Constanzes Cannes-Liebling - Barton Fink

18.05.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Gleich dreifacher Cannes-Sieger: Barton Fink.
Universal Pictures
Gleich dreifacher Cannes-Sieger: Barton Fink.
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Am Mittwoch starteten die 65. Filmfestspiele von Cannes und wir präsentieren euch passend zum Festival unsere persönlichen Lieblingsgewinner der Cannes-Historie. Heute blicken wir zurück auf den skurrilen Coen-Film Barton Fink von 1991.

Es ist wieder soweit: Das Festival Cannes erstrahlt im Glanz der Crème de la Crème des Filmgeschäfts. Bei uns bekommt ihr deswegen einen besonderen Service geboten, denn in den letzten Tagen haben euch bereits Racoon und syrbal aus der moviepilot-Redaktion ihre liebsten Gewinner des Filmfestivals präsentiert. Mit Barton Fink von Joel Coen und Ethan Coen gesellt sich heute ein unbekannterer Film des Kult-Duos dazu, der 1991 nicht nur die begehrte Palme d’Or für den besten Film ergatterte, sondern für den auch noch Joel Coen als bester Regisseur und John Turturro als bester Darsteller ausgezeichnet wurden.

New York, 1941: Der leidenschaftliche, idealistische Theaterautor Barton Fink (John Turturro) feiert mit seinem Stück Nackter Verfall der Chöre – Triumph des einfachen Mannes große Erfolge am Broadway, er selbst verfolgt aber nur ein Ziel: Er will das Theater von Grund auf erneuern. Nichts erscheint ihm ferner, als seine Seele an ein Filmstudio zu verkaufen und belanglose Massenware zu produzieren. Doch der naive Barton fügt sich schließlich, als ihn Capitol Pictures unter Vertrag nimmt und ihm ein gutes Einkommen bescheren will. Er soll ihnen das Drehbuch zu einem konventionellen Ringer-Film liefern, der das typische Barton-Fink-Gefühl vermittelt. Doch Barton, der sich zum Schreiben in ein skurriles Hotel einquartiert, gerät in eine Schaffenskrise. Bei seinem ebenso liebenswerten wie sonderbaren Nachbar Charlie Meadows (John Goodman) und der Schriftsteller-Assistentin Audrey (Judy Davis) sucht er nach Hilfe – und gerät in einen Sog aus verstörenden Ereignissen.

Barton Fink ist so voll von skurrilen Figuren und absurden Einfällen, dass es schwer fällt, etwas Besonderes herauszugreifen. Natürlich ist da zuallererst der Protagonist selbst, der mit schräger Frisur und Le Corbusier-Brille auffällt und sich in (Wahn-)Vorstellungen zu verlieren scheint. Aber auch der von Steve Buscemi gespielte Hotelpage Chet, der anfangs aus einer Luke im Boden steigt, hat etwas sehr Sonderbares an sich. Und natürlich ist da auch noch der Versicherungsvertreter Charlie Meadows, eine glänzende Rolle für den gut aufgelegten John Goodman. Er verwandelt sich von einem einfältigen, aber sympathischen Kumpeltyp in einen Psychopathen und lehrt uns damit das Fürchten – ich möchte Charlie jedenfalls nicht gern auf dem Flur begegnen. Der eigentlich Star des Films ist aber das Hotel selbst, das ein Eigenleben entwickelt und in dem sich die Psyche von Barton widerzuspiegeln scheint. Fans von David Lynch sollten hier auf ihre Kosten kommen.

Mit Sicherheit ist Barton Fink deshalb der wohl schwer zugänglichste Film der Coen-Brüder. Der skurrile Mix aus Komödie, Drama und Psycho-Thriller verwischt die Grenzen zwischen Realität und Vorstellungskraft und lässt uns Zuschauer damit etwas ratlos zurück. Aber gerade dadurch, dass Barton Fink letztlich mehr Fragen aufwirft als er Antworten liefert, setzt er sich in unseren Köpfen fest und regt zum Nachdenken an – zumindest diejenigen unter uns, die sich darauf einlassen wollen. Denn Barton Fink zeichnet sich durch ein sehr langsames Erzähltempo aus und konzentriert sich mehr auf seinen Protagonisten als auf eine außergewöhnliche Handlung. Dank seiner rätselhaften Motive und Symbole, die sich einer eindeutigen Entschlüsselung entziehen, bleibt der Film aber auch nach mehrmaligem Schauen faszinierend. Außerdem versteht sich Barton Fink als zynische Abrechnung mit der skrupellosen Geldgier Hollywoods und der Kommerzialisierung der Filmbranche und unterhält uns damit glänzend. Meiner Meinung nach gab es dafür zurecht die Goldene Palme.

Was haltet ihr von Barton Fink und welcher ist euer liebster Coen-Film?

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