Christoph Waltz: In Inglourious Basterds ein aalglatter Judenjäger

26.05.2009 - 10:30 Uhr
Christoph Waltz in Inglourious Basterds
Universal Pictures
Christoph Waltz in Inglourious Basterds
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Nach seinem Cannes-Erfolg in Inglourious Basterds ist der österreichische Schauspieler Christoph Waltz in aller Munde. Als Fernsehgesicht ist er dem einen oder anderen durchaus bekannt, Kinorollen waren bisher rar gesät für den Wahl-Londoner, der es auch schon mal in Hollywood versucht hat.

Christoph Waltz ist im deutschen Fernsehen festgelegt und unterfordert, im Kino überaus selten präsent. Nur gelegentlich erhält der gebürtige Wiener Rollen, die sein ganzes Talent zeigen. Etwa als Entführer Dieter Cilov in dem Fernsehfilm Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker (2000) unter der Regie von Peter Keglevic. Sein Opfer ist der reiche Richard Oetker, den er in eine Holzkiste im Wald versteckt. Wenn sich der Mann in der Kiste bewegt, wird er mit Elektroschocks behandelt. Oder die Rolle des Roy Black in der Filmbiographie Du bist nicht allein – Die Roy Black Story (1996). Hier singt er teilweise selbst und kann Aufstieg und Fall des Schlagerstars einige beklemmende Akzente abgewinnen. Ansonsten wird der Schauspieler häufig für größere Nebenrollen engagiert, arbeitet mit Oskar Roehler, Leander Haußmann und Marc Rothemund zusammen. Aber der große Durchbruch bleibt für den angesehenen Charakterdarsteller aus, das deutschsprachige Kino hat zu wenig Rollen für den Darsteller.

Das könnte jetzt, nach dem Erfolg von Inglourious Basterds, anders werden. Seine Darstellung wird einhellig gelobt. Er hat seine Chance, in einem großen amerikanischen Film mitzuspielen, eindeutig genutzt. Dabei hatte es Christoph Waltz schon einmal in Amerika versucht. Nach seiner Ausbildung am renommierten Max Reinhardt-Seminar ging er nach New York und wurde im Actor’s Studio aufgenommen, wo schon Marlon Brando und Paul Newman ihr Handwerk lernten. Danach wollte er den amerikanischen Film erobern, aber sein Agent wies ihn daraufhin, dass er in den nächsten Jahren wohl nur als deutscher Nazi über die hintere Leinwand laufen würde. Also kehrte er nach Europa zurück, arbeitete überaus erfolgreich au diversen Theaterbühnen und beim Fernsehen, aber so richtig durch startete seine Karriere nicht. Deutschland ist dann eben doch ein kleines Filmland und Christoph Waltz Sprachkenntnisse – er spricht deutsch, englisch, französisch und italienisch – so gar nicht gefragt. Bis Quentin Tarantino kam, der gerade seine polyglotten Fähigkeiten besonders schätzte.

Aussagekräftig also, dass der Schauspieler sich jetzt als SS-Oberst Hans Landa die weltweite Aufmerksamkeit gespielt hat. " Sein gebildeter, eitler, gerissener, charmanter, skrupelloser Oberst hält das Heft von der ersten bis zur letzten Sekunde in der Hand und scheut sich auch nicht, die Weltgeschichte zu seinen eigenen Gunsten zu manipulieren. … Im Wesentlichen darf Brad Pitt eine schneidige Rede halten und die Kommandos zum Skalpieren geben. Ansonsten steht er eher linkisch herum, während Christoph Waltz im Vordergrund wie ein Haifisch lächelt, freundliche Gemeinheiten verteilt oder eiskalt mordet.", resümmiert Hanns-Georg Rodek in der Welt.

Christoph Waltz hat nach Hans Landa und den Dreharbeiten mit Quentin Tarantino seine Berufung wiedergefunden. So jedenfalls bedankte er sich bei dem Regisseur, als er die Auszeichnung in Cannes als Bester Darsteller entgegennahm. Und vielleicht kann er sich auch später bei dem Kultregisseur bedanken, denn die Türen von Hollywood könnten sich endlich für ihn geöffnet haben.

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