König des Trash John Waters wird heute 65

23.04.2011 - 08:38 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
John Waters im Dokumentarfilm The Advocate for Fagdom
Le Chat Qui Fume
John Waters im Dokumentarfilm The Advocate for Fagdom
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Für seine Filme ist John Waters seit mehr als vier Jahrzehnten berühmt-berüchtigt. Wir gratulieren dem Mann mit dem besten schlechten Geschmack zum 65. Geburtstag!

Für die einen sind die Filme von John Waters einfach nur ekelhafte Machwerke ohne Sinn und Verstand. Aber für die anderen hat John Waters grandios schräge Meisterwerke der Camp-Ästhetik gedreht. Am Mann mit dem dünnen Oberlippenbärtchen scheiden sich seit jeher die Geister. Seinen Titel als König des schlechten Geschmacks hat er sich über die Jahre gewissenhaft erarbeitet. Heute feiert er seinen 65. Geburtstag.

Sämtliche Filme von John Waters spielen in seiner Heimatstadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. Dort hat er seine Geschichten über Teenager und Außenseiter, Rock’n’Roll und Kitsch mit seiner Gruppe von “Dreamlanders” angesiedelt. So nennt sich sein Ensemble von wiederkehrenden Darstellern rund um die wirklich göttliche Dragqueen Devine. Sie kommt übrigens ebenfalls aus Baltimore. Waters und Devine kennen sich bereits aus der High School. Mit seiner Arbeit hat Waters zwar Baltimore für immer als eine Hochburg des White Trash etabliert. Übel wird ihm das aber nicht genommen, die Baltimore Sun berichtet regelmäßig über den berühmten Sohn der Stadt.

Seinen Darstellern und Zuschauern hat Waters mit seinem Spaß an der Abweichung von sexuellen und gesellschaftlichen Normen immer auch den Mut zum Extremen abverlangt. Pink Flamingos ist vielleicht der Film mit den meisten Szenen, die bei einem das “Wollte ich das gerade wirklich sehen?”-Gefühl auslösen. Devine wurde zur ekelhaftesten Person der Welt gewählt. Sie, ihr Sohn und ihre Mutter geben ihr Bestes, um als Familie diesen Titel zu verteidigen. Doch die Marbles haben es ebenfalls darauf abgesehen. Diese Story bietet den Rahmen für allerhand Widerlichkeiten. Die berüchtigte Schlussszene mit dem Hundekot soll hier nur stellvertretend erwähnt werden. In jedem Fall wird durch Pink Flamingos leicht verständlich, warum Mr. Waters auch gern als “Prince of Puke” bezeichnet wird.

Bei seinem Faible für das Ungewöhnliche verwundert es nicht, dass John Waters mit Polyester auch einen Vorstoß ins (wohl zurecht) gescheiterte Genre des Geruchskinos gewagt hat. Die Kinobesucher erhielten damals Karten, an denen in markierten Stellen im Film gerubbelt werden sollte, um einen Geruch frei zu setzen. Selbst wenn wir nicht dabei waren, können wir uns lebhaft vorstellen, welche Düfte John Waters seinem Publikum mitgegeben hat.

Seit den 80er-Jahren bewegt sich Waters langsam mehr in Richtung Mainstream, bleibt dabei aber seinem abwegigen Stil treu. Zwar gehört auch Cry-Baby von 1990 zu seinen harmloseren Werken. Der Film mit dem jungen Johnny Depp in der Titelrolle, der damals vor allem noch der 21st Jump Street-Schönling war, strotzt trotzdem vor typisch schrägen Figuren und “jugendlichen Kriminellen”. An dem Filmmusical Hairspray spiegelt sich der breitere Erfolg von Waters Arbeiten am stärksten wider. Die Geschichte rund um die übergewichtige Tracy und ihren Weg zum Tanzstar war so beliebt, dass sie 2002 für ein Broadway-Musical adaptiert wurde. Das wiederum wurde fünf Jahre später mit John Travolta in einem Fat Suit neu verfilmt.

Dass John Waters sich kürzlich mit Justin Bieber fotografieren ließ, und sich als Fan des Teenie-Schnulzensängers geoutet hat, könnte allerdings für beginnende Alterssenilität gehalten werden. Wenn wir aber lesen, dass das Foto nach ihrem Zusammentreffen in der britischen Graham Norton Show entstanden ist, in der Waters Justin darüber hinaus angeboten hat, ihm mit Kajal einen Schnurrbart anzumalen, wissen wir, dass es so schlecht um den Humor unseres heutigen Geburtstagskindes noch nicht stehen kann. Wir wünschen ihm alles Gute und uns bald mal wieder einen echt schön abartigen Gender-Bender-Film des Meisters!

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