Frauen um Catherine Deneuve kritisieren #MeToo-Bewegung

10.01.2018 - 18:30 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Catherine Deneuve in Madame empfiehlt sich (2013)Wild Bunch
Seit Monaten hält die Debatte um Belästigungsvorwürfe die weltweite Medienlandschaft in Atem. Schauspielerin Catherine Deneuve und über 100 weitere Frauen kritisieren diese nun scharf.

Im Oktober 2017 wurden die ersten schweren Anschuldigen wegen sexueller Belästigung gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein laut. Seitdem gerieten immer mehr Prominente in den Verdacht, ihre Macht missbraucht zu haben. Zahllose Frauen und auch Männer meldeten sich zu Wort, viele davon unter dem Hashtag "MeToo". Neben Harvey Weinstein gerieten so unter anderem auch Kevin Spacey, Louis C.K. und Dustin Hoffman in die Kritik. In vielen Fällen bestätigten sich die Vorwürfe. Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve (8 Frauen, Dancer in the Dark) beteiligte sich mit über 100 weiteren Frauen nun jedoch trotzdem an einem offenen Brief, der die aktuelle Sexismus-Debatte scharf kritisiert. Die New York Times  berichtete über diesen Brief, der am 09.01.2018 in der französischen Zeitung Le Monde  veröffentlicht wurde.

"Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Beharrliches oder ungeschicktes Flirten allerdings nicht", heißt es dort. "Als Ergebnis der Weinstein-Affäre gab es eine berechtigte Erkenntnis über die sexuelle Gewalt, die Frauen erleben, im Speziellen am Arbeitsplatz, wo Männer ihre Macht missbrauchen. Das war notwendig. Aber nun wurde diese freie Meinungsäußerung auf den Kopf gestellt", schreiben die beteiligten Frauen in ihrem offenen Brief. Vor allem sollen damit die Äußerungen unter dem MeToo-Hashtag, bzw. dem französischen Äquivalent "BalanceTonPorc"kritisiert werden. Unter diesen würden Männer, deren einziger Fehler es war "ein Knie zu berühren, zu versuchen einen Kuss abzustauben oder bei einem Arbeitsessen über intime Dinge zu sprechen" mit Sexualstraftätern gleichgestellt, ohne dass sie eine Chance hätten, dem zu widersprechen.

Deneuve 1967 in einem ihrer bekanntesten Filme: Belle de jour - Schöne des Tages.

Der Brief, der laut Le Monde unter anderem von der französischen Schriftstellerin Catherine Millet verfasst und anschließend von Frauen aus den Bereichen Wissenschaft und Unterhaltung – wie eben Catherine Deneuve – unterschrieben wurde, wird in der Folge sogar noch drastischer. Er besagt, dass die Debatte in keiner Weise die Stärkung des weiblichen Geschlechts diene, sondern vielmehr das Gegenteil bewirke: Sie helfe "den Gegnern von sexueller Freiheit, religiösen Extremisten und den schlimmsten Reaktionären. Solchen, die glauben, dass Frauen besondere Wesen seien, Kinder mit dem Äußeren von Erwachsenen, die beschützt werden müssen."

Doch deutliche Kritik am Statement von Catherine Deneuve und Co. ließ selbstverständlich nicht lange auf sich warten. So antwortete die Aktivistin Caroline DeHaas auf dem Nachrichtenportal Franceinfo: "Dieser Beitrag ist ein bisschen der lästige Kollege oder der anstrengende Onkel, der nicht versteht, was gerade passiert." (via FAZ ) Und auch auf Twitter gibt es bestürzte Antworten auf den offenen Brief. Unter anderem greift Schauspielerin Asia Argento, die selbst schwere Anschuldigungen gegenüber Harvey Weinstein erhob, Deneuve und ihre Mit-Kritikerinnen dort an und schreibt, dass diese die allgemeine Frauenfeindlichkeit bereits zu sehr verinnerlicht hätten.

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