Green Room - Das sagen die Kritiker zum Thriller

02.06.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Heute startet Jeremy Saulniers brutaler Belagerungs-Thriller Green Room in den deutschen Kinos. Lest hier, was deutsche und internationale Kritiker von dem Film halten.

Mit Green Room startet heute der dritte Langfilm des US-amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors Jeremy Saulnier auch in den deutschen Kinos. In dem Belagerungs-Thriller muss sich die junge, erfolglose Punkband Ain't Rights (Anton Yelchin, Alia Shawkat, Joe Cole, Callum Turner) gegen eine Horde Neo-Nazis wehren, die ihnen nach dem Leben trachtet. Angeführt werden die folgsamen Schläger-Typen vom charismatischen und pragmatischen Darcy (Patrick Stewart). Die Band erfährt hingegen Unterstützung von der zähen Amber (Imogen Poots), deren ermordete Freundin die blutigen Auseinandersetzungen überhaupt erst in Gang setzt.

Wie immer zunächst die harten Fakten zu Green Room:

  • 145 Community-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,8
  • 24 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 7,0
  • 13 Kritiken und 13 Kommentare
  • 0 x Lieblingsfilm und 1 x Hassfilm
  • 663 Vormerkungen, 7 sind nicht interessiert

Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu Green Room:

Beatrice Behn von Kino-Zeit  lobt vor allem die Realitätsnähe von Saulniers Film:

In gewisser Weise entmystifiziert Saulnier hier Situationen, die durch viele andere Filme und Videospiele einen Charakter der Machbarkeit angenommen haben, der in der Realität nicht existent ist. Und so schlägt einem Green Room links und rechts um die Ohren, knallt und explodiert, macht, was er will und lässt seine Zuschauer am Ende geschockt zurück.

Till Kadritzke von Critic.de  zeigt sich hingegen von der relativen Inhaltsleere des Films enttäuscht:

Dennoch ist Green Room sehr viel deutlicher auf Effekt gebürstet, sehr viel kalkulierter als sein Vorgänger. So gekonnt Saulnier für eine Atmosphäre des Unvorhersehbaren sorgt, für ein Minenfeld von einem filmischen Raum, ein bisschen stellt sich am Ende doch das Gefühl einer Nummernrevue ein; zu flüchtig bleibt alles, was zwischen den Momenten höchster Intensität geschieht. In 90 Minuten ist viel mehr vielleicht auch gar nicht zu schaffen, und Genrejüngern wird’s egal sein.

Auch Hans Schifferle von epd-film  lobt die technisch versierte Machart, empfindet Saulniers Drehbuch jedoch als zu oberflächlich:

Regisseur Saulnier kommt einem manchmal vor wie einer aus der Band seiner Underdog-Helden: ein Filmemacher auf der verzweifelten Suche nach Authentizität zwischen B-Film und Kunstkino. Auch wenn er die bedrohliche Landschaft der amerikanischen Wälder perfekt einfängt, im blutigen Kampf zwischen Punks und teils tumben, teils grausam-genialen Skins scheint oftmals ein zwingender Hintergrund zu fehlen. Als sei Saulniers Schockkunst doch nur eine Konstruktion, ein böses Spiel, eine düstere Rock-Fantasie.

Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu Green Room:

Mark Kermode vom Guardian  hebt besonders die schauspielerische Leistung Patrick Stewarts hervor, die dem Film eine fast schon theatralische Note verleihe. Als nötigen Gegenpart zu Stewarts Figur lobt er das emotionale Gegenspiel von Macon Blair:

Klug besetzt, bringt Stewart ein fast schon shakespearisches Drama in die Handlung, wenn er Sätze wie 'Alles ist für Nichts' in der Manier eines theatralischen Königs spricht, der sich der verheerenden Zerstörung eines Fünf-Akters gegenüber sieht. [...] Der brillante Macon Blair sorgt als Darcys von Zweifeln geplagter Untergebener Gabe für das dringend benötigte Pathos und stiehlt heimlich allen die Show mit seinem gejagten Blick und der verletzlichen Aura [...].

Guy Lodge von Variety  bemängelt hingegen die fehlende psychologische Auslotung der Charaktere, auch wenn er die Schuld dafür nicht bei den Darstellern sieht:

Charakterisierung und emotionale Investition sucht man leider vergebens, während sich die entscheidende Spannung in einem anti-klimatischen Finale auflöst. [...] Green Room lässt keinen unterbewussten Widerhall zurück, wie es dem Vorgänger Blue Ruin gelang. Während die Darsteller ihre Charaktere mit viel Mumm verkörpern, bleiben die Protagonisten doch schwer zu entziffern. Gerade Stewarts Oberbösewicht erhält wenig Entfaltungsspielraum. Lediglich Imogen Poots deutet ein inneres Leben ihrer Figur über die klaustrophobische Enge der Handlung hinaus an, doch entzieht auch sie sich einer abschließenden Einschätzung.

A.O. Scott von der New York Times  empfindet den Film umso weniger furchteinflößend, je brutaler er wird. Seine positive Bewertung des Films mindert dies jedoch kaum:

Sobald die Gewalttätigkeiten beginnen, zieht sich Green Room in die Logik von Horrorfilmen zurück und wird beständig weniger furchteinflößend, umso grausiger und tödlicher die Gewalt wird. Es fällt einem nicht schwer zu entscheiden, wer sterben wird und der Tod der Figuren stellt keinen tiefen moralischen oder emotionalen Einschnitt dar. [...] Saulnier hätte sicher mehr aus dem Stoff machen können, aber innerhalb der von ihm selbst gesetzten engen Parameter schneidet er ganz erfolgreich ab.

Fazit zu Green Room:

Insgesamt zeigen sich deutsche wie internationale Kritiker von Green Room als Genre-Vertreter überzeugt, wenngleich die deutschen Kritiker in ihrem Lob etwas zurückhaltender sind. Im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger-Film Blue Ruin kann Green Room jedoch nicht mithalten. Ein wiederkehrender Kritikpunkt ist das Drehbuch, das über die realitätsnahe Gewaltdarstellung hinaus kaum in die Tiefe zu gehen vermag. Bemängelt werden das fehlende Innenleben sowie die kaum vorhandene Charakterentwicklung der Protagonisten. Dennoch werden besonders die wirklichkeitsnahen Handlungsversuche der Charaktere lobend hervorgehoben.

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