Die Frage nach dem Aufnahmekriterium

08.02.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Berlinale-Tagebuch, die Zweite
Camino Filmverleih / Pathé
Berlinale-Tagebuch, die Zweite
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Tag 2 der Berlinale 2014. Filme, Filme und Filme. Drei waren es schließlich an der Zahl. Dabei fragte ich mich nach den ersten zwei Beiträgen, was eigentlich nötig ist, um im Wettbewerb zu laufen. Gewisse Vorzüge waren zu erkennen.

Ich hatte mich noch nicht ganz von der Star-Power, welche ich am vergangenen Tag bei der Pressekonferenz zu Grand Budapest Hotel erlebt hatte, erholt, da startete schon der zweite Tag der Berlinale. Diesmal zwar weitaus früher, aber ich war – wieder einmal – bereit. Auf dem Programm standen heute drei Wettbewerbsfilme, die ich mir direkt hintereinander ansah: Jack, der deutsche Beitrag von Edward Berger, der algerisch-französisch-amerikanisch-mexikanische (absichtliche Übertreibung!) Film Two Men in Town und das Soldatendrama von der Insel, 71 – Hinter feindlichen Linien.

Ich gebe zu, die gestrige Begegnung hatte mich ein bisschen auf den Star gebracht, wie ich in diesem Fall zu sagen pflege. Doch diesbezüglich schien der Tag mau, denn es stand keine große Pressekonferenz an, die ich hätte besuchen wollen. Stattdessen stellte ich mich darauf ein, drei Filme am Tag direkt hintereinander zu sehen. Kein Grund für Mitleid! Im Rahmen der Berlinale ist dies nicht viel, für mich nichts Neues und absolut aushaltbar – wenn die Filme stimmen. Drei sind eigentlich noch wenig, aber angesichts der Auswahl schonte ich mich heute eher, um mich am Wochenende filmisch auszupowern. Und heute sollte es soweit sein: Ich betrat die heiligen Hallen.

Kleine Anekdote am Rande: Während ich ja gestern in einem wichtigen Moment verzweifelt nach meinem Presseausweis kramte, war ich heute klüger und nutzte das mitgegebene Schlüsselband. Als ich dann schließlich vor dem Kontrolleur beim Berlinale-Palast stand, tada, bekam ich die Karte samt Anhänger nicht aus meiner Jacke, da sie sich im Cardigan verfangen hatten. Und wieder stand ich bedröppelt vor dem Einlass und kramte. Ich schwor mir, ab sofort meine Akkreditierung über der Jacke mit Leuchtsignalen kenntlich zu machen: Hier gucken! Noch etwas schlaftrunken setzte ich also meinen ersten Fuß in den Palast. Auf meinem Weg zur wiederversammelten Presse-Schlange passierte ich Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu und… ich blieb kurz stehen. Vogel und Bleibtreu? So früh am Morgen. Das war in der Tat ein interessanter Anblick. Um mich nicht ganz auffällig zu verhalten, ging ich weiter. Wollte mich ja nicht bei jeder Gelegenheit als ehemaliges Landkind outen, welches bei jedem bekannten Gesicht gleich einen Herzstillstand erleidet.

Und da waren sie wieder: meine geliebten Presse-Kollegen, die sich wieder fein säuberlich an den Eingängen reihten, um ja gute Plätze zu erhalten. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Beutel gesattelt, Fäuste geballt und los! Gerade, als ich mich zum Prügeln bereit machte, gingen die Massen ohne Drängeln und Schubsen geordnet nach oben. Etwas irritiert schloss ich mich ihnen an und betrat den riesigen Saal. Wow! Was für ein Prachtsaal. So stelle ich mir meinen zukünftigen privaten Vorführraum vor. Die Beinfreiheit lässt ein wenig zu wünschen übrig und die Lehnen könnten für den Kopf höher sein, aber was tut man nicht alles (an dieser Stelle muss ich darauf hinweisen, dass es sich hierbei um Ironie handelt, falls es… nun, ihr wisst schon). Ich platzierte mich direkt hinter zwei Reihen, die abgesperrt waren und wartete. Ich war gerade in meinen Terminkalender vertieft, als ich kurz aufschaute. Und wieder hinabblickte. In jenem Moment brannten Sicherungen bei mir durch. In Bruchteilen von Nanosekunden gingen wahrscheinlich diverser Reaktionen in meinem Körper vor, die sich im Endeffekt folgendermaßen äußerten: WAS ZUM HENKER MACHT CHRISTOPH WALTZ HIER?

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