Arrival - Warum wir die Science Fiction mit Kopf wieder brauchen

03.12.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
ArrivalSony Pictures
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Mit Arrival läuft ein Science-Fiction-Film im Kino, in dem Ideen und Kooperation im Vordergrund stehen. Lest hier, warum das für mich wichtig ist.

Vor kurzem ist Arrival, der erste Science-Fiction-Film des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve, in den Kinos angelaufen, in dem Amy Adams und Jeremy Renner das Rätsel um die Ankunft von Außerirdischen im wahrsten Sinne mit Worten lösen müssen. Schon mit seinem psychologischen Thriller Enemy bewies der Kanadier, dass er ein Freund der großen Ideen ist und sein Publikum gerne zum Denken anregt. In der Science Fiction hat er dafür auch das passende Genre gefunden und zeigt, dass Sci-Fi-Konzepte auch Platz für große Ideen haben und Probleme eher mit Science anstatt Fiction gelöst werden sollten.

Villeneuve trifft damit genau den Ton, der in den letzten Jahren mit Filmen wie Ex Machina, Under the Skin und auch Interstellar angeschlagen wurde, nämlich, dass Science Fiction mehr zu bieten hat, als nur der Hintergrund für spektakuläre Action zu sein. Science Fiction, die stark auf wissenschaftliche Details und philosophische Ideen setzt, kann uns nicht nur intelligent unterhalten, sondern uns auch neue Ansichten lehren. Ich möchte erklären, warum diese Art der Sci-Fi gerade jetzt so wichtig ist und warum wir mehr davon brauchen.

Blade Runner

Was wir über eine mögliche Zukunft lernen können

Der Ursprung der Science Fiction geht auf die technischen Errungenschaften und den wissenschaftlichen Fortschritten in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Autoren versuchten, damals noch in Literaturform, die neuen Möglichkeiten der Wissenschaft in ihren Werken anzupreisen, oder uns aber, vor allem später, vor einer übertechnisierten Welt zu warnen. Für mich ist dies einer der Knackpunkte, weshalb kopflastige Science Fiction besonders jetzt so wichtig ist. Unsere globalisierte Welt dreht sich mittlerweile so schnell, dass sie uns manchmal so kompliziert und verwirrend erscheint, dass wir das Gefühl haben, bald nicht mehr hinterher zu kommen. Täglich werden neue technische Geräte und wissenschaftliche Erkenntnisse geliefert und wir von allen Seiten mit Informationen nur so beschallt. Sci-Fi, die sich uns nahen Themen annimmt und sie auf eine fantastische Weise verpackt, kann uns auf die unbekannte Welt von morgen vorbereiten, vielleicht sogar die Angst vor ihr nehmen.

Das Szenario eines zum Denken anregenden Science-Fiction-Films hat die Möglichkeit, unsere Sichtweise auf zwei Arten zu ändern: Entweder wir erkennen in ihr eine Dystopie, die uns abschreckt und ein Umdenken für bessere Welt in uns auslöst, oder aber, wir sehen in ihr eine erstrebenswerte Utopie, für die wir bereit wären, etwas an unserer Umwelt oder uns selbst zu ändern.

Under the Skin, mit Scarlett Johansson

Was wir über uns selbst lernen können

Eine der größten Fragen unsere Geschichte ist und bleibt immer noch, was uns eigentlich zum Menschen macht. Was ist dieses Ich und dieser Mensch? Auch wenn weder die großen Philosophen noch die Theologen eine richtige Antwort darauf wissen, kann uns die Science Fiction gewisse Denkanstöße dazu liefern. Nehmen wir Dark City, in dem außerirdische Wissenschaftler an den Persönlichkeiten von Menschen herum experimentieren, um herauszufinden, was genau sie ausmacht. Oder Under the Skin, in dem Scarlett Johansson als Alien in Frauengestalt auf die Erde kommt und sich mehr und mehr in Menschlichkeit verliert. Auch in Blade Runner werden existentialistische Themen angeschnitten.

Das Sci-Fi-Genre kann uns mit all seinen Außerirdischen, Mutanten und Künstlichen Intelligenzen ein Spiegelbild vorhalten. Diese anderen Wesen können uns zum Nachdenken bringen, was uns als Menschen ausmacht, in dem sie uns einen Spiegel vorhalten, in dem wir uns selbst reflektieren. Auch wenn wir dadurch bestimmt nicht alle Antworten finden werden, können wir uns zumindest nach dem Schauen die richtige Fragen stellen.

Was wir über Konfliktlösung lernen können

Auch wenn Arrival etwas zu moralisierend wirken kann, spricht es doch einen wichtigen Aspekt an: Probleme und Konflikte in Filmen können mit Worten, Ideen und Kooperation gelöst werden. Was in Arrival vielleicht zu überdeutlich dargestellt wird, ist aber ein wichtiger Bestandteil der Sci-Fi und auch eine wichtige Lektion für uns. Die ständige Verbundenheit über das Internet, die wir heute erleben, hat in gewisser Weise dazu beigetragen, dass wir etwas weiter voneinander wegdriften. Diskussionen arten schnell in Beschimpfungen und Gewaltandrohungen aus, anstatt sie als Austausch von Gedanken wahrzunehmen.

Das Lösen von Problem durch den Einsatz der Wissenschaft, oder Zusammenarbeit, ist ein wichtiges Thema in der Science Fiction, die weniger auf Action-Elemente setzt. Ob es nun um das bessere Verstehen einer fremden Spezies geht, oder um die Suche nach einem neuen Heimatplaneten der Menschheit: Der Austausch von Ideen der Figuren ist es, was letztendlich zur Lösung des Problems führt und was auch in unserer Geschichte den Fortschritt der Menschheit gewährleistet.

Arrival

Auch wenn Arrival Geschmackssache ist, hoffe ich auf einen großen Erfolg des Films, da es Hollywood signalisieren kann, dass Zuschauer mehr davon wollen. Besonders in Anbetracht von CGI-Möglichkeiten wäre es interessant zu sehen, wie Science-Fiction-Filme uns auf unterhaltsame und visuell beeindruckende Weise mehr zeigen können als gigantische Monster, Schlachten und Explosionen.

Wie ist eure Sichtweise auf den intelligenten Science-Fiction-Film und brauchen wir mehr davon?

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