Ein schlanker Batman: Wie Robert Pattinson gegen den Superhelden-Muskelwahn rebelliert

27.06.2020 - 09:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Robert Pattinson löst den massigen Ben Affleck als Batman abWarner Bros.
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Batman Robert Pattinson rebelliert gegen die Muskelmassen anderer Superhelden. Dem Fitness-Elan seiner DC- und Marvel-Kollegen setzt er moderates Training entgegen.

Trainiert Robert Pattinson genug für The Batman? Und wenn nicht, was will er uns damit sagen? Das Bild des faulenzenden Robert drehte in der tiefsten Corona-Zeit Mitte Mai seine Kreise in den Fanforen, als die Muckibuden schon zwei Monate geschlossen hatten und die erschlafften Fitness-Junkies für ein deftiges Work-Out ihr letztes ärmelloses Hemd verkauft hätten.

Pattinson gab in diesen allgemeinen Stillstand hinein ein, nun ja, eher ungünstiges Interview mit der GQ . Fans, die von Anfang nicht mit der Wahl zufrieden waren, hatten danach Gewissheit: Der ehemalige Twilight-Star chille lieber auf dem Sofa, als sich für den Dunklen Ritter in Form zu bringen.

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Robert Pattinson hatte keine Lust, für Batman zu trainieren

Das erste, was die Leser bei diesem Artikel sehen, ist ein Robert Pattinson, der wie ein Schluck Wasser in der Kurve in seiner Wohnung fläzt, ins Leere starrt und einen Schlafanzug trägt, vor ihm Cornflakes und aus irgendeinem Grund Steaksoße. Man fühlte sich verstanden von diesem Corona-Pattinson, wir erleben ihn hautnah als seelisches Wrack, es ist ein ganz normales Lockdown-Bild.

Und doch ein Grund zur Aufregung. Denn eigentlich sollte Pattinson ja trainieren. Warner habe ihm extra einen Personal Trainer zur Verfügung gestellt, außerdem einige Geräte, mit denen er sich in Form halten könnte.

Allerdings, gesteht der Brite unumwunden ein, "habe ich fast gar nichts gemacht." Er scheint nicht unbedingt stolz darauf, reicht aber eine Erklärung hinterher. Er müsse sich nicht komplett austrainieren, denn "wenn du die ganze Zeit nur trainierst, bist du Teil des Problems. Du setzt einen Präzedenzfall. Niemand hat das in den 70ern gemacht. Selbst James Dean nicht - er war nicht unbedingt trainiert."

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"Du hattest einen Job, Pattinson!"

Dieser Satz ist bemerkenswert und mag auch einer gewissen Corona-Trunkenheit entstammen. Aber vielleicht brauchte es genau diesen Pattinson im Lockdown-Nebel, um die Art, wie Hollywoodstars Superhelden spielen, wieder umzuschreiben. Seit 10 Jahren beherrschen ausgeschürfte Waschbrettbäuche und panzerartige Brustmuskulaturen die Superhelden-Filme.

Dass Pattinsons Körper festgefahrene Erwartungen kitzelt, erkennt ihr an den Reaktionen auf seine "Arbeitsmoral". Das Problem, das er andeutet, wendet sich nämlich kurz darauf gegen ihn.

Zwei Tage nach dem Interview geht bei Twitter ein Bildpost rum, der verschiedene Superhelden-Darsteller vor und nach ihren Transformationen zeigt. Pattinson kommt dabei nicht gut weg. Der Post wurde bis heute fast 23.000 Mal gelikt.

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Er zog aber auch 1000 Kommentare nach sich. Denn die These zu Pattinsons vermeintlichem Muskeldefizit wird heftig diskutiert. Längst nicht jeder vertritt die Meinung des Posters, viele empfinden einen etwas schlankeren dunklen Ritter als willkommene Abwechslung.

