größten Kreation namens The Blacklist – über einen überlebensgroßen Verbrecher und seine Verbandelungen in eine extrageheime CIA-Taskforce.

Bokenkamps Krimiserie The Blacklist lief ganze zehn Staffeln lang und bot mit James Spader als Raymond Reddington eine Performance für die Ewigkeit. Für ein solch eindrucksvolles Schauspiel lässt Bokenkamp in seinem neuen Thriller leider keinen Platz.

The Blacklist-Macher bleibt bei seinem Thema: Geheimdienst & Schwerverbrecher

Bokenkamps neue Serie heißt Remnick und startet mit den ersten drei von zehn Folgen am 10. Oktober bei Apple TV+. Gemeinsam mit Richard D'Ovidio (The Blacklist: Redemption) schuf Bokenkamp einen Twist-reichen Krimi-Thriller, in dem ein Flugzeug voller Häftlinge in Alaska abstürzt. Die Bösen müssen eingefangen werden von Marshal Remnick (Jason Clarke) und von einer CIA-Agentin namens Scofield (Haley Bennett). Und dann gibt es da noch den schwer zu durchschauenden, charismatischen Schwerverbrecher Havlock (Dominic Cooper), mit dem die Held:innen vielleicht oder vielleicht auch nicht zusammenarbeiten sollten. So weit, so The Blacklist.

Vordergründig geht es also um den US Marshal Frank Remnick – ein Familienvater mit trauriger Vergangenheit. In seinem Revier stürzt das Flugzeug ab und er hat selbstverständlich den Mumm und das Know-how diese außergewöhnliche Situation zu stemmen. Nach ein paar Folgen wird aber klar, dass das wahre Herz der Bokenkamp-Serie in der Dynamik von Geheimdienst vs. Supergangster pocht.

Von der CIA wird Remnick nämlich schnell die trinkende Agentin Sidney Scofield zur Seite geschickt, die mit dem Schlamassel und dem schwersten aller Schwerverbrecher in dem Schicksals-Flugzeug irgendwie verbandelt ist. Remnick wird nach ein paar Folgen zum Zeugen des Geschehens degradiert, das sich zwischen den anderen Parteien entfaltet – die Bokenkamp offensichtlich mehr interessieren.

Remnick fehlt die Geheimwaffe aus The Blacklist: James Spader

Es entspinnt sich eine Serie, die in Folge 1 sehr stark anfängt und sich dann verzettelt. Ein klarerer Fokus wie bei The Blacklist hätte Remnick gut getan. Dort geht es immer nur um Raymond Reddington, der alle anderen wie Marionetten tanzen lässt. Nicht mehr und nicht weniger. James Spader ist ein Jahrhundertdarsteller, der wenig Lust hat, zu arbeiten. Wenn man ihn also für 10 Staffeln einer Serie hat, dann quetscht man ihn aus, auch wenn sich The Blacklist inhaltlich immer im Kreis drehte.

Mit Remnick scheint Bokenkamp überzukompensieren und presst die gesamte Story, die bei The Blacklist auf 10 Staffeln ausgestreckt wurde, in nur 10 Folgen. Und die wichtigste Zutat aus The Blacklist, die wie ein roter Faden durch die Irrungen der Geheimdienste führt, fehlt: James Spader. Seine natürliche Erhabenheit und das Talent, Selbstgerechtigkeit als Charme zu verkaufen, werden schmerzlich vermisst. Ohne diese Zutat ist es ein zahnloser Thriller.

Auch in Remnick wird versucht, aufregende und berührende Charaktere zu schaffen. Der bodenständige Remnick verliert allerdings jede Glaubwürdigkeit, wenn er auf die Superschurken-Verschwörung der CIA rund um Taskforce-Chefin Alfre Woodard trifft. Und die CIA-Verschwörung kann keine wirkliche Spannung aufbauen, weil ihr zu Beginn nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet wird. Worum es wirklich geht, erfahren wir erst so spät, dass es auch schon egal scheint. Die Serie gibt niemandem den Raum, sie auf den eigenen Schultern zu tragen, also wird sie von allen ein wenig dahingeschleppt.

Fans von Thrillern, Twists & schöner Landschaft können trotzdem ihre Freude daran haben

Was an Remnick wirklich Spaß macht, und in Hälfte eins eine große Rolle spielt, ist, Jason Clarke und Haley Bennett beim Einsammeln der Bösen im eisigen Alaska zuzuschauen. Die Chemie zwischen den leidenden Charakteren ist da, und Bennett gibt eine erfrischend chaotische und ambivalente Agentin ab. Die Schurken sind charismatisch besetzt und haben Spaß am Fliehen.

Dass in der Serie zwei Herzen schlagen, könnte für manche aber genau der richtige Anreiz sein, es zu schauen. Denn während Neo-Western-Anhänger:innen auf ihre Kosten kommen, wenn der Marshal durchs eisige Alaska reitet, werden auch Fans von Twist-reichen Verschwörungsthrillern bedient. Eine durchaus interessante Liebesgeschichte gibt es obendrauf.

Remnick läuft ab dem 10. Oktober 2025 wöchentlich bei Apple TV+. Grundlage dieses Serien-Checks war die gesamte 1. Staffel.

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