Billions - Wie gut ist die Business-Serie?

19.01.2016 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Damian Lewis und Paul Giamatti in BillionsShowtime
0
2
Hedgefonds-Manager, Investment-Banker, ein CEO und ein Staatsanwalt sind die Krieger in der komplexen Finanzsoap Billions. Die Hauptrollen spielen Damian Lewis und Paul Giamatti. Wie's war, lest ihr im Pilot-Check.

Sexuelle Triebe produzieren in Gesellschaften eine gewisse Egalität, da jeder irgendwelche hat. In stark hierarchisierten Gesellschaften greift dann auch die anthropologische Frank Underwood-Blaupause „Alles dreht sich um Sex. Außer Sex. Bei Sex geht es um Macht.“ Wenn wir also in der ersten Szene der ersten Episode von Billions einen Staatsanwalt dabei beobachten, wie er sich von einer Prostituierten mit einer glühenden Zigarette das struppige Brusthaar (und mehr) versengen lässt, dann tun wir das in der Gewissheit: Der von Paul Giamatti gespielte Staatsanwalt wird diesen Spaß bald mit mehr bezahlen müssen als dem unter Besserverdienern üblichen Sexarbeiter-Honorar. Die Sünde nämlich ist die Währung desjenigen, der erpressen und korrumpieren will.

Der Pilot stellt die Schachfiguren

In den letzten Jahren zwischen den Finanzkrisenwellen, die uns gelegentlich heimsuchten, haben sich nur wenige Filme dem Finanz-Milieu genähert. The Wolf of Wall Street, Ohne Limit (von Billions-Regisseur Neil Burger) und jetzt natürlich The Big Short gab es da. Bis auf Der große Crash - Margin Call, der in seinem Aufbau eher einem Katastrophenfilm glich, führten alle Filme satirische Untertöne, denn über die Gier lässt es sich, wie über jede andere Todsünde auch, trefflich scherzen. Dagegen ist Billions bierernst, nimmt sich und seinen Gegenstand, den Finanzsektor, ebenfalls ernst und muss deshalb auch ohne das Auffangnetz der Satire auskommen. Stattdessen stellt Billions in House of Cards-Manier in seinem Pilot die wichtigsten Schachfiguren auf ein Brett, das eben nicht Washington, D.C. heißt, sondern Wall Street, Manhattan, das andere Machtzentrum der USA.

Die Generäle heißen Chuck Rhoades, der Staatsanwalt von oben, und Bobby Axelrod. „Bobby Axelrod ist ein Mike Tyson in seiner Blütezeit“, das sagt Chuck Rhoades über ihn, seine Nemesis. Kurz zuvor ist Rhoades ein Stapel belastendes Material zum rücksichtslos seinen Reichtum mehrenden Axelrod zugekommen. Den Moment, in dem sich in seinem Kopf die richtige Taktik zur angemessenen Investition des Materials ausbreitet, kostet Rhoades bei ein paar Hähnchenflügeln aus. Gerne werden in Machtdramen wie House of Cards die Shakespeare-Federn geschwungen und auch in Billions blitzt dann und wann herrliche Theatralik auf. „Ein guter Matador versucht nicht, einen unverletzten Stier zu töten“, schließt Rhoades seinen Taktikmonolog. Soll heißen: Die Staatsanwaltschaft wartet auf den rechten Moment, um Axelrod ein für alle Mal festzusetzen.

Bobby Axelrod ist nicht zu trauen

Bobby Axelrod ahnt davon noch nichts. Ok, wahrscheinlich tut er das durchaus, lässt es sich aber nicht anmerken. Stattdessen bläst er arglosen Jung-Tradern zwecks Zurechtweisung eine ganze BWL-Vorlesung innerhalb einer Minute in die verdatterten Gesichter, bis ihnen die Ohren glühen. Billions-Regisseur Neil Burger hat sich für den gepfefferten BWL-Input einen Mann an Bord geholt, der weiß, wie der trockene Business-Kram publikumsgerecht aufbereitet wird. Der Wirtschaftsjournalist Andrew Ross Sorkin schrieb mit am Drehbuch zum Piloten und davor genau das richtige Buch für einen entspannten Strandbesuch: Die Unfehlbaren - Wie Dealer und Politiker nach der Lehmann-Pleite darum kämpften, das Finanzsystem zu retten ... und sich selbst.

Vortragen darf seine BWL-Punchlines Damian Lewis als Bobby Axelrod, dem dabei stets ein wenig Erkältungskolorit in der heiseren Stimme mitschwingt. Er spielt das mächtige Finanzgenie verschmitzt wie immer, nur die Tiefe fehlt seiner Rolle noch. Aber die wird kommen. Denn Lewis verkörpert wie bereits in Homeland und Life Männer, denen irgendwie nicht zu trauen ist, denen wir aber gerne trauen würden, da charmant, charismatisch und eloquent.

Doch Obacht: An der Spitze seiner Firma steht Bobby nur, weil seine Partner allesamt bei den Anschlägen des 11. September in einem der Türme waren. Das schlechte Gewissen hält sich bei ihm in Grenzen und dennoch gibt er sich überzeugend als Familienunternehmer, der vielversprechenden Praktikanten das teure Elite-Studium bezahlt. Gegen ihn muss man dreidimensionales Schach spielen, weiß Staatsanwalt Chuck Rhoades, der eben genau deshalb seine signifikanten Beweisstücke fürs Erste zurückhält - für den Schlag zur rechten Zeit.

Bis die Fetzen fliegen

Darauf müssen wir uns dann auch in den kommenden Episoden einstellen: Einen strategischen Stellungskrieg geführt mit Intrigen, Manipulation, Informationen und falschen Fährten. Und obwohl sich die Politik und die Wirtschaft gegenüberstehen, ist das kein Krieg der Ideologien – wahrscheinlich geht es nur um so was Profanes wie Macht. „Wenn ich die Klage einreiche, dann heißt es nicht Gemeinde gegen ..., nicht Staat gegen ..., nein, dann sind es die Vereinigten Staaten gegen ....“, schmettert der kugelige Rhoades dem schneidigen Axelrod entgegen, als sie sich in der Serie zum ersten Mal treffen. Die beiden können sich wirklich nicht leiden. Die Höflichkeiten, auch die gespielten, haben sie längst hinter sich, da gibt es kein süffisantes Getänzel. Da fliegen direkt die Fetzen.

Beide sind sich ihrer Machtfülle vollauf bewusst. Hinter Rhoades steht die Justizia der Vereinigten Staaten, hinter Axelrod seine Milliarden „Weißt du, wie sich das anfühlt, Milliardär zu sein? Wenn du als Milliardär einen Raum betrittst, dann wie eine Frau mit einem perfekten Paar Brüste. Du weißt genau, wo sie alle hinschauen und weißt genau, was sie wollen.“ Das sagt Axelrod zu Chucks Frau Wendy (Maggie Siff), die in seiner Firma als Motivations-Coach angestellt ist, was den Beef zwischen Chuck und Bobby natürlich verkompliziert, weshalb Wendy auch um ihre Kündigung ersucht. Trotzdem wollen beide in Kontakt bleiben. So richtig Zündstoff kommt aber in die Sache, als wir am Ende des Piloten erfahren, dass die vermeintliche Prostituierte, die sich an Chuck mit einer Zigarette verging, eigentlich seine Frau Wendy war. Das wird noch lustig mit Billions.

Werdet ihr euch die Serie ansehen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News