Für den perfekten Körper: Batman-Darsteller müssen leiden

Superhelden-Fans, die nach 1995 geboren sind, kennen das gar nicht mehr anders: Batman-Darsteller bereiten sich auf ihre Rolle vor wie auf einen Wettkampf bei der Olympiade. Auf den Punkt gestählt, ausdauernd, in drei Kampfsportarten mindestens oberflächlich geschult. Brustpanzer hin oder her, Ben Affleck und Christian Bale wollten keinen Zentimeter Luft zwischen Anzug und Haut lassen.

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Ein gecasteter DC-Darsteller muss sich die Rolle nachträglich verdienen. Muskeldefizit bedeutet Aufopferungsdefizit. Ben Affleck soll sich die Seele aus dem Leib trainiert haben, sodass er schließlich zu breit für seine Rolle in Gone Girl wurde .

Christian Bale eignete sich für die technischen Nolan-Filme einen bulligen, maschinenartigen Körper an, der im Trilogie-Abschluss The Dark Knight Rises gewartet wurde wie ein Sportwagen: Ihm gingen die Knorpel in den Knien aus, mahnt der Arzt nach dem Check und es klingt, als könnte Bruce mal einen Satz neue Stoßdämpfer gebrauchen.

Chris Hemsworths als Vorbild: Das MCU perfektioniert den Superheldenkörper

Jetzt ist Pattinson dran, der aus dem Batman-Köper ein kleines Politikum macht. Wir verlangen immer krassere Transformationen von den Superheldendarstellern. Es ging wahrscheinlich alles los, als Tobey Maguire in Spider-Man über Nacht ca. 5 Kilo Muskelnmasse wuchsen (Tatsächlich trainierte Maguire den gesamten Dreh über mit Gewichten, die Szene wurde am Ende der Produktion aufgenommen).

Maguire ist kein Tier wie Henry Cavill, liefert uns aber eine spektakuläre Transformation, einen Wow-Moment im Kino, der nichts mit einer Actionszene zu tun hat. 9 Jahre später erstrahlt der Thor-Oberkörper im Lichte New Mexicos. Der erste perfekte MCU-Körper von vielen.

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Pattinson meint mit seinem Seitenhieb auf wie wild trainierende Superheldendarsteller wahrscheinlich vor allem Chris Hemsworth, der seinen übermenschlich definierten Body mittlerweile erfolgreich in bares Geld ummünzt. Seine Fitness-App, deren bestes Nachher-Bild er selbst ist, kostet bis zu 28 Euro monatlich. (Und hat schlechte Presse )

Das MCU spuckt fettfreie, hochtrainierte Körper genauso verlässlich aus wie millionenschwere Blockbuster. Scarlett Johansson hungerte und sportete monatelang, um in ihren Black Widow-Suit zu passen.

Kumail Nanjiani, den meisten zuvor als gemütlicher Programmierer in Silicon Valley bekannt, überraschte dieses Jahr mit einem hochgejazzten Körper, den er fast ein bisschen entschuldigend bei Instagram präsentierte, peinlich berührt von dem unfassbaren Ergebnis - und dem Bedürfnis, damit zu prahlen, wobei solche Transformationen inzwischen zu Marketing-Kampagnen für Superheldenfilme gehören wie Trailer und Poster. Nanjiani spielt einen Helden im kommenden MCU-Film Eternals.

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Dieses Bild wirkt wie die Parodie eines Versuchs, Superheldenkörper nachzuahmen, was ein verrücktes Unterfangen ist, weil Comics ganz bewusst Traumkörper zeichnen. Noch 2009 wollte Warner seinen Darstellern diesen auszehrenden Prozess nicht zumuten. Um den Körperidealen des extrem muskelbepackten Comedian gerecht zu werden, schnürte sich Jeffrey Dean Morgan bei Watchmen in einen Muscle-Suit , was fast schon wieder komisch ist.

