Die Academy Awards sind selten ein Fest für die Filmkunst gewesen – auch in diesem Jahr nicht, und diesen Anspruch muss man gar nicht erst haben, denn Hollywood ist nicht Cannes und das ist zunächst nicht weiter tragisch. Problematisch ist vielmehr der Pseudo-Anspruch, der Jahr für Jahr die Oscar-Verleihung bestimmt: Es ist dieser Irrglaube, dass eine besonders tiefschürfende Thematik (Irakkrieg in American Sniper), eine sehr bedeutende Person (Alan Turing und Stephen Hawking in The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben und Die Entdeckung der Unendlichkeit) oder vermeintlich geistreiche Überlegungen zur Kunst (in Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit und Whiplash) automatisch einen bedeutenden, tiefschürfenden und geistreichen Film ergeben. Dem ist nicht so. Und Selma ist eine rühmliche Ausnahme, die lediglich die Regel bestätigt. Foxcatcher, das mit Abstand beste Werk, wurde nicht einmal in die Kategorie „Bester Film“ aufgenommen.
Deshalb hier ein konstruktiver Verbesserungsvorschlag für das nächste Jahr: Hollywood soll sich auf seine Stärken besinnen und die lagen schon immer in der intelligenten Unterhaltung. Hollywood soll sich von seinem Pseudo-Anspruch, dieser Möchtegern-Kunst verabschieden und sich klar zum guten Populären bekennen! Warum nicht mal eine Marvel-Verfilmung wie X-Men: Zukunft ist Vergangenheit auszeichnen? Warum nicht geniale Unterhaltung feiern, wie wir sie in Edge of Tomorrow und Interstellar erleben konnten? Schaut man sich hingegen die meisten Filme aus der Kategorie „Bester Film“ an, ist man entsetzt. Nicht nur unterhalten diese Filme schlecht, nicht nur sind sie ästhetisch eher mittelmäßig, auch die Ideologien die z.B. in Whiplash und American Sniper propagiert werden, sollten einen wütend machen.
Wenn der Film zum reinen Propagandamittel wird und dafür dann noch mit der berühmten Trophäe ausgezeichnet wird, sollte man Alarm schlagen. Mehr dazu im Video!