Jetzt bei Netflix: Einer der letzten Filme seiner Art, von Regie-Meister, der Leonardo DiCaprio durch die Hölle schickte

16.12.2022 - 09:00 Uhr
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Nach dem Leonardo DiCaprio-Film The Revenant startet der neue Film von Alejandro González Iñárritu bei Netflix. Bardo könnte einer der letzten seiner Art beim Streaming-Dienst sein.

Der Titel deutet es an: Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten ist kein gewöhnlicher Netflix-Start. Das war bei Regisseur Alejandro González Iñárritu aber kaum anders zu erwarten. Der mexikanische Oscarpreisträger verantwortete zuvor die One-Shot-Orgie Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit und jagte Leonardo DiCaprio in The Revenant durch die Dreh-Hölle.

Ab heute streamt sein neuer Film in Deutschland bei Netflix. Wer auf exzentrische Regie-Experimente steht, sollte die Gelegenheit genießen, solange es noch geht.

Bardo ist der persönlichste Film des Regisseurs

Bardo folgt keiner konventionellen Handlung, sondern erinnert eher an eine Aneinanderreihung von Träumen und Erinnerungen. Warum wir das sehen, was wir sehen, wird später im Film angedeutet, aber über weite Teile der Laufzeit ist es im Prinzip egal.

Wir folgen Dokumentarfilmer Silverio (Daniel Giménez Cacho) durch surreale, lustige und erschreckende Episoden seines Lebens, die ziemlich schnell die realistische Bodenhaftung verlieren. Silverio hat einiges gemeinsam mit seinem Regisseur. Er begann seine Karriere in Mexiko, feierte internationale Erfolge und zog dann in die USA. Das gespaltene Verhältnis zu seiner Heimat ist deswegen ein wichtiges Thema in Bardo und das bezieht sich auf Silverio genauso wie auf Regisseur Alejandro González Iñárritu.

Zur Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig lautete mein Fazit:

Bardo ist unangenehm persönlich, hin und hergerissen zwischen dem Stolz auf das Erreichte und der Trauer über den Verlust der Heimat. So nah war man Iñárritu als Mensch in keinem Film. Das ist für einen Regisseur, der dermaßen von seinem eigenen Schall und Rauch eingenommen ist, schon eine löbliche Weiterentwicklung.

Damals war Bardo allerdings noch 174 Minuten lang. Nach den mittelmäßigen Kritiken hat Iñárritu den Film um 22 Minuten gekürzt. Diese Fassung kommt zu Netflix.

Der Netflix-Film ist womöglich einer der letzten seiner Art

Dass Netflix überhaupt Geld für diesen Film ausgegeben hat, verdanken wir wahrscheinlich einer vergangenen Ära des Streaming-Dienstes. In den letzten Jahren finanzierten Ted Sarandos und sein Content-Team die Fertigstellung eines Orson Welles-Films, sie gaben Martin Scorsese zig Millionen für The Irishman und Andrew Dominiks Blond verhalfen sie ebenfalls zur Veröffentlichung.

Mittlerweile agiert Netflix jedoch unter einem Sparzwang, um sinkenden Abo-Zahlen und Börsenkursen zu begegnen. Die Zeit, "in der Netflix alles tut, um Talente anzulocken, und ihnen eine Carte Blanche gibt, ist vorbei", hieß es im Juni in einem Bericht des Hollywood Reporters . Filme wie Bardo könnten sich in Zukunft im Katalog des Dienstes rarmachen.

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