Marvel und Co.: Superheldenkörper haben nichts mit der Realität zu tun

Pattinsons Haltung mag zunächst wie Faulheit wirken, er erkennt jedoch ein Problem, das längst außer Kontrolle geraten ist. Diese ganzen Filmkörper der Superheldendarsteller werden von ihren Fans quasi als Standardwert in die Realität überführt, die Momentaufnahme an die Star-Persona geheftet. Das führt zu bizarren Verwechslungen.

Nur 2 Beispiele: Der Netflix-Star Noah Centineo musste sich an einer Modeaufnahme messen lassen, die ihn mit messerscharfen Bauchmuskeln zeigt. Eine Privataufnahme von ihm, die ihn gut im Saft und mit etwas mehr Kilos zeigt, kommentierten Nutzer mit Sätzen wie "Der hat sich aber gehen lassen" und ähnlichem. Fans verteidigten ihn daraufhin .

Dasselbe passierte Aquaman-Darsteller Jason Momoa, auch privat ein muskelbepackter Hüne, der sich auf einem Urlaubsbild mit etwas mehr Fett auf den Rippen zeigte und dafür Spott erntete.

Chris Pratt mit Muskelbrett

Normalerweise dehydrieren diese Darsteller vor den "Show-off"-Szenen in Marvel- und DC-Filmen noch mal extra und arbeiten Wochen auf diese Momente hin. Kurz danach versinkt das Six-Pack wieder etwas tiefer in der Bauchhöhle.

Soll heißen: Die Ultra-Körper wurden zwar auf natürlichem Wege herbeigeführt (ich will hier nicht über Hilfsmittel spekulieren). Sie sind aber nicht lange von Bestand, weil der Lebensstil nicht alltagstauglich ist. Diese Waschbrettbäuche sind eine Fiktion, ein Spezial-Effekt. Wie lang hat wohl Chris Pratt seine Form aus Guardians of the Galaxy behalten?

Ein guter Zwischenweg: Wie wird Pattinsons Batman-Körper aussehen?

Pattinson steuert jetzt behutsam in eine Gegenrichtung. Er trainiert durchaus für Batman, aber moderat. Trotz Quarantäne erarbeitete er sich eine Muskelmasse, die zu dem realistischen Ansatz des Film passt, der sich auch in der Wahl des Batmobils ausprägt.

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Pattinson ist nebenbei bemerkt mitnichten der Lauch, zu dem ihn manche Fans machen wollen. Er arbeitet aber eher natürlich an sich, wie ein Männermagazin  beobachtete. Er baut Muskeln hauptsächlich mit eigenem Körpergewicht auf und läuft drei Mal die Woche fünf bis 10 Kilometer, geht hin und wieder ins Fitnessstudio und macht Kampfsport. Einen Ben Affleck-Körper kriegt er so nicht.

Pattinson: Trainingsverweigerung als Akt der Rebellion

Robert Pattinson ist der richtige Mann zur richtigen Zeit. Er widersteht dem Druck, den seine Vorgänger auf ihn ausüben, auch weil er es sich leisten kann. DC und Warner suchen gerade nach hochprofilierten Schauspielern, die Figuren formen und ihnen eigene Richtungen verpassen können.

Pattinson braucht Batman nicht, Batman braucht ihn, den Neuimpuls. Sein Talent als Darsteller ist wichtiger als sein Körper. Die Trainingsverweigerung fällt da auf fruchtbaren Boden. In der großen weiten Superheldenwelt wirkt sie wie ein Akt der Rebellion, der Folgen haben könnte.

Podcast zum Chris Hemsworth-Actioner bei Netflix

In dieser Minifolge unseres Podcasts Streamgestöber nehmen wir den Netflix-Actionfilm Tyler Rake: Extraction unter die Lupe und diskutieren, für wen er sich lohnt.

Andrea fragt Actionfan Jenny über die Highlights des Films, die Actionszenen und den Grat der Brutalität aus. Dabei kommen auch mehrere Action- und Kriegsfilme zur Sprache, die ihr euch nach Tyler Rake vormerken könnt.

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Wie gefällt euch Pattinsons Batman-Ansatz?

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