Legendäre Serie komplett im Stream: Buffy hat das Horror-Fernsehen und mich für immer verändert

31.10.2024 - 16:00 Uhr
Sarah Michelle Gellar (mittig, links) als Buffy in Buffy The Vampire SlayerDisney+
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Mit Buffy – Im Bann der Dämonen gibt es auf Disney+ eine komplette Serie zu streamen, die nicht nur perfekt für Halloween ist. Sie hat das Horror-Genre und mein Leben verändert.

In sieben Staffeln rettete Vampirjägerin Buffy Summers (Sarah Michelle Gellar) von 1997 bis 2003 unzählige Male die Welt – und gleichzeitig das Horror-Fernsehen. Wenn die übersinnlich begabte Buffy ihren Pflock zückt, dann sind nicht nur die Mächte des Bösen, sondern auch die Mächte der Langeweile gebannt.

Warum Buffy - Im Bann der Dämonen ihr Image als Meilenstein des Horror-Fernsehens und für mich persönlich verdient hat, erfahrt ihr hier.

”Ich bin die, vor der Monster Albträume haben”: Buffy revolutionierte das Horror-Fernsehen

Darum geht's: In Buffy - Im Bann der Dämonen tritt die gleichnamige Schülerin mit übernatürlichen Kräften in der kalifornischen Kleinstadt Sunnydale gegen verschiedene dämonische Geschöpfe an. Sunnydale ist ausgerechnet durch den darunter verborgenen Höllenschlund eine Art dämonischer Hot Spot – und damit eine ständige mystische Gefahrenzone.

Mit diesen klassischen Zutaten hätte die Serie leicht als vorhersehbares Horror-Märchen über Gut und Böse enden können. Stattdessen ist sie eine der aufregendsten Serien der (Horror-)Fernsehgeschichte geworden. Sie scheut sich nicht, schwer verdauliche Themen wie Identitätssuche, Verlust oder Tod auf abwechslungsreiche Weise zu erzählen und bietet Figuren, denen man Folge für Folge entgegenfiebert.

Entstanden ist Buffy aus einem simplen Gedankenspiel: Was wäre, wenn das blonde Mädchen im Horrorfilm den Monstern den Kampf ansagt, anstatt schreiend vor ihnen davonzulaufen – und dabei sogar gewinnt? Für heutige Bildschirme glücklicherweise Normalität, aber in den 1990ern eine beinahe revolutionäre Idee.

In dieser Fernsehepoche gab es zwar schon selbstständige Frauenfiguren in Hauptrollen wie Dana Scully in Akte X zu sehen. Allerdings fügte Buffy Teenie-Serien-Charme und 90er-Jahre-Girlpower à la Spice Girls hinzu. Buffy ist ein im wahrsten Sinne schlagfertiges Mädchen, das sich über Schule, Dates und beim Kampf ruinierte Fingernägel mindestens genauso den Kopf zerbricht, wie über das neueste Monster der Woche. Sie bekämpft Monster vorzugsweise mit hohen Absätzen und entschuldigt sich als Heldin nicht dafür, ihre feminine Seite auszuleben.

Doch nicht nur Buffy ist als Protagonistin vielschichtig aufgebaut. Die Serie umfasst ein starkes Figurenensemble. Es wächst uns als Zuschauer:innen so sehr ans Herz, dass sich jede Szene mit Buffy und ihren Freund:innen anfühlt wie Zuhause anzukommen. Das legt den Grundstein für eine emotionale Bindung zwischen Publikum und Hauptfiguren, wie man sie so noch nicht erlebt hatte – vor allem im Horror-Genre. Der Grusel trifft uns zehnmal härter, weil uns Buffy, Willow, Xander & Co. so wichtig sind.

Mitleiden kann man hier auf vielen Ebenen, denn Monster sind hier nicht gleich Monster, sondern eine fantasievolle Metapher für verschiedene Aspekte des Erwachsenwerdens. An Buffys Seite treten wir gegen machthungrige Vampir-Patriarchen, liebeskranke Geistererscheinungen, stalkende Zombies und viele weitere dämonische Besucher:innen aus dem Höllenschlund an, die alltägliche Herausforderungen einer Teenagerin bildhaft aufarbeiten. Der Horror in Buffy half jungen Leuten wie mir vor dem Fernseher, sich ihren Ängsten zu stellen.

