Neu im Kino: Wunderschön mit Karoline Herfurth ist eigentlich ein Horrorfilm

03.02.2022 - 09:30 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Karoline Herfurth in WunderschönWarner Bros. Entertainment
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Karoline Herfurth hat mit Wunderschön einen starlastigen Kinofilm über Schönheitsideale und frustrierte Frauen gedreht. Das witzige Wohlfühl-Drama hat allerdings einen dunklen Twist.

Es gibt in der Popkultur den immer etwas herabwertend klingenden Begriff des Frauenfilms. Also ein Film, der von und mit Frauen für andere Frauen gemacht wird. Wahlweise eine kitschige Rom-Com oder bissige Komödie über die Frustrationen, die sich bei der vermeintlichen deutschen Durchschnittsfrau eben so anstauen, wenn der Partner nie den Müll rausbringt und sie nach der Schwangerschaft nicht mehr ins kleine Schwarze für die Firmenfeier passt.

Wunderschön von Karoline Herfurth, der ab dem 3. Februar 2022 in deutschen Kinos läuft, schlägt auf den ersten Blick in letztere Kerbe. Hinter klassischem Beziehungschaos, unterhaltsam inszenierten Lebenskrisen und dem Anprangern gängiger Schönheitsideale versteckt sich allerdings ein deutlich düstereres Thema.

Darum gehts in Wunderschön von Karoline Herfurth

Nora Tschirner als feministische Kunstlehrerin gehört zu den Highlights von Wunderschön

Der Film zeigt fünf verschiedene Frauen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven aufs Leben, die eines gemeinsam haben: Sie scheitern an den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Sei es von Partnern, der Gesellschaft oder sich selbst.

Das ist der Cast von Wunderschön:

  • Karoline Herfurth spielt Sonja: ehemalige Karrierefrau und zweifache Mutter, die nach den Geburten mit ihrem Körper kämpft und ebenso wie ihr Partner (Friedrich Mücke) wieder im Berufsleben durchstarten will
  • Nora Tschirner spielt Vicky: engagierte Feministin und Kunstlehrerin, die durch eine Affäre mit einem Kollegen (Maximilian Brückner) mit ihren Bindungsängsten konfrontiert wird
  • Emilia Schüle spielt Julie: erfolgloses Model, das langsam aber sicher an den Ansprüchen der Modeindustrie kaputtgeht
  • Martina Gedeck spielt Frauke: frustrierte Hausfrau und Mutter von Julie, die sich ihren Lebensabend mit Mann Wolfi (Joachim Król) nicht nur spannender, sondern auch leidenschaftlicher vorgestellt hat
  • Dilara Aylin Ziem spielt Leyla: unsichere Teenagerin, die in der Schule gemobbt wird und nach Wegen sucht, sich endlich selbst akzeptieren zu können
Die weiblichen Hauptfiguren stolpern unterhaltsam von einer unangenehmen Situation in die nächste und berühren dabei immer wieder Themen, die sich insbesondere für Frauen und weiblich gelesene Personen anfühlen dürften wie direkt aus dem eigenen Leben. Im Guten wie im Schlechten. Ist Wunderschön also die perfekte Mischung aus gesellschaftskritischem Drama und typisch deutscher Mainstream-Komödie für einen entspannten Filmabend? Nun ja ...

Wunderschön ist mehr Horrorfilm als deutsche Mainstream-Komödie

Die unsichere Leyla wird in der Schule wegen ihrer Figur gemobbt

Wunderschön funktioniert durchaus auf dieser ersten, offensichtlichen Ebene. Der Film sorgt trotz vieler bewusst zelebrierter Klischees und manchmal etwas zu hektisch durcherzählten Storylines für viele Lacher und macht Spaß, unter der Oberfläche brodelt aber eine ziemlich deprimierende Wahrheit: Entweder ist man zu dick oder zu dünn. Als Hausfrau nicht emanzipiert genug oder zu berufstätig, um eine gute Mutter sein zu können. Entweder zu laut oder zu leise, zu selbstbewusst oder zu unscheinbares Mäuschen, zu prüde oder zu promiskuitiv. Als Frau kann man es gar nicht richtig machen. Und dieser aussichtslose Kampf bringt eine der Hauptfiguren fast um.

Klar gibt es kurzfristige Wege aus der Selbsthassspirale oder der Frustration beim Versuch, Kleinkinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, während der Ehemann lieber mit der hübschen Kollegin flirtet. Über Beziehungsprobleme kann man sprechen. Für sich selbst kann man entscheiden, mehr sein zu wollen als das reine Äußere.

Trotzdem kam ich nach 131 Minuten Laufzeit nicht umhin, mich zu fragen: Wie viel Wohlfühl-Happy End kann es hier wirklich geben? Und sind der Schampus und die große Gartenparty nur ein Manöver, um sich davon abzulenken, dass man eigentlich nie wieder aufhören will zu schreien? Von wegen Frauenfilme sind seichte Kost. Wenn sich das eigene Leben oft nach ausweglosem Horrorfilm anfühlt, ist jede unbeschwerte Pointe ein Geschenk.

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Es ist wieder Zeit für unsere monatliche Serien-Vorschau. Welche 20 Starts ihr diesen Monat im Streaming-Bereich nicht verpassen dürft, erfahrt ihr in unserer Übersicht zu den aufregenden Neuerscheinungen.

Dafür haben sich Max Wieseler und Esther Stroh durch das Angebot von Netflix, Amazon, Disney+, Sky, Apple TV+, Joyn+, Peacock und MagentaTV gewühlt und haben echte Perlen gefunden. Darunter Pam & Tommy, Bel-Air und Vikings: Valhalla.

Guckt ihr Wunderschön im Kino oder wartet ihr auf die Verfügbarkeit als Stream?

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