James Bond-Star ärgert sich über das versteckte Coming-Out in Keine Zeit zu sterben

01.02.2022 - 16:20 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
James Bond 007 - Keine Zeit zu sterbenUniversal
16
1
Ben Whishaw spielt mit Q die erste offen schwule Figur im Maincast von James Bond. Aber mit der Coming-Out-Szene in Keine Zeit zu sterben ist er nicht zufrieden.

Seit Skyfall ist Ben Whishaw als Gadget-Experte Q fester Bestandteil des James Bond-Ensembles um Daniel Craig. In dessen letztem Einsatz James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben wurde das Technik-Genie dank einer kleinen Szene zur ersten offen schwulen Figur in fast 60 Jahren 007-Geschichte. In einem neuen Interview äußerte sich Whishaw nun differenziert über die die Entstehung der Szene und die Umsetzung, die er als unbefriedigend empfand.

Um welche Szene in James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben geht es?

In der langen Geschichte der James Bond-Filme gab es zwar als queer lesbare Figuren, darunter besonders Bösewichte wie Mr. Wint und Mr. Kidd in Diamantenfieber. Ben Whishaws Q ist seit James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben jedoch die erste offene LGBTQ+-Figur in einem Franchise, das für seine heteronormative Weltsicht bekannt ist.

Schaut euch den Trailer für Keine Zeit zu sterben an:

Keine Zeit zu sterben - Trailer (Deutsch) HD
Abspielen

In Keine Zeit zu sterben wird Qs sexuelle Orientierung nach dem Kuba-Abenteuer angedeutet. Bond (Daniel Craig) und Moneypenny (Naomie Harris) suchen Q in seiner Wohnung auf und kommen ziemlich ungelegen. Denn Q bereitet sich gerade auf ein Date mit einem Mann vor, wie er erklärt. Bei dieser Erwähnung bleibt es. Gezeigt wird der Gast nicht.

Genau das wurde zum Kinostart kritisiert. Denn wenn James Bond schon ins Privatleben seines Kollegen eindringt – ein ungewohnter Moment in der Reihe – warum sehen wir seinen Partner nicht? Anders gedacht: Hätte man die Szene auch mit einem weiblichen Date so gedreht? Oder wollte man sichergehen, dass man den "schwulen Moment" für bestimmte Märkte, wie etwa China, herausschneiden kann?

Was Ben Whishaw über die Coming-Out-Szene im James Bond-Film denkt

In einem ausführlichen Interview über seine Karriere wurde Ben Whishaw kürzlich vom Guardian  auf diese Szene angesprochen.

Interviewer Tom Lamont erklärt zunächst seine eigene Reaktion: Ihm hätte die diverse Repräsentation gerade in diesem Franchise zwar gefallen. Bei ihm sei durch die "zaghafte und unterentwickelte Umsetzung" aber der Eindruck entstanden, die Entscheidung für die Szene wäre beim Studio widerwillig getroffen worden.

Das kann Ben Whishaw zunächst nicht nachvollziehen:

Ich glaube, ich nehme das nicht als dem Studio aufgezwungen wahr. Das war nicht mein Eindruck davon, wie es zustande kam. Ich denke, dahinter standen gute Absichten.

Daraufhin beschreibt er laut Interviewer jedoch, dass er ähnliche Bedenken hatte, als die Idee zum ersten Mal an ihn herangetragen wurde:

Und ich glaube, ich erinnere mich daran, dass ich etwas ähnliches gespürt habe, wie Sie es gerade beschrieben haben. Ich glaube, ich dachte: 'Haben wir das vor und machen dann nichts damit?' Ich erinnere mich, dass es sich womöglich unbefriedigend anfühlte.

"Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich es in Frage stellen sollte."

Ben Whishaw als Q in James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben

Der Schauspieler aus Das Parfum und London Spy verwies aber auch auf seine eigenen Einflussmöglichkeiten:

Aus irgendeinem Grund, habe ich es mit niemanden während des Films diskutiert. Vielleicht hätte ich es bei einer anderen Art von Projekt gemacht?

Was er damit meint, erklärt Ben Whishaw mit Bezug auf die Größe der Filme so:

Aber [die Bond-Filme] sind eine sehr große Maschine. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich es in Frage stellen sollte. Letztendlich habe ich das nicht. Ich habe akzeptiert, dass es so geschrieben wurde. Und ich hab meine Dialoge aufgesagt. Und das war's.

Die Aussagen des Q-Darstellers regen zum Nachdenken an

Auffällig ist, wie differenziert und vorsichtig sich Ben Whishaw in dem Interview äußert. Er gibt niemandem die Alleinschuld, sondern bringt zum einen seine eigene Verantwortung für die Gestaltung der Figur ins Spiel. Zum anderen verweist er auf die besonderen Umstände dieses Milliarden-Dollar-Franchises.

Ich bin fertig mit James Bond: No Time To Die ist eine Enttäuschung! | Review
Abspielen

Wenn Whishaw die Bond-Filme als "sehr große Maschine" beschreibt, dann suggeriert das fehlende Flexibilität, aber auch Druck. In dieser Maschine, so kann man seinen Aussagen lesen, ist er nur ein kleines Rädchen.

Weitere Artikel zu James Bond - Keine Zeit zu sterben:

Was bleibt, ist das Bedauern, das in seinen Aussagen mitschwingt, aber auch die Frage, wie viel Einfluss ein Schauspieler auf ein Franchise dieser Art haben kann. Und ob bei den kreativen Entscheidungen eine Atmosphäre gegeben ist, die kritisches Feedback eines offen schwulen Schauspielers zur Gestaltung einer schwulen Figur fördert.

Ob Ben Whishaw nochmal Q spielen wird, ist nicht bekannt. Laut eigenen Aussagen bestand sein Vertrag nur aus drei Filmen und die wurden in Form von Skyfall, Spectre und Keine Zeit zu sterben gedreht.

*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News