Dabei gelingt es der Serie in 144 Folgen spielend, Abwechslung auf den Bildschirm zu bringen. Humor ist dabei ein wesentliches Stichwort. Der findet in Buffy - Im Bann der Dämonen über Dialoge statt. Zwischen den Figuren entspinnen sich – besonders in Gefahrensituationen – regelmäßig zum Schreien komische Dialoge, die nicht nur clever mit Worten spielen, sondern auch selbstironisch entlarven. Spätere Serien-Berühmtheiten wie Supernatural, The Vampire Diaries oder The Chilling Adventures of Sabrina haben sich von diesem Dialog-Humor mehr als nur inspirieren lassen.

Buffy hat nicht nur für das Horror-Fernsehen und die TV-Landschaft an sich ganze Arbeit geleistet. Buffy hat auch mich verändert.

Buffy war für mich wie Therapie – und danach war nichts mehr wie früher

Als das Serienfinale vorübergeflimmert war, war für mich nichts mehr wie zuvor. Die Erfahrung, in Buffys Welt zwischen Euphorie, Herzschmerz und Adrenalin-Feuerwerk zu pendeln, setzte Emotionen frei wie kaum eine andere Serie. Sie unterteilte meine Lebensrealität kompromisslos in zwei Seins-Zustände: Das Leben vor und das Leben nach Buffy.

Als ich damals als Teenagerin im Jahr 2006 über Buffy stolperte, war dieses Fernseherlebnis wegweisend. Es signalisierte mir: Wir alle sind frei in unseren Entscheidungen und haben die Macht, unser Leben selbstständig in die Hand zu nehmen. Krasse Mädchen-Vorbilder wie Buffy gab es im Genre-Fernsehen für mich bis dahin kaum. Xena war cool, aber schon älter. Und alles Weitere waren Animationsserien.

Auch wenn der Cast deutlich diverser hätte ausfallen sollen, war Buffy, was Darstellungen von Weiblichkeit betrifft, für die Jahrtausendwende erstaunlich vielfältig. Mit Charakteren wie der empathischen und queeren Hexe Willow, der willensstarken Ex-Dämonin Anya, Buffys cleverer Mutter Joyce oder aber Buffy selbst – mit Holzpflock und perfekt manikürten Fingernägeln bewaffnet – hat mir die Serie bewiesen, dass sich niemand in eine Schublade stecken lassen muss. Dass Verletzlichkeit und Stärke, High Heels und Monsterjagd einander nicht ausschließen. Dass Weiblichkeit nicht festgeschrieben ist und keiner dem anderen vorschreiben kann, wer sie ausleben darf oder wie sie ausgelebt wird.

Der gute Ruf von Buffy - Im Bann der Dämonen steht im Kontrast zu dem von Serienschöpfer Joss Whedon: Dessen Verhalten wurde in unterschiedlichen Film- und Serienprojekten von Mitarbeiter:innen als massiv toxisch kritisiert.

Seite an Seite mit der Jägerin zahlreiche Monster-Kämpfe zu bestehen und nicht nur buchstäblich, sondern auch emotional durch die Hölle zu gehen, reinigte meinen Gefühlshaushalt gründlicher als jede Therapie-Sitzung. Die Serie konfrontiert einen unaufhörlich mit einer Reihe allzu vertrauter Ängste – und zeigt gleichzeitig Wege, wie man sie hinter sich lassen kann. Ein Leben nach Buffy war für mich ein Leben mit deutlich weniger Angst.

Eine Serie, die ihren Zuschauer:innen auf einem derartig unterhaltsamen Level emotionalen Halt bietet und individuelle (weibliche) Identität feiert, wäre heutzutage erneut eine große Bereicherung. Für das Horror-Fernsehen, für mich und für alle anderen.

Ihr könnt alle sieben Staffeln Buffy bei Disney+ im Abo streamen.

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Laura und Esther unterhalten sich, was Buffy als Serie ausmacht, ihren Einfluss auf die Serienwelt, ihre Lieblingsfiguren, deren Weiterentwicklung über viele Staffeln hinweg und welche ähnlichen Serien Buffy-Fans noch für sich entdecken könnten.

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