Gus Van Sant - Anwalt der Außenseiter

24.07.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Gus Van Sant am Set von Milk
Focus Features
Gus Van Sant am Set von Milk
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Der Regisseur Gus Van Sant wird 60 Jahre alt. Bekannt ist er vor allem für Porträts ungewöhnlicher Menschen und Außenseiter. Wir gratulieren.

Natürlich spiegeln sich Einstellungen, Gedanken, Lebensweise eines Regisseurs immer in seinen Filmen wider. Und doch zeigt ein Blick auf die Filmografie von Gus van Sant eine besondere Kontinuität, die stärker auf den Mensch hinter den Filmen schließen lässt, als dies bei anderen Regisseuren der Fall ist. Der Filmemacher aus Portland, Oregon schenkt seine Aufmerksamkeit ausschließlich Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Außenseiter, die im echten Leben keine Beachtung finden oder Ablehnung hervorrufen. Er interessiert sich für Menschen, die härter kämpfen müssen und mehr Hindernisse überwinden müssen als der Durchschnitt, um einen Zustand der Zufriedenheit zu erreichen. Anlässlich seines 60. Geburtstags wollen wir die wichtigsten Charaktere aus Gus Van Sants Filmen noch einmal Revue passieren lassen – denn sie sagen wesentlich mehr über den Regisseur aus, als es ein Text über die Stationen seines Lebens könnte.

Schon sein Film Drugstore Cowboy aus dem Jahr 1989 gibt die Richtung vor. Er erzählt von einer Gruppe drogenabhängiger Jugendlicher (unter anderen Matt Dillon und Kelly Lynch), die Apotheken und Krankenhäuser überfallen. Nicht nur seine beschriebene Vorliebe für Außenseiter scheint hier schon durch, auch seine Ruf als Jugendexperte wird hier begründet. Dementsprechend geht es mit My Private Idaho – Das Ende der Unschuld weiter, in dem sich zwei junge Männer, verkörpert von River Phoenix und Keanu Reeves, auf dem Straßenstrich verdingen. Auch sein erster Mainstream-Erfolg erzählt von einem jungen Mann aus der Unterschicht. In Good Will Hunting versucht ein hochtalentierter Matt Damon, seine Intelligenz und seine Herkunft zu verbinden.

Doch anstatt sich nach diesem großen Erfolg im Hollywood einzunisten, besann sich Gus Van Sant auf seine Stärken. Zu Beginn der 2000er Jahre widmete er sich in gleich drei Indie-Filmen dem Tod. Gerry verfolgt zwei junge Männer auf einer abstrakten Reise in die Wildnis. Für die Hauptrolle konnte er, trotz fehlendem Kassenschlagerpotential, neben Casey Affleck wieder Matt Damon gewinnen. In Elephant beleuchtet er mit einem Cast, das beinahe ausschließlich aus Laiendarstellern besteht, die Vorgeschichte eines Schulmassakers. Last Days zeigt die letzten Tage eines Rockstars, bevor dieser Suizid begeht. Die Geschichte basiert auf dem Leben des Nirvana-Sängers Kurt Cobain.

Auch seine jüngsten Filme bewegten sich wieder im dramatischen Indie-Bereich. In Paranoid Park verfolgt er einen jungen Skater, der versehentlich den Tod eines Menschen verursacht. In Milk inszeniert er Sean Penn als Harvey Milk, einem berühmten Bürgerrechtler aus den siebziger Jahren, der sich für die Rechte homosexueller Menschen eingesetzt hat. Zuletzt hatte Mia Wasikowska in Restless unter seiner Regie mit den Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen. Sie spielt eine junge Frau, die an Krebs erkrankt.

Diese Zusammenfassung zeigt: Gus Van Sant rückt die Menschen in den Mittelpunkt, die dort sonst eher selten erscheinen. Geschichten über Reiche und Schöne müssen andere erzählen. Des Öfteren spielt – meist auf subtile Weise – Homosexualität eine Rolle. Portland ist häufig Schauplatz seiner Filme. Wie eingangs erwähnt: seine Filme beschreiben den Menschen Gus Van Sant besser, als dies sein Lebenslauf könnte. Wir gratulieren dem Anwalt der Außenseiter zum 60. Geburtstag.

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