Lolas ohne Spannung - außer Sibel Kekillis Rede

26.04.2010 - 08:50 Uhr
Sibel Kekilli in Die Fremde
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Sibel Kekilli in Die Fremde
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Der Deutsche Filmpreis wurde am Freitag in Anwesenheit von Kanzlerin Angela Merkel vergeben und die Filmbranche feierte sich selbst. Der Verleihung fehlte allerdings die Spannung.

Barbara Schöneberger präsentierte ihren Babybauch und wenn sie nicht über sich selbst sprach, dann war die Moderatorin der Gala zum Deutschen Filmpreis sogar witzig und respektlos. Da wurde die Kanzlerin mal schnell abgekanzelt, das Englisch unseres Außenministers getadelt oder prophezeit, dass Til Schweiger nie eine Lola bekommen werde. Letzterer war nicht anwesend und konnte deshalb nicht sofort die Deutsche Filmakademie verlassen.

Ansonsten war der Abend, an dem der deutsche Film sich selbst feiert und zudem knapp 3 Millionen Euro Steuergelder unter sich aufteilte, eher unspannend. Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte war 13 mal für den Deutschen Filmpreis nominiert worden und insgesamt 10 der Lolas durfte der Film mit nach Hause nehmen. Überraschungen gab es nur in jenen Kategorien, in denen keiner aus dem Film von Michael Haneke nach vorne gehen durfte. So bei Sibel Kekilli, die sichtlich erstaunt über ihren Preis als Beste Hauptdarstellerin war. Barfuss lief sie auf die Bühne und konnte es nicht fassen. Exemplarisch waren auch ihre Worte: Sie wolle arbeiten und warte auf gute Drehbücher. Zwar hat sie nach ihrem Erfolg Gegen die Wand an einigen Filmen mitgearbeitet, aber sechs lange Jahre musste sie auf ihre nächste Hauptrolle warten. Für die gab es dann allerdings gleich wieder eine Lola.

Komplett leer ging wieder einmal die Berliner Schule aus. Schon bei den Nominierungen zum Deutschen Filmpreis zeigte sich, dass zum Beispiel Der Räuber von Benjamin Heisenberg (nur eine Nominierung für die Beste Kamera) abgestraft wurde. Alle Anderen von Maren Ade, bei der Berlinale noch euphorisch gefeiert, bekam keine einzige Lola und Filme von Thomas Arslan oder Angela Schanelec schaffen es noch nicht einmal auf die Nominierungsliste.

Der Ehrenpreis ging in diesem Jahr an Bernd Eichinger. Mit ihm ist der deutsche Film ganz groß geworden und will international mitmischen. Natürlich soll hier der Beitrag des Produzenten nicht unterschätzt werden: Seit 40 Jahren macht Bernd Eichinger großes Kino und ohne ihn würde es die deutsche Filmakademie wohl nicht geben. Der Produzent war auch sichtlich berührt von der Laudatio, die die scheidenden Akademie-Vorsitzenden Senta Berger und Günter Rohrbach hielten.

Alle Preisträger des Deutschen Filmpreises zusammengefasst
Bester Spielfilm in Gold: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bester Spielfilm in Bronze: Sturm
Bester Spielfilm in Bronze: Die Fremde
Bester Dokumentarfilm: Das Herz von Jenin
Bester Kinderfilm: Vorstadtkrokodile

Beste Hauptdarstellerin: Sibel Kekilli, in: Die Fremde
Bester Hauptdarsteller: Burghart Klaußner, in: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Beste Nebendarstellerin: Maria-Victoria Dragus, in: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bester Nebendarsteller: Justus von Dohnányi, in: Männerherzen

Beste Regie: Michael Haneke, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Beste Kamera / Bildgestaltung: Christian Berger, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bester Schnitt: Hansjörg Weißbrich, BFS, für: Sturm
Bestes Szenenbild: Christoph Kanter, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bestes Kostümbild: Moidele Bickel, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Beste Filmmusik: The Notwist, für: Sturm
Beste Tongestaltung: Guillaume Sciama, Jean-Pierre Laforce, in: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bestes Drehbuch: Michael Haneke, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Bestes Maskenbild: Waldemar Pokromski, Anette Keiser, für: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte

Ehrenpreis: Bernd Eichinger

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