Halle Berry - Die Frau, die alles will

14.08.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Halle Berry in Frankie and Alice
Universal Pictures
Halle Berry in Frankie and Alice
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Halle Berry wird 50. Obwohl es in den letzten Jahren ziemlich still um die Oscarpreisträgerin geworden ist, kann sie schon jetzt auf eine beachtliche Karriere zurückblicken.

Liest man die Vita von Halle Berry, kommt einem besonders ein Wort immer wieder in den Sinn: Kämpferin. Denn das ist sie wirklich. Egal, was man über sie oder ihre Karriere denken mag.

Nach der Trennung ihrer Eltern zog Berrys Mutter mit ihr und ihren beiden Schwestern in einen vor allem von Weißen dominierten Vorort. Dort waren Halle Berry und ihre Schwestern den rassistischen Anfeindungen ihrer Nachbarn ausgesetzt. Schon als Kind machte ihre Mutter, eine Weiße, ihr klar, dass sie als Schwarze in Amerika immer besser als die Besten sein müsse, denn sie sei schon dadurch im Hintertreffen, weil sie schwarz sei. Worte, die sich einbrannten, denn von da an tat Berry genau das: ihr Bestes geben. An der Schule engagierte sie sich als Zeitungsredakteurin, wurde zur Klassensprecherin und später sogar zur Ballkönigin gewählt.

Nach der Schule studierte Halle Berry zunächst Journalismus, doch ihr Streben nach Anerkennung lenkte ihr Augenmerk auf das Showbusiness. Sie nahm an Schönheitswettbewerben teil, wurde 1985 zur Miss Teen All American gekürt und im Jahr darauf belegte sie bei der Wahl zur Miss USA den zweiten Platz. Ihr Zukunftswunsch war damals noch unklar, nur nach oben sollte es gehen. Ihr gutes Abschneiden in den Miss-Wahlen ebnete ihr den Weg ins Showgeschäft. Sie ging nach Chicago, um ihre Modelkarriere zu verfolgen, doch sie nutzte diesen Schritt nur als Zwischenstufe auf ihrer Karriereleiter. 1989 zog sie nach New York, um Schauspielerin zu werden, doch die Angebote blieben in den ersten Monaten aus und ihre angesparten Ressourcen gingen bald zuneige. Zeitweise kam Berry sogar in einem Obdachlosenheim unter, aber aufgeben kam auch hier für sie nicht infrage.

Ihr Durchhaltevermögen zahlte sich aus. Sie bekam eine kleine Rolle in der kurzlebigen TV-Serie Living Dolls, einem Spin-off zu Wer ist hier der Boss?, und wurde nach deren Absetzung für eine wiederkehrende Rolle in Unter der Sonne Kaliforniens besetzt. In Spike Lees Jungle Fever spielte sie an der Seite von Wesley Snipes die drogensüchtige Vivian. Eine Herausforderung, doch Halle Berry stellt sich ihr nur zu gerne. Um sich besser in die Rolle hineinzuversetzen, wusch Berry sich tagelang nicht. Für diese Darstellung erntete sie viel Lob und vor allem weitere Rollen. Nach Achtungserfolgen mit Filmen wie Boomerang oder der Miniserie Queen verkörperte sie 1999 in dem Biopic Rising Star die Schauspielerin Dorothy Dandridge. Dandridge war als erste Afroamerikanerin überhaupt als Beste Hauptdarstellerin bei dem Academy Awards nominiert gewesen. Berry, die auch als Ko-Produzentin an dem Film mitwirkte, hatte sieben Jahre lang dafür gekämpft, das Projekt zu realisieren. Ein Kampf, der sich u. a. in Form einer Golden Globe- und Emmy-Auszeichnung bezahlt machte.

Mit ihrer Besetzung als Storm in der X-Men-Trilogie schien es, als sei Halle Berry auf dem Hollywood-Olymp angekommen, doch der wahre Höhepunkt ihrer Karriere sollte ein Jahr später mit Monster's Ball folgen. Als sie das Drehbuch dazu las, war Berry klar: Für diese Rolle bin ich bereit, zu kämpfen. Regisseur Marc Forster konnte sich nicht vorstellen, dass ein Glamour-Star wie Halle Berry die Rolle der Laetitia, deren Alltag von Rassismus und Gewalt geprägt ist, spielen könnte. Doch Berry überzeugte Forster und so besetzte dieser sie für die Hauptrolle in seinem Film. Rückblickend könnte man sagen, das Schicksal hat es so gewollt, denn Berry, die knapp zwei Jahre zuvor Dorothy Dandridge porträtiert hatte, gewann nun 2001 bei den Oscars die Goldstatue als Beste Hauptdarstellerin, die Dandridge Jahrzehnte zuvor versagt geblieben war. Ein historischer Moment in der Geschichte des Films, war Halle Berry doch die erste Afroamerikanerin überhaupt, die von der Academy in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde. Auch für Berry, die in ihrer Dankesrede ihren Preis "all den gesichtslosen, namenlosen Frauen" widmete, ging ein Traum in Erfüllung und es schien, als stünde die Tür, die sie anderen schwarzen Frauen hatte öffnen wollen, zumindest für sie weit offen.

Doch in ihren Bemühungen, ihrer Hautfarbe in Bezug auf die Filmauswahl keinerlei Bedeutung mehr zukommen zu lassen, verfehlte sie das Ziel und spielte stattdessen blasse Charaktere in mittelprächtigen bis unterirdischen Filmen. Ihr Auftritt als Bond-Girl Jinx in Stirb an einem anderem Tag gilt bis heute als legendär, doch danach ging es mit Halle Berrys Karriere graduell bergab. Dass Höhenflug und Bruchlandung ganz nah beieinander liegen können, zeigte sich auch im Jahr 2004, als sie für ihre Rolle der Catwoman die Goldene Himbeere verliehen bekam. Zum Erstaunen aller nahm Berry den "Preis" sogar persönlich entgegen und heimste damit neben der berüchtigten Beere auch reichlich Sympathien ein.

Trotzdem sich ihre Karriere bis heute nicht ganz von den Tiefschlägen erholt hat und es in den letzten Jahren ziemlich still um Halle Berry geworden ist, kann man sich sicher sein, dass diese Schlacht noch nicht geschlagen ist. Für ihre Darstellung einer Astronautin in der Science-Fiction-Serie Extant, die nach einer Weltraummission unerklärlicherweise schwanger ist, erntete sie zuletzt großes Lob, die Serie wurde jedoch nach zwei Staffeln abgesetzt. Halle Berry wird also weiterkämpfen müssen. In einem Interview mit The Guardian  sagte sie letztes Jahr: "Der wahre Sieg wäre es, wenn wir nicht mehr nur die Geschichten von People of Colour erzählen, sondern dass People of Colour in ganz alltäglichen Geschichten mitspielen können. Wo wir nicht sagen: 'Das sind die Filme für schwarze Menschen.'" Wir hoffen sehr, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.

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