Mit Horror-Star: The Adults zeigt, wie peinlich und berührend erwachsene Geschwister miteinander umgehen

25.02.2023 - 15:00 Uhr
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Das US-amerikanische Indie-Kino begeistert auf der Berlinale 2023. Einen Film, den ihr euch unbedingt auf die Merkliste packen solltet, ist The Adults mit Michael Cera und Sophia Lillis aus den Es-Filmen.

Fünf Jahre nach Person to Person kehrt Regisseur und Drehbuchautor Dustin Guy Defa mit einem neuen Film auf die Berlinale zurück. Die Tragikomödie The Adults feierte vor wenigen Tagen in der Sektion Encounters ihre Weltpremiere und wartet mit drei spannenden Stars in den Hauptrollen auf: Michael Cera und Hannah Gross und Sophia Lillis. Besonders Letztgenannte begeistert.

Lillis ist durch die Es-Verfilmungen bekannt geworden. In dem zweiteiligen Horrorepos nach Stephen Kings gleichnamiger Romanvorlage spielt sie die junge Beverly Marsh. Bevor sie demnächst in dem Fantasy-Blockbuster Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben auftaucht, beweist sie in The Adults, dass sie eine fantastische Schauspielerin ist, von der wir in Zukunft sicherlich noch mehr sehen werden.

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Im Mittelpunkt von The Adults befindet sich Eric (Michael Cera), der in seine Heimatstadt zurückkehrt, um seine Schwestern Rachel (Hannah Gross) und Maggie (Sophia Lillis) zu besuchen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor fünf Jahren haben sich die drei nicht mehr gesehen. Die erste Umarmung ist dementsprechend von vielen ungeklärten Gefühlen geprägt. Eric hat sich vom Rest seiner Familie entfremdet.

Die Begegnung mit Rachel geht überaus holprig vonstatten. Maggie, die jüngste im Bunde, wechselt dagegen sofort in den Modus ihrer Kindheit zurück. Ausgedachte Reime, Lieder und Charaktere vereinen die Figuren auf einer Ebene, die nur zwischen Geschwistern existieren kann. Alle Umherstehenden würden skeptisch die Augenbrauen heben, würden sie die verstellten Stimmen hören.

Schlussendlich dringt durch die verstellten Stimmen mehr Wahrheit als im seriösen Dialog. Es ist der einzige Weg, wie sich Eric, Rachel und Maggie wieder auf einer Augenhöhe begegnen können. Nur noch in der Erinnerung, die mit den geschwisterlichen Insidern verbunden ist, existiert eine gemeinsame Vertrauensbasis – ein selbstverständliches Gefühl von Gemeinsamkeit, das Scham und Vorurteile überwindet.

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The Adults bewegt sich auf einer faszinierenden Schnittstelle zwischen Kindheit und Erwachsensein. Obwohl es ein bisschen dauert, bis Eric und Rachel ins Rollenspiel aus alten Tagen zurückfinden, lassen sie sich von Maggie anstecken. Die könnte aus dem Stegreif ein ganzes Theaterstück aufführen, so sehr hat sie die eigenwilligen Charaktere verinnerlicht. Regisseur und Drehbuchautor Defa beobachtet das alles ganz genau, manchmal fast zu genau.

Der Film wirkt, als würden wir durch ein fremdes Fotoalbum blättern und bei den meisten Bildern vor Cringe erstarren. Defa schreckt vor keinem schrägen Moment zurück und spielt die meisten Szenen bis zum Schluss durch. Es gibt keinen erlösenden Schnitt, der uns aus der unangenehmen Familien-Dynamik rettet. Egal, wie peinlich berührt wir sind: Maggie hat den nächsten Abstecher ins Urkomische bereits vorbereitet.

Dass The Adults so gut funktioniert, ist maßgeblich auf das feinfühlige Schauspiel des Casts zurückzuführen. Cera, Gross und Lillis bringen die entwaffnende Aufrichtigkeit auf die Leinwand, die sich zwischen den Zeilen im Drehbuch versteckt. Obwohl vor allem Eric zuerst durch sein Ego auffällt und eine peinliche Entscheidung nach der anderen trifft, steckt in jeder der Figuren etwas Verletzliches, das sie niemals lächerlich macht.

Vielmehr gewinnt The Adults mit fortschreitender Laufzeit an Tragik und Melancholie. Erics bizarres Geltungsbedürfnis ist das beste Beispiel. Verbissen will er bei einer Pokerrunde im kleinen Kreis beweisen, dass er der Beste ist. Am Ende wartet aber nur ein Gewinn aus Bedeutungslosigkeit auf ihn, für den er einmal mehr seine Familie hinten anstellt. Defa löst die Niederlage in amüsanten, aber auch nachdenklichen Tönen auf.

Es ist bemerkenswert, wie der Film zwischen humorvollen und bedrückenden Passagen schwankt, ohne dieses Schwanken penetrant aufzuführen. The Adults ist schlicht, geradezu unauffällig und beiläufig. Und besitzt mit Lillis eine große Entdeckung. Natürlich ist ihr Name seit dem Kampf gegen Kings Horror-Clown in Hollywood bekannt. Doch erst mit The Adults zeigt sie, was für ein Talent wirklich in ihr steckt.

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