Die verstörende Ruhe des Grauens in Dunkirk

07.04.2018 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
He might never be himself again...
Warner Bros. / moviepilot
He might never be himself again...
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Christopher Nolan ist einer der meistgefeierten Regisseure unserer Zeit und auch sein neuestes Werk hat beeindruckt, erschüttert, ermahnt. Aber ist Dunkirk sein bester Film? Und ist er so verstörend, so nachhaltig wie es andere, große Kriegsfilme sind?

Christopher Nolan hat sich mit Dunkirk in eine lange Reihe von großen, ja historischen Filmemachern eingereiht, die den Krieg mit all seinen Schrecken, seiner Grausamtkeit, seinem Tod und seiner Zerstörung auf die Leinwand gebannt haben. Mit Dunkirk hat er nicht nur _Chewbacca_ beeindruckt, aufgerüttelt und zunächst sprachlos zurückgelassen - aber reicht das, um ein großer Kriegsfilm, um vielleicht DER sein Genre und dessen Aussagen definierende Kriegsfilm zu sein?

Der Kommentar der Woche von _Chewbacca_ zu Dunkirk

Ein paar Tage nach der Sichtung haben sich meine Emotionen beruhigt und ich kann diesen Film für mich besser einordnen und bewerten.
Nolan zeigt, dass er zu den vielseitigsten Filmemachern gehört, bei dessen Werken am Ende sehenswerte Filme herauskommen. Untermalt von einer außergewöhnlichen und sehr guten Filmmusik, präsentiert er einen bemerkenswerten Blick auf furchtbare Ereignisse, die die Alliierten gegen Hitlers Allmachtfantasien durchleben und erfahren mussten. Die Grausamkeiten waren kaum zu ertragen, und gerade hier zeigt Nolan seine klasse Filmkunst in der realistischen Darstellung der Ereignisse. Die Schiffe sinken binnnen Minuten, Soldaten, Sanitäter und alle Beteiligten des Massakers ersaufen gnadenlos und werden an den Stränden, zu Wasser, in der Luft niedergemäht. Das alles zeigt er in einer schonungslos und verstörend ruhigen Art und Weise, die einem ständig vor Augen führt, wie schrecklich die Ereignisse waren. Dazu benutzt er eine Geräuschkulisse, die das Gesehene eindringlich und fühlbar machen.
Hier zeigt er seine ganze Kunst. Ebenso hat mir seine Erzählstruktur gefallen.

In Sachen Nachhaltigkeit stelle ich aber fest, dass der Film keinen großen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Filmgigant Stanley Kubrick hat mit Full Metal Jacket den Beweis geliefert, dass ein Film sich in meine Gedanken brennen und verewigen kann. Dieses Meisterwerk bleibt meine Eins in diesem Genre.
Ebenso hat mich Meisterregisseur Steven Spielberg in der Der Soldat James Ryan während der Landungssequenz im ersten Teils seines Films dermaßen schockiert, dass ich erst hier vor Augen geführt bekam, wie furchtbar das Leiden der Soldaten gewesen sein musste und welche schrecklichen Ängste sie durchleben mussten, als sie an der Küste dem gnadenlosen Monster der Vernichtung begegneten.

Für mich reiht sich Nolans Werk unter diesen beiden Werken ein, eben weil es keinen nachhaltigen Effekt gab oder gibt. Dennoch ist es ein sehenswerter Film, eine Geschichtsstunde für alle jene, bei denen Krieg nur noch eine Nachricht oder Teil der Vergangenheit ist, und ich wünschte mir, ich hätte diese fantastischen Bilder im IMAX-Format erleben dürfen. Nolan ist und bleibt einer der besten Regisseure, die wir zur Zeit haben.

Das Schlachtfeld des Originalkommentars findet ihr hier.

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