Martin Scorseses Liebe zur Musik zeigt sich nicht nur in seinen exquisit ausgesuchten Soundtracks, was Dokumentationen wie Bob Dylan - No Direction Home oder The Band belegen. Mit Einverständnis von George Harrisons Witwe Olivia kreierte Scorsese 2011, zehn Jahre nach dem Tod des "stillen Beatles", das lose Porträt Living in the Material World: George Harrison, das in zwei Teilen bei HBO in den USA Premiere feierte. Bei arte könnt ihr die 208 Minuten lange Dokumentation heute ab 22 Uhr sehen.
Benannt nach George Harrisons 1973er Album zeichnet Living in the Material World den Weg des 1943 in Liverpool geborenen Musikers zu den Beatles und mit ihnen zu weltweitem Ruhm nach. Dabei steht die wachsende Kreativität des Leadgitarristen der Fab Four im zunehmenden Widerspruch zu seiner Präsenz als Komponist auf Alben, die überwiegend Songs von John Lennon und Paul McCartney beherbergten. Teil 1 der Dokumentation endet entsprechend mit der Trennung der Beatles 1970, der sich Harrisons turbulente private wie künstlerische Solopfade anschlossen.
Ohne Off-Kommentar und mit einer Vielzahl von nie gesehenen Fotos, Heimvideoaufnahmen sowie den obligatorischen Interviews mit Wegbegleitern wie Eric Clapton, Ringo Starr, Paul McCartney und Eric Idle versehen, fehlt es Living in the Material World an der gradlinigen Erzählung, die bei biografischen Dokus so selbstverständlich (und auch etwas langweilig) ist. Dafür konnte Scorsese eine Schatzgrube an Material ausheben, die Beatles-Fans und Musikliebhabern generell zusagen dürfte. Einen "Liebesbrief" habe Scorsese damit laut Robert Lloyd von der L.A.Times gedreht. So manche düstere Seite des Porträts wird vielleicht zu schnell aufgehellt oder abgehandelt, doch wie Lloyd schreibt, "ist es weniger ein Film über eine Karriere als über ein Leben und nicht so sehr über ein Leben voller Ereignisse als über einen spirituellen Fortschritt - mehr ein Porträt des Charakters, denn 'eines Charakters'."
Heute im TV: Living in the Material World: George Harrison
Wann: 22:00 & 23:35 Uhr
Wo: arte