Auf den Spuren der Netflix-Serie Marco Polo in Paris

12.12.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Marco PoloNetflix
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Heute veröffentlicht Netflix die ganze erste Staffel der eigenproduzierten Abenteuer-Serie Marco Polo. Aus diesem Anlass durfte ich vor ein paar Wochen im Rahmen von Interviews für moviepilot nach Paris fliegen und habe mein eigenes Abenteuer erlebt.

Marco? Polo! Ja, genau der Marco Polo, jener venezianische Abenteurer, den es im Rahmen seiner Reisen vor allem nach Asien verschlagen hat, erobert ab heute die heimischen Bildschirme. Die eigenproduzierte Netflix-Serie kündigt sich seit mehreren Monaten an. Heute ist es so weit und wir erfahren mehr über die Erlebnisse des Mannes, der seinen Nachfahren nicht einmal die Hälfte der Geschichten hinterlassen hat, die er tatsächlich erlebt hat. Aus diesem Anlass kommt Jenny vor ein paar Wochen an meinen Schreibtisch, erzählt, dass Netflix zu Interviews in Paris eingeladen hat, und fragt mich, ob ich Lust hätte, diese für moviepilot zu machen. Aufgeregt sage ich spontan ja und bin mir in diesem Augenblick noch gar nicht sicher, auf was für ein Abenteuer ich mich da überhaupt eingelassen habe: Mein erster Interview-Ausflug für moviepilot, mein erster Paris-Besuch und mein erster Flug seit ich nicht mehr nach der sicheren Hand von Mama und Papa greifen kann. Excitement-Level: ansteigend.

Dann beginnt die Reiseplanung. Einerseits schickt die Agentur in kleinen Häppchen Details bezüglich Flug, Unterkunft und Ablauf der Junkets. Darüber hinaus decke ich mich mit Proviant und anderweitigen Dingen ein, die die 100-ml-Grenze nicht überschreiten. Rae leiht mir sogar ihre Kamera aus, damit ich euch jetzt auch Beweisfotos von meinem Paris-Abenteuer zeigen kann. Nicht, dass noch einer denkt, ich hätte das hier alles erfunden. Eine weitere Mail der Agentur mit dem Betreff Screeners of the Netflix Original Series MARCO POLO trudelt in meinem Postfach ein und ich freue mich über die ersten sechs Episoden der Serie. Jetzt noch schnell Fragen für das Interview notieren und sich kurz in die Vita der Showrunner und Hauptdarsteller einlesen, um perfekt vorbereitet zu sein. Dann steht der Tag der Abreise schon vor der Tür und ehe ich mich versehe, tigere ich durch den Berliner Flughafen Tegel und versuche mich zwischen unzähligen Schrifttafeln, überwältigenden Menschenmassen und den kryptischen Symbolen, Zeichen und Kodierungen auf meinem Ticket zurechtzufinden.

Shining feat. The Grand Budapest Hotel

Am richtigen Terminal mit passendem Gate schließlich angekommen (okay, so groß ist Tegel nun wirklich nicht) beruhigt sich auch mein Puls wieder. Jetzt heißt es warten, denn in aller Panik, den Flieger zu verpassen, bin ich natürlich viel zu früh Richtung Flughafen aufgebrochen. In Berlin ist es mittlerweile dunkel geworden, auf dem Rollfeld herrscht trotzdem reges Treiben. Kurz nach 18:00 Uhr beginnt das Boarding: Oceanic Flight 815? Ready for take-off! Zugegeben, ich bin mit Air France geflogen, aber das hatte immerhin den positiven (?) Nebeneffekt, dass wir unterwegs nicht auf einer Insel abgestürzt sind. Wie gerne hätte ich bei Desmond, Sawyer, Hurley und Co. kurz auf ein Dharma-Bier vorbeigeschaut. Wie dem auch sei: Viele Sicherheitshinweise, eine Cola und zwei französisch sprechende Sitznachbarn später erfolgt die Landung in Paris, genau genommen am Flughafen Charles de Gaulles. Auf diesen Teil hatte ich mich besonders gut vorbereitet. Allerdings muss ich schnell feststellen, dass der gigantische Gebäudekomplex nichts mit dem Flughafen zu tun hat, den ich aus Orly und Tatis herrliche Zeiten zu kennen glaubte.

Nachdem ich endlich den richtigen Ausgang gefunden habe, sticht zwischen all den Reisenden ein Mann mit Schild heraus, der das vertraute Netflix-Logo in die Höhe hält - hier bin ich richtig! An dieser Stelle mache ich ebenfalls Bekanntschaft mit meinen wundervollen Wegbegleitern auf dieser Odyssee: Leonie von joiz , Axel von Serienjunkies  und Alexander vom RBB . (Grüße, solltet ihr das lesen!). Gegen 09:00 Uhr sind wir vier schließlich im Herzen von Paris und das ist an dieser Stelle keine saloppe Formulierung, denn als uns der Chauffeur direkt vor dem Eingang des Hotel du Louvre absetzte, staunten wir nicht schlecht über die feine Unterkunft. Eingecheckt und Zimmer ausgecheckt - ja, regelrecht verirrt habe ich mich in dem gigantischen Apartment, das sich im ersten Stock am Ende eines Ganges (irgendwo zwischen Shining und Grand Budapest Hotel) befindet. Um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen, verabreden wir (Leonie, Axel und ich) uns auf auf ein Bier in einer kleinen Bar.

Louvre für Andrea

Ins Bett danach? Auf keinen Fall! Nicht zuletzt habe ich Laura ein Foto des Eiffelturms und Andrea ein Foto des Louvre versprochen. Also bin ich des Nachts noch einmal los, um Paris zu erkunden. Der Louvre ist schnell gefunden, Tom Hanks treffe ich leider nicht. Stattdessen entdecke ich in der Ferne die Spitze des Eiffelturms und denke mir: "So weit kann das nicht mehr sein. Das geht auch zu Fuß." Ein bisschen habe ich den Weg dann doch unterschätzt, dafür laufe ich über nächtliche Straßen und genieße die Stille der Stadt, die sich spätestens zu diesem Zeitpunkt wahrhaftig in jenen magischen Ort verwandelt, der mir aus Midnight in Paris und Before Sunset so vertraut war. Einer liebenswürdigen Ratte begegne ich unterwegs leider auch nicht, dafür erschlägt mich die Gigantomanie des leuchtenden Eiffelturms fast. So sehr mich der 324 Meter hohe Koloss begeistert, irgendwann ist es Zeit für den Rückweg. Blind vertrauend auf meinen - offensichtlich nicht vorhandenen - Orientierungssinn, wähle ich eine andere Route, um noch mehr von Paris genießen zu können.

Eine Stunde später: Ich habe mich hilflos verlaufen. Ein freundlicher Mann, der nachts um 02:00 Uhr glücklicherweise nichts Besseres zu tun hat, als seinen Hund aufzuführen, freut sich zuerst über meinen Schlamassel ("Haha, you're totally lost.") und hilft mir schlussendlich doch noch mit einer überaus hilfreichen Skizze aus der Patsche. Brenzlig wird die Lage erst, als ich eine halbe Stunde später vor dem verschlossenen Eingangsportal des Hotels stehe und verzweifelt versuche, dem Nachtportier zu erklären, dass ich wirklich ein Gast und kein einfach so dahergelaufener (junger) Junge bin. Am nächsten Morgen mache ich mich mit Leonie und Axel nach einem ungeplanten Frühstücks-Konflikt auf ins nächste Hotel, nämlich ins Le Mandarin. Hier finden die Interviews statt. Ein ganzer Gang wurde entsprechend vorbereitet und im Aufenthaltsraum der internationalen Pressegäste gibt es erste Instruktionen hinsichtlich des Ablaufs der Interviews und der Handhabung der persönlichen SD-Karte, die jeder Journalist in die Hand gedrückt bekommt. Excitement-Level: ZEHNTAUSENDFÜNFHUNDERTMILLIONEN.

Eiffelturm für Laura

Zwischen all den Professionals komme ich mir wie ein Amateur vor und dann ist es auch schon so weit. Das Licht vor dem Aufnahmezimmer springt von Rot auf Grün, ich gehe in den Raum und bekomme vor Aufregung kaum einen flüssigen Satz heraus. Auf einmal sitzen die Menschen vor mir, die ich zuvor sechs Episoden lang in einer Welt voller Lügen, Intrigen und Verrat agieren gesehen habe: Newcomer Lorenzo Richelmy, heimlicher The Dark Knight-Star Chin Han und Zhu Zhu, die ich bisher nur aus Cloud Atlas - Alles ist verbunden und The Man with the Iron Fists kannte. Als mich dann auch noch Showrunner Daniel Minahan, der gemeinsam mit John Fusco Marco Polo entwickelt hat, auf mein T-Shirt anspricht und erzählt, dass er erst das letzte Wochenende aufgrund des interfilm  -Kurzfilmfestivals in Berlin verbracht hat, bin ich total durcheinander und stottere die improvisierten Versionen meiner zuvor sorgfältig aufgeschrieben Fragen ins Mikrofon. So aufgeregt war ich das letzte Mal vermutlich vor dem Abitur. Oder so. Das Ergebnis könnt ihr euch oben in der Playlist anschauen. Ein Dank geht an Mario, der meine Aufregung im Schnitt gekonnt kaschiert hat.

Zurück bei den anderen Journalisten (mittlerweile sind weitere deutsche Kollegen unter anderem von moviemaniacs  eingetrudelt) werden zur Mittagszeit köstliche Snacks serviert. Bald macht sich dann meine kleine Gruppe wieder auf den Weg zum Flughafen. Die Gespräche drehen sich jetzt natürlich neben obligatorischem Serien-/Film-/YouTube-Fachgesimpel um die Interviews und wie sie verlaufen sind. Gute 24 Stunden später steige ich schließlich wieder am Mehringdamm aus der U-Bahn. Hinter mir liegen drei Interviews, zwei Flüge und ein unvergessliches Abenteuer in Paris.

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