Als Hitchcock seine Rebecca nach Berlin schickte

25.01.2010 - 14:32 Uhr
Rebecca
Selznick International Pictures
Rebecca
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Rebecca von Alfred Hitchcock eröffnete die 1. Berlinale im Sommer 1951, aber der Meister selbst ließ sich nicht blicken. Dafür kam Joan Fontaine und wurde frenetisch von den Berlinern umjubelt.

6. Juni 1951 in Westberlin: Die Bundesrepublik war noch jung, die Schäden des Zweiten Weltkrieges noch überall sichtbar und die Berliner saugten nach den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren alles auf, was nach Glamour, Glanz und Gloria aussah. Die Berlinale, auf Initiative der amerikanischen Militärregierung unter dem Motto “Schaufenster der freien Welt” gegründet, kam also genau richtig. Die Berliner säumten die Straßen, um sich die Stars aus aller Welt anzuschauen, die sich fünf Jahre nach dem Krieg nach Deutschland wagten. Meisterregisseur Alfred Hitchcock war nicht dabei, obwohl seine Rebecca aus dem Jahre 1941 die 1. Berlinale eröffnete.

Rebecca war der erste Hollywood-Film des Briten Alfred Hitchcock und sein bis dato teuerster. Während der Dreharbeiten kam es zu Streitigkeiten zwischen Produzent David O. Selznick und dem Regisseur. Alfred Hitchcock wollte mit seinem Humor eine bitterböse Geschichte erzählen, David O. Selznick dagegen eine werkgetreue Romanverfilmung für den amerikanischen Markt produzieren. Hier war der Roman von Daphne du Mauriers ein Bestseller; Orson Welles produzierte nach ihm ein Hörspiel. Also stießen Produzent und Regisseur aneinander und Alfred Hitchcock gab klein bei. In der Erinnerung verachtet er seinen ersten Hollywood-Film: “Das ist kein Hitchcock-Film. Das ist eine Art Märchen, […] eine ziemlich vorgestrige, altmodische Geschichte. Es gab damals viele schriftstellernde Frauen. Dagegen habe ich nichts, aber Rebecca ist eine Geschichte ohne Humor.” Wer allerdings genau hinschaut, wird in diesem ersten Hollywood-Film schon all jene Ingredienzien finden, die die Filme von Alfred Hitchcock zu Klassikern machen.

Nicht nur bei der Ausrichtung der Geschichte gab es Streit (so wurde das Ende harmonisiert und der Mord des Ehegatten zu einem Unfall), auch bei den Dreharbeiten gab es Probleme. Die Hauptdarstellerin Joan Fontaine stieß bei allen Beteiligten auf Ablehnung, besonders bei ihrem Film-Partner Laurence Olivier, der lieber seine Gattin Vivien Leigh in der Rolle gesehen hätte. Joan Fontaine bekam Depressionen wegen der schwierigen Verhältnisse bei Dreh und vielleicht hat sie deshalb die Rolle der verschüchternden, scheuen und ängstlichen Mrs. de Winter derart brillant auf die Leinwand gebracht.

Die Berliner jedenfalls störte die Streitigkeiten am Set gar nicht. 10 Jahre nachdem der Film in den USA gestartet war, kam Joan Fontaine am Berliner Flugplatz an und fuhr mit ihrem Auto durch die Stadt, begleitet von Tausenden jubelnden Zuschauern. Die Berliner waren regelrecht süchtig nach der Schauspielerin, und allen, die nach ihr kommen sollten. Bei den frühen Berlinalen in den 1950ern war besonders der Glamour-Faktor gefragt. Viele zahlreiche Filmstars präsentierten ihre Filme und flanierten auf dem Roten Teppich, wie etwa Gary Cooper, Sophia Loren, Jean Marais, Richard Widmark, Jean Gabin, Michèle Morgan, Henry Fonda, Errol Flynn, Giulietta Masina, David Niven, Cary Grant und Rita Hayworth. Was für Namen!

Wir werden von der 60. Berlinale für Euch berichten und Euch auch auf die Stars hinweisen, die in diesem Jahr das Filmfestival besuchen